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Welterbedenkmal Ruinenberg.

© Manfred Thomas

DENKMÄLER: „Jour fixe“ mit den Welterbe-Hütern

Zum Schutz der Potsdamer Welterbestätten wurden jetzt regelmäßige Gespräche zwischen Stadt und Icomos vereinbart. Icomos-Vertreter Marano: „Potsdam ist kein Sorgenkind“.

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Die Welterbeschützer von Icomos und die Stadt Potsdam wollen akute Gefährdungen des Unesco-Welterbes durch Bau- und Entwicklungsprojekte künftig frühzeitig besprechen. Dazu wurden zwei jährliche Treffen vereinbart, sogenannte „Jour fixe“. Dazu erklärte Giulio Marano, Sprecher der deutschen Monitoring-Gruppe von Icomos (International Council on Monuments and Sites – Internationaler Rat für Denkmalpflege), gegenüber den PNN: „Früher hat das nicht so gut geklappt.“ Marano besuchte am Dienstagvormittag drei Welterbe-Stätten in Potsdam. Am Nachmittag kam es zum ersten turnusmäßigen Gespräch mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Potsdam ist seit 1990 Welterbe-Stadt.

Welterbe-Gefährdungen im Ausmaß der Bebauung des Glienicker Horns Ende der 1990er Jahre, als die Unesco mit der Aberkennung des Welterbe-Status drohte, seien derzeit nicht zu beklagen. „Potsdam ist kein Sorgenkind“, erklärte Marano. Zwar sei Stillschweigen über die Gespräche vereinbart worden. Dennoch ließ Marano durchblicken, dass der Bereich des ehemaligen DDR-Intershop am Obelisk in der Schopenhauerstraße problematisch werden könnte. Marano: „Da muss man sehr aufpassen an der Stelle.“

Wobei das Grundstück des ehemaligen Intershops und späteren Fahrradladens selbst auf bestem Wege ist, welterbeverträglich zu werden. Die Stadt Potsdam hat das Areal gekauft und wird den darauf befindlichen DDR–Flachbau abreißen, um darauf eine Grünfläche anzulegen, informierte der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne). Völlig ungeklärt ist dagegen das Nachbargrundstück, auf dem jüngst eine über Jahre ungenutzte Imbissbude als „Pizzeria am Sanssouci“ wiederauferstand (PNN berichteten). Der Betreiber erklärte gegenüber den PNN, er plane die Aufstellung weiterer Imbiss-Container. In der Stadtverwaltung gilt der Eigentümer der Immobilie, auf der bis 1945 das Wohnhaus des Architekten Ludwig Persius (1803-1845) stand, als „schwierig“. Die Stadt hofft auf eine Rekonstruktion der Villa Persius.

Dass die Wiederherstellung oder Sanierung des architektonischen Welterbes nicht konfliktfrei zu haben ist, bewies am Dienstag ein Besuch des Gebäude-Ensembles auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die dortige Villa Tieck und der Friedenssaal wurden mit den Welterbe-Millionen des Bundes saniert, dem „Investitionsprogramm nationale Welterbestätten“. Geplant ist zudem die Wiederherstellung einer Pergola-Mauer. Dazu müsste jedoch ein alter Baum gefällt werden, die Naturschutzbehörde sei aber dagegen. „Die Kuh ist noch nicht vom Eis“, sagte der Architekt Jens Birnbaum. Im Streit zwischen Natur- und Denkmalschutz muss nun Oberbürgermeister Jakobs entscheiden. „Es wird demnächst ein Urteil ergehen“, kündigte Jakobs an.

Probleme anderer Art gibt es derzeit bei der Sanierung der Kirche Bornstedt. Im Sockelbereich müssen in großer Zahl historische Ziegelsteine ersetzt werden. Ziegel der richtigen Farbe zu bekommen, sei jedoch schwierig, berichtete der Architekt Bernd Redlich den Icomos-Gästen. Redlich: „Zwei Ziegeleien haben schon das Handtuch geworfen.“ Bereits mit den Welterbe-Fördermitteln des Bundes saniert wurden der Kirchturm und der Arkadengang an der Ribbeckstraße sowie die Trauerhalle des Friedhofs. Dritte Station war am Dienstag der Monopteros auf dem Ruinenberg, der ab September 2012 für 800 000 Euro aus dem Welterbe-Programm des Bundes saniert werden soll, wie Frank Aulbach von der Schlösserstiftung berichtete. Geplant seien konservatorische Arbeiten, keine Rekonstruktion.

Potsdam hatte aus dem „Investitionsprogramm nationale Welterbestätten“ – ausgestattet mit 150 Millionen Euro für den Zeitraum 2009 bis 2013 – etwa 3,5 Millionen Euro erhalten. Für 2010 bis 2014 ist das Programm mit weiteren 70 Millionen Euro ausgestattet worden. Insgesamt 2,4 Millionen Euro davon kommen den Potsdamer Welterbe-Stätten wie der Bornstedter Kirche, aber auch der Sacrower Heilandskirche zugute.

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