Landeshauptstadt: Jugend, forsch
Conrad Lempert aus Potsdam ist gerade 14, hat aber schon Abitur – und einen Platz an der Uni. Als wohl jüngster Student Deutschlands belegt er ab Herbst das Fach Informatik am Hasso-Plattner-Institut
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Die Programmiersprache ist kein Problem für ihn, seine ersten Webseiten programmierte er bereits als 13-Jähriger. Und schon damals stand für Conrad Lempe fest, dass er einmal im IT-Bereich arbeiten wird. Diesem Traum ist der junge Potsdamer nun schneller näher gerückt als gedacht. Denn nicht nur, dass der inzwischen gerade mal 14-Jährige in diesen Tagen sein Abitur mit der Traumnote 1,2 absolviert hat, der ehemalige Schüler des Potsdamer Helmholtzgymnasiums wird im Oktober dieses Jahres auch sein Informatikstudium in IT-Systems Engineering am Hasso-Plattner-Institut (HPI) beginnen. Laut Angaben des HPI ist er damit der jüngste Student, der jemals am Institut angenommen wurde.
Wie HPI-Sprecher Hans-Joachim Allgaier sagt, sei Lempert unter den 80 besten Bewerbern gewesen und mit seinen jungen Jahren dabei ein absoluter Ausnahmefall. „Beim Auswahlverfahren spielte das Alter allerdings überhaupt keine Rolle, die zuständigen Mitarbeiter gehen da wirklich nur nach den Noten und dem eingesandten Motivationsschreiben“, so Allgaier. „Conrad hat also allein mit seinen Leistungen vollkommen überzeugt.“ Wie HPI-Direktor Professor Christoph Meinel mitteilt, freue er sich sehr, solch ein Ausnahme-Talent in den eigenen Reihen zu haben. Auch Wissenschaftsstaatssekretär Martin Gorholt und Bildungsstaatssekretär Thomas Drescher gratulieren dem 14-Jährigen und loben die gute Begabtenförderung im Land Brandenburg. „Der Erfolg des jungen Schülers ist auch ein Erfolg unserer Schulen“, so Drescher. „Er beweist, dass sie besondere Begabungen erkennen, individuell begleiten und fördern.
Lemperts Eltern sowie er selbst möchten keine Fragen der Presse beantworten, lassen aber verlauten, dass die Wahl des Studienortes unter anderem wegen der guten Betreuung vor Ort auf das HPI gefallen ist. Wie Sprecher Allgaier den PNN sagt, gab es bereits im Jahr 2013 erste Gespräche zwischen Lempert und Professor Felix Naumann, einem der zuständigen Studienberater des HPI. Dabei kam auch die Frage auf, ob sich der junge Mann auf Grund seines Alters nur schwer an der Uni integrieren könnte. Allgaier habe dahingehend aber kaum Bedenken, da es für alle neuen Studenten, die sogenannten „Ersties“, eine dreitägige Einführung gebe, bei der sich alle erstmal kennenlernen können. „Mit 80 Leuten sind die Jahrgänge bei uns ja auch relativ klein“, so Johannes Wolf vom Fachschaftsrat des HPI und Mitverantwortlicher für die Einführungstage. „Bei unseren Gruppenwettbewerben und gemeinsamen Grillabenden lernt man sich da schnell kennen.“ Auch wenn Lempert mit seinen 14 Jahren eine Ausnahmeerscheinung ist, seien minderjährige Studenten nichts Neues mehr, wie Wolf sagt. Da das Abitur auch in Brandenburg bereits seit drei Jahren nach zwölf Schuljahren abgeschlossen wird, seien viele Studienanfänger erst 17, einige wenige sogar erst 16 Jahre alt.
Laut HPI-Sprecher Allgaier sudieren derzeit drei minderjährige Studenten am HPI, unter den Bewerbern fürs Wintersemester liege die Quote der Minderjährigen allerdings bei 14 Prozent, auch ein 16-Jähriger sei darunter. Das bringe auch mit sich, dass die Eltern die Einschreibung an der Universität oder einen eventuellen Mietvertrag im Studentenheim mit ihrer Unterschrift besiegeln müssten. „Alles andere von der Kursanmeldung bis hin zu den Prüfungen können sie aber selbst regeln“, so Wolf. „Von daher kann auch Conrad ganz normal seinem Studium nachgehen.“ Die laut Jugendschutzgesetz vorgegebene Regelung, dass 14-Jährige nach 22 Uhr nicht mehr an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen dürfen, betreffe den Unialltag nicht. „Bei abendlichen Unternehmungen kann man ja immer darauf achten, dass es nicht zu spät wird“, so Wolf und ergänzt lachend: „Und natürlich auch darauf, dass er noch kein Bier trinkt.“ Abgesehen davon soll Lempert aber keine Spezialbehandlung bekommen, denn eine solche würde einer Integration im Wege stehen, wie Wolf sagt. „Er soll ein Teil der Gruppe werden, also macht er einfach mit wie alle anderen auch.“
Das sollte dem 14-Jährigen nicht sonderlich schwer fallen, denn wie seine Eltern mitteilen, habe ihr Sohn von der Einschulung mit fünf Jahren über das Überspringen von zwei Klassen in der Schiller-Grundschule und einer Klasse beim Wechsel vom Humboldt- zum Helmholtz-Gymnasium bis hin zum Abitur immer alles aus eigener Kraft bewältigt. In der Schule sei er laut seiner Informatiklehrerin Silvia Handke besonders durch seine schnelle Auffassungsgabe aufgefallen und habe den Unterricht mit neuen Fachinhalten bereichern können.
Auch in den Räumen des HPI kennt sich Lempert, der in seiner Freizeit gerne Badminton und Klavier spielt oder im Chor singt, schon gut aus. Bereits zwei Mal, sowohl 2013 als auch 2014, nahm er erfolgreich am HPI-Schülerkollegprogramm teil, bei dem Schüler spielerisch an die Informatik herangeführt werden. Conrad hatte in diesem Zusammenhang im Dezember 2013 dem Bundespräsidenten Joachim Gauck bei der Zukunftspreis-Verleihung in Berlin die Hand schütteln und mit ihm diskutieren dürfen. Letztes Jahr gewann er zudem den ersten Preis im brandenburgischen Landeswettbewerb Informatik, in diesem Jahr den zweiten Preis.
Nach dem Studium kann er sich vorstellen, ein Start-Up zu gründen oder im internationalen Raum tätig zu sein.
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