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Landeshauptstadt: Jetzt nicht bremsen

Bei „Nichts hilft mehr“ hilft die Bürgschaftsbank auch nicht – aber bei Ulrike Püschel war das anders

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Babelsberg - Sie ist 35 Jahre jung, braucht einen 600 000-Euro-Kredit und hat kein Eigenkapital Und das dieser Tage! Ein hoffnungsloser Fall? Keineswegs. Ulrike Püschel führt seit 2004 ein sehr erfolgreiche Physiotherapie-Praxis in der Babelsberger Garnstraße. Sie hat sechs Angestellte, nun will sie expandieren. Neun Angestellte sollen es einmal sein, wenn das 1760 errichtete Weberhaus, dem neuen Praxis-Domizil in der Straße Neu Nowawes 112, saniert ist. Die dafür nötigen 600 000 Euro kommen von ihrer Hausbank. Diese ließ sich auf die Pläne der jungen Frau ein, weil Ulrike Püschel eine Bürgschaft über 420 000 Euro vorweisen konnte, von der Bürgschaftsbank Brandenburg. Mittlerweile laufen die Sanierungsarbeiten für das Weberhaus, am 1. Mai feiert Ulrike Püschel mit Freunden und Kunden die Einweihung ihrer neuen und nun eigenen Physiotherapie-Praxis.

In die Räume der Babelsbergerin, in denen sich einmal – neben vielen Hobbysportlern – auch Spitzensportler wie Bob-Anschieber Kevin Kuske und Fußballerin Ariane Hingst behandeln lassen werden, lud die Bürgschaftsbank Brandenburg gestern zur Bilanzpressekonferenz für das Jahr 2008 ein. „Bei ,nichts hilft mehr’ helfen wir auch nicht“, stellte Bürgschaftsbank-Geschäftsführer Milos Stefanovic eingangs klar. „Vielversprechende Ideen ohne Sicherheiten“ sind es, denen sein Institut zum Erfolg verhilft. Die Bürgschaftsbank Brandenburg ist nach den Worten Stefanovics eine „Selbsthilfeeinrichtung der selbständigen Wirtschaft“ und davon befreit, Gewinne abwerfen zu müssen. Die Bank mit Sitz in der Schwarzschildstraße 94, Wohngebiet Am Stern, bürgt für bis zu 80 Prozent der Investitionssumme. Die maximale Bürgschaftssumme beträgt eine Millionen Euro, soll sich aber laut Stefanovic für die kommenden zwei Jahre im Zuge des Konjunkturpakets auf zwei Millionen erhöhen. Rückverbürgt werden die Bürgschaften zu 64 Prozent von Bund und Land. „Damit die Hausbanken mehr Mut haben, spannendere Dinge zu tun“, so Stefanovic, soll die Rückverbürgungs-Quote auf 74 Prozent steigen.

Zur gegenwärtigen Wirtschaftslage in Folge der Finanzkrise findet der Bankchef klare Worte: „Es ist die schwerste Krise, die wir je hatten.“ Noch nie habe es in der Geldwirtschaft „solche Ausmaße von Wertberichtigungen gegeben.“ Die Firmen hätten bereits nicht-betriebsbedingte Auftragsrückgänge von bis zu 40 Prozent zu verkraften. Zunehmend verbürge sein Geldinstitut für Kredite, die nicht investiv ausgerichtet sind, sondern die vergeben werden, „um die Auftragslücke zu schließen“, Kredite zur Finanzierung von Betriebsmitteln, so Stefanovic. Auf das eigene Risikobewusstsein angesprochen, erklärte Stefanovic: „Wir sind nicht vorsichtiger geworden als vorher.“ Es wäre „kontraproduktiv, jetzt auf die Bremse zu treten“.

Wenn die allgemeine wirtschaftliche Situation auch angespannt ist, Angst vor der Krise und der Zukunft hat Physiotherapeutin Püschel nicht: Babelsberg sei eine sichere Insel, viele Kunden seien Beamte. Der Anteil an Privatpatienten ist hoch, sagt die Praxisgründerin. Sicherheit brächten aber auch die Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung. In „vielleicht zehn Jahren“, hofft die Babelsbergerin, werde sie ihren Kredit soweit abgezahlt haben, dass sie die Bürgschaft der Bürgschaftsbank Brandenburg nicht mehr braucht. Guido Berg

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