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Landeshauptstadt: Jetzt kaufen, später zahlen? Eine Beraterin über verschuldete Potsdamer

Frau Trakat, sechs bis sieben Prozent der Potsdamer sind überschuldet. Was sind die häufigsten Ursachen dafür?

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Frau Trakat, sechs bis sieben Prozent der Potsdamer sind überschuldet. Was sind die häufigsten Ursachen dafür? 

Meistens geht es um die Trennung vom Partner, dessen Tod, Krankheiten oder Altersarmut wegen zu geringer Renten, aber auch um Mängel bei der Haushaltsführung oder falsches Konsumverhalten.

Können Sie dafür ein Beispiel nennen? 

Gerade junge Menschen haben häufig einen großen Konsumwunsch. Statt Geld für ein bestimmtes Produkt zu sparen, erliegen sie den vielen Verlockungen, die in Form von Werbeprospekten jeden Tag im Briefkasten landen. Dort heißt es „Null-Prozent-Finanzierung“ oder „Jetzt kaufen und in einem Jahr zahlen“. Nicht jeder kann dem widerstehen.

Wie läuft so eine Beratung bei Ihnen ab? 

Zunächst machen wir sozusagen eine Anamnese: Wir klären, wie hoch das Einkommen ist und wie die familiären Verhältnisse sind, ob etwa Unterhaltsverpflichtungen bestehen. Dann verschaffen uns einen Überblick über die Schulden. Manchmal müssen wir den Klienten auch erst Mal erklären, was für Verträge sie unterschrieben haben. Dann versuchen wir herauszufinden, ob man sich möglicherweise mit den Gläubigern einigen kann. Das alles bleibt anonym.

Sie beteiligen sich derzeit an der bundesweiten Aktionswoche, mit der für eine Schuldnerberatung für alle geworben werden soll. Wie ist die Situation in Potsdam? 

Die Kommunen können entscheiden, ob die Schuldnerberatung nur für Empfänger von Grundsicherung und Sozialhilfe oder für alle kostenlos ist. In Potsdam ist die Schuldnerberatung auch für Klienten mit Einkommen oder Rente offen. Das ist sehr vorbildlich. Denn gerade Rentner können sich eine Beratung oft nicht leisten.

In Potsdam ist sie Situation also aus Ihrer Sicht gut. Warum dann die Aktionswoche? 

Wir wollen, dass die Wahrnehmung größer wird. Viele wissen gar nicht, wohin sie sich wenden sollen und kümmern sich dann lieber gar nicht darum. Wir wollen verhindern, dass die Leute in eine Endlosschleife geraten.

Die Fragen stelle Katharina Wiechers

Ingrid Trakat arbeitet bei der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung der Diakonie Potsdam in der Lindenstraße 56. Jeden Donnerstag von 10 bis 13 Uhr ist dort Sprechstunde.

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