Landeshauptstadt: Johanna lebt
Seit 100 Jahren Schulstandort: das Gelände des Oberstufenzentrums „Johanna Just“
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„Sehr geehrte Frau Just!“ Mit dieser Anrede beginnt manchmal noch heute ein Brief an Elisabeth Gerhold, die Schulleiterin des Oberstufenzentrums an der Berliner Straße. Die 100-Jahr-Feier der Einweihung des Gebäudes für die von Johanna Just begründete und geleitete „Staatliche Handels- und Gewerbeschule für Mädchen zu Potsdam“ steht kurz bevor, doch „Johanna lebt“ – nicht nur wegen der Briefanrede, sondern vor allem wegen des Schulprofils.
Nach wie vor entspricht es mit der Ausbildung von etwa 2000 jungen Menschen in Berufen der Gastronomie, des Gesundheitswesens, der Pharmazie, der Zahntechnik, der Sozialpädagogik und der Heilerziehung den Zielen der Schulgründerin. War eine berufliche Ausbildung von Mädchen zu Justs Zeiten ganz neu und eine Sensation, so ist sie heute selbstverständlich. Eines blieb allerdings gleich: Wie sein Vorgänger vor 100 Jahren gilt das heutige Oberstufenzentrum als Vorzeigebeispiel für eine hochwertige Ausbildung und anerkannte Abschlüsse.
Das wollen Lehrer und Schüler zum Jubiläum mit einer Fülle von Projekten und Veranstaltungen verdeutlichen, für die der 1997 bis 1999 sanierte und restaurierte Gebäudekomplex beste Voraussetzungen bietet. Schon am 30. November und 1. Dezember startet das Programm mit einem „Hauch Weihnachtsharmonie“, mit Turmblasen, einem Schulhof im Lichterglanz, Lagerfeuer und erlesenem gastronomischen Angebot. Dann sind auch junge französische Gastronomen aus Burgund vertreten, mit denen seit acht Jahren ein Schüleraustausch besteht. Dabei gewinnen die Auszubildenden beider Länder Sprach- und handwerkliche Kenntnisse hinzu und auch an sozialer Kompetenz, erklärt die für das Projekt verantwortliche Lehrerin Dorothea Wollenberg. Die beruflichen Chancen verbesserten sich deutlich.
Die angehenden Heilerziehungspfleger werden in ihrem Projekt das Wohnen für Menschen mit Behinderung untersuchen. Manchmal reicht allein schon das Anbringen von Hilfs- und Halteeinrichtungen in Bad und Küche, um ein selbstbestimmtes Leben zu erleichtern. Die Finanzierung selbst solcher kleinen Hilfen muss bei den Behörden meist hart erstritten werden und gelingt oft nur mit Unterstützung der Heilerziehungspfleger.
Für die Potsdamer besonders attraktiv dürfte das vom 5. bis 9. Mai vorgesehene „Café am Turm“ sein. Neben einer guten Bewirtung bietet es nämlich die Möglichkeit, in die mit der Sanierung des Gebäudes wiederhergestellte Turmkuppel zu steigen und den unvergleichlichen Blick über die Stadt zu genießen. Auch am 26. Mai findet nochmals eine Turmführung statt.
Eine Ausstellung historischer Medizinininstrumente, Schmuck aus zahntechnischen Werkstoffen, das Hoffest am 28. Mai, ein kulinarisch-wassersportlicher Wettkampf, Einführung in die Molekularküche – unmöglich, alle Punkte des Programms zum Jubiläum zu nennen. Festwochenkoordinator Wolfgang Pfeiffer wird jedoch für rechtzeitige Einladung sorgen, denn die Schule will ihr Jubiläum gemeinsam mit den Potsdamern feiern.
Den krönenden Abschluss bildet am 29. Mai 2008, 100 Jahre und drei Tage nach der Ersteinweihung, eine Festveranstaltung unter dem Titel „Ein Fest der Sinne. Spiegel der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“. Noch ist das Programm Verschlusssache. Als sicher kann jedoch gelten, dass die Schulgründerin Johanna Just leibhaftig erscheint. Denn: „Johanna lebt.“
Erhart Hohenstein
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