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Landeshauptstadt: Jubiläumstreff im Hochhaus

Familie Schädel organisierte „Ureinwohner“-Feier nach 30 Jahren Erstbezug der Neuendorfer Straße 26

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Stern - Vollkommen war es keineswegs. Als die ersten Mieter 1976 ins 14–stöckige Hochhaus der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ in die Neuendorfer Straße 26 einzogen, hatte es mehr als nur eine Tücke. Der Fahrstuhl fiel des öfteren aus. Telefonanschlüsse waren überhaupt keine eingeplant und die Umgebung glich noch einer Sandwüste. Auch eine Kaufhalle gab es erst viel später. Doch improvisieren war man zu DDR-Zeiten gewohnt. Wie gut, dass zum Beispiel Erstmieter Detlef Gürtler beim Fernmeldeamt arbeitete und einen Kabelstrang „abzweigen“ konnte. 15 Anschlüsse fürs Hochhaus und 15 fürs benachbarte Tiefbaukombinat hieß der Kompromiss.

Und: „Für uns war die Wohnung im 13. Stock ein Geschenk“, schwärmt Liane Schädel noch heute. „Wir konnten endlich zusammenziehen, mein Mann, der im GRW Teltow arbeitete, und ich aus Leipzig, wo ich mit zwei Kindern eine Anderthalb-Zimmer-Wohnung hatte.“ Die unternehmungslustige Erstmieterin wohnt mit ihrem zweiten Mann Peter noch immer in luftiger Höhe, spurtet trotz Fahrstuhl öfter mal die Treppen hoch als Fitness-Training und liebt den tollen Blick über Potsdam. „Unser Hochhaus mit 84 Mietparteien ist wie eine kleine Stadt“, meint sie. „Da kennen sich längst nicht alle. Und nach der Wende ist vieles ohnehin anonymer geworden.“ Ehemalige Mieter seien ausgezogen, hätten sich ein Häuschen gebaut oder – weil die Kinder erwachsen wurden – kleinere Wohnungen genommen. Doch 21 Erstbezieher – so stellte sich nach intensiven Recherchen heraus – sind dem Haus treu geblieben und haben auch die anstrengende Sanierung in Kauf genommen. Das sollte nach 30 Jahren gemeinsamen Wohnens gefeiert werden. Die Schädels trieben einigen Aufwand, um alle „Ureinwohner“ am Sonnabend im Festzelt am Fuße des Hauses mit der grünen Bauchbinde zu versammeln. „Etwa ein halbes Jahr haben wir dafür gebraucht“, meint Frau Liane. Schließlich aber brachte sie die 30-Jahre-Mieter zusammen und in Zukunft werden die sich sicher nicht wieder aus den Augen verlieren.

Denn die Stimmung und das Wetter waren prächtig. Kameras klickten und neben den vielen Erinnerungen, die ausgetauscht wurden, gab es auch gleich noch ein neues Projekt. Am Wäschetrockenplatz soll eine kuschelige Sitzgruppe entstehen und Dr. Kurt Zschau, ebenfalls Erstmieter, möchte mit winterharten Blütenstauden á la Karl Foerster dafür einen bunten Rahmen schaffen. Finanzielle Förderung sei schon zugesichert. Mit von der Partie ist auch Hausmeister Waldemar Schröder. Obwohl er noch keine 30 Hochhausjahre auf seinem Konto hat, durfte er mit der zufriedenen Mieterschar mitfeiern. Hella Dittfeld

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