
© A. Klaer
20 Jahre Club Latino in Potsdam: Jetzt passiert was mit euch
Seit 20 Jahren gibt es den Potsdamer Club Latino. Zum Jubiläum sponsert die PNN drei Paaren einen Salsa-Tanzkurs.
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Das Geheimnis des Salsa ist die Vier. Das Aushalten der spannungsvollen Pause auf dem vierten Schlag. Im Grundschritt zumindest. Wenn der sitzt, dann kann man mit Schlag Vier viel Schönes machen, deutet Tanzlehrer Jochen Woller an. Aber die Teilnehmer des Salsa-Grundkurses, die sich am vergangen Mittwochabend erst zum zweiten Mal treffen, lassen es entspannt angehen. Auch Pia Renneberg und Carsten Ohlhoff wollen Salsa lernen. Und üben zu Beginn erst mal den Grundschritt, zum Warmwerden. Den Kurs bei der Tanzschule Club Latino haben sie – wie zwei weitere Paare – bei einer Verlosung der PNN gewonnen. Und wollen bis Oktober perfekt Salsa tanzen können.
Denn am 8. Oktober findet in der Wilhelmgalerie eine große Tanzparty statt – anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Salsa-Partys von Club Latino. 1994 lernte Jochen Woller als Student in den USA den Salsa kennen. Und war begeistert. Zurück in Potsdam lernte er den Tanz und begann 1996 mit anderen Salsa-Fans, Tanzpartys zu organisieren. Auf dem Theaterschiff, in der Wilhelmgalerie, Open Air. 1997 gründete er mit Tatjana Ranglack die passende Tanzschule dazu. Im Hauptberuf sind die Tanzlehrer Informatiker, Angestellte, Lehrer. Und zeigen abends den Potsdamern, wie man sich zu der lateinamerikanischen Musik bewegen kann. Das ist nicht ganz so leicht, wie es aussieht, aber jeder könne das lernen. Und vor allem Spaß dabei haben, sagt Woller. Beim Tanzkurs im Babelsberger Restaurant Sanchez gehen Woller die flotten Sprüche nicht aus. Der Spaß ist das Wichtigste, sagt er.
Es ist dabei nicht unvorteilhaft, über etwas Rhythmusgefühl zu verfügen. Brigitta Raupach, Angestellte im Landesamt für Umwelt, und ihr Mann Budi Saddak, IT-Experte an der Potsdamer Fachhochschule, haben Rhythmus. Beide sind in ihren Fünfzigern und haben bis vor wenigen Jahren viel getanzt. Auch Salsa, dann Swing. Und Brigitta Raupach machte Bauchtanz. Aber dann musste sie am Rücken operiert werden. Zweimal. „Ich habe jede Menge Stahl im Rücken“, sagt sie. Jetzt wollte sie es noch mal wissen. Der Arzt gab grünes Licht und das Paar bewarb sich für den Tanzkurs. Sie stellten fest: Salsa tanzen ist wie Radfahren. Wer es einmal richtig kann, der verlernt es nicht. Und was Brigitta Raupach mit ihrem Rücken schwerfällt, gleicht Budi Saddak mit seinen Bewegungen aus.
Pia Renneberg, 22, und Carsten Ohlhoff, 31, sind noch nicht ganz so entspannt. Während sie sich von Tanzlehrer Woller schon mal führen lässt, ist Ohlhoff noch bisweilen unentschlossen, wohin mit seinen Beinen und Armen. Seine Frau zeigt Verständnis. „Für Männer ist das schwieriger, die müssen führen“, sagt sie. Aber bis zum 8. Oktober wollen sie es draufhaben. Außerdem planen sie wieder einen Kuba-Urlaub. Beim letzten Urlaub auf der Karibikinsel hatten sie den Tanz kennengelernt. Das nächste Mal wollen sie mittanzen können. Söhnchen Finley, drei Jahre alt, ist heute ausnahmsweise mit dabei, weil der Babysitter ausgefallen ist. So sitzt er tapfer auf der Bank und schaut zu, wie die Eltern tanzen lernen.
Nadja Möhring hätte den Kurs fast verpasst. Ihr fehlte ein Tanzpartner. Die 36-jährige Spanisch-Lehrerin wandte sich hilfesuchend an Jochen Möller, der sie mit Juan Vergara verkuppelte. Der gebürtige Chilene arbeitet in Berlin als Erzieher und macht nebenbei Musik, Cumbia und Ska. „Das merkt man, er hat Rhythmusgespür“, sagt Nadja Möhring anerkennend. Und während Juan Vergara ganz in sich selbst ruht und dabei doch tanzt, kann seine Partnerin um ihn herumwirbeln. Wenn sie selbst gut tanzen kann, sagt sie, will sie an ihrer Schule eine Salsa-AG anbieten.
Jochen Woller und Tanzlehrerin Tatjana Ranglack zeigen, wie es mal aussehen kann. „Wenn ihr euch aufeinander einlasst, dann passiert etwas mit euch – spürt ihr das?“, fragt Woller. Und macht Mut, einfach loszulegen. „Ihr müsst nach dem Grundkurs weitermachen. Das ist wie eine Sprache: Wenn man sie nicht benutzt, verlernt man sie.“ Gelegenheit haben die Potsdamer dazu bei den regelmäßigen Salsa-Partys. Eintritt frei, damit jeder, der will, reinschnuppern kann.
Zur Jubiläumsparty im Oktober in der Wilhelmgalerie wird eine kubanische Salsa-Band angeheuert. Es soll einen Tanzwettbewerb „Potsdamer Salsameisterschaft der Amateure“ stattfinden und die RBB-Moderatorin Susanne Tockan, die auch bei Woller Salsa gelernt hat, wird durch den Abend führen. „Bei mir hat schon die halbe Stadt tanzen gelernt“, sagt Jochen Woller. Steffi Pyanoe
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