Landeshauptstadt: Jobcenter: Mitarbeiter bedroht
30 Hausverbote gegen Hartz-IV-Bezieher. Zahl der Arbeitslosen in Potsdam gesunken
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Seit 2005 hat das Potsdamer Jobcenter 30 Hausverbote gegen Hartz-IV-Bezieher ausgesprochen, weil sie Mitarbeiter bedrohten oder im Haus randalierten. Das ist die Hälfte aller Hausverbote, die im gesamten Agenturbezirk, der sich von Belzig bis Königs Wusterhausen erstreckt, erteilt wurden. Das sagte Agentursprecherin Clarissa Schmidt am Donnerstag auf PNN-Anfrage. „Angesichts der großen Kundenströme sind das geringe Zahlen“, erklärte Schmidt. Es gebe auch keine Zunahme solcher Vorfälle. Physische Angriffe seien nicht vorgekommen.
Wie berichtet war am Mittwoch im Jobcenter von Neuss in Nordrhein-Westfalen eine 32 Jahre alte Sachbearbeiterin von einem 52-jährigen arbeitslosen Kunden erstochen worden. Das Büro der Mitarbeiterin hatte den Angaben nach keine Zwischentür, die eine Flucht oder schnelle Hilfe aus dem Nachbarbüro ermöglicht hätte. Das ist auch in Potsdam so – schon aus Datenschutzgründen, wie Sprecherin Schmidt erklärte. Nur im Empfangsbereich seien die Mitarbeiter in einem Großraumbüro untergebracht. Das Opfer, eine junge Mutter, hatte noch am Tag vor ihrem Tod an einem Deeskalationstraining teilgenommen. Den Notfallknopf an ihrer Tastatur hatte sie nicht ausgelöst. Möglicherweise kam der Messerangriff so massiv und rasch, dass es der Frau nicht mehr möglich war, einen Alarm auszulösen.
Schmidt sagte, auch in Potsdam gebe es ein internes Notrufsystem, mit dem Mitarbeiter, die bedroht werden, Kollegen in Nachbarbüros rasch zu Hilfe rufen könnten. Anders als in Neuss setze Potsdam seit Bestehen des Jobcenters auf eine Wachschutzfirma, um in Notfällen eingreifen zu können. „Vor allem aber setzen wir auf Deeskalation und schulen unsere Mitarbeiter für den sensiblen Umgang mit aufgebrachten Kunden“, sagte Schmidt. In allen Jobcentern – auch in Potsdam – würden nun die Sicherheitsvorkehrungen erneut auf den Prüfstand gestellt.
Schon länger sind bedrohte Arbeitsvermittler öffentlich ein Thema: Nach einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung wurde jeder vierte Jobcenter-Mitarbeiter bereits Opfer eines Übergriffs.Mehrmals schon war es zu Gewalttaten gekommen.
Zugleich stellte die Potsdamer Arbeitsagentur am Donnerstag die aktuellen Arbeitslosenzahlen für die Stadt vor. Demnach ist die Zahl der Arbeitslosen in Potsdam um 436 auf nun 6097 Personen gesunken. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 7,2 Prozent und damit weit unter dem Landesdurchschnitt von 9,4 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote noch bei 7,6 Prozent. Die positiven Nachrichten vom Arbeitsmarkt führte Agenturchefin Edelgard Woythe auf eine „kleine Herbst-Belebung“ zurück, wie sie vor Journalisten sagte. Allerdings ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr leicht um 72 auf nun 1889 Personen gestiegen. Gesucht würden unter anderem Elektroniker, Altenpfleger, Versicherungskaufleute, Maurer und Fliesenleger. Aktuell gibt es in Potsdam 749 freie Stellen – 107 mehr als vor einem Jahr. Den Angaben zufolge gibt es aktuell 11015 Hartz-IV-Bezieher – im vergangen September waren es noch 11 156.
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