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Landeshauptstadt: „Jugendhilfe beginnt in der Kita“ Experten beraten über bessere Unterstützung von Familien vor Ort

Zerrüttete Familien, überforderte Eltern sowie Kinder und Jugendliche mit Problemen brauchen Unterstützung – erste Anlaufstelle ist dabei das Jugendamt. Doch die Jugendhilfe ist nicht auf die Sozialarbeiter in den Jugendämtern beschränkt – auch in Jugendklubs, Schulen und in Kindertagesstätten soll die Jugendhilfe ansetzen und effektiver betrieben und besser vernetzt werden.

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Zerrüttete Familien, überforderte Eltern sowie Kinder und Jugendliche mit Problemen brauchen Unterstützung – erste Anlaufstelle ist dabei das Jugendamt. Doch die Jugendhilfe ist nicht auf die Sozialarbeiter in den Jugendämtern beschränkt – auch in Jugendklubs, Schulen und in Kindertagesstätten soll die Jugendhilfe ansetzen und effektiver betrieben und besser vernetzt werden. Diese Forderung formulierte Norbert Schweers, Leiter des Jugendamtes Potsdam, bei der gestrigen Fachtagung auf Hermannswerder „Wie kann die Effektivität der ambulanten Hilfen noch gesteigert werden“. Er ist sich dabei einig mit seinem Amtskollegen des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Bodo Rudolph. Zusammen hatten sie mit der Gemeinnützigen Gesellschaft für soziale Hilfe in Berlin / Brandenburg diesen „kleinen historischen Augenblick“ organisiert: Erstmalig hatten sich die Mitarbeiter der beiden Jugendämter mit Vertretern der Träger von stationären und ambulanten Hilfen zu einer gemeinsamen Tagung getroffen, um über zukünftige Entwicklungen zu beraten. Der Zuspruch war dabei so groß, dass nicht alle etwa 150 Teilnehmer in den fünf gebildeten Arbeitsgruppen mitwirken konnten. „1990 gab es noch gar keine ambulanten Hilfen in Potsdam und inzwischen haben sie so vielfältige Aufgaben übernommen, dass sie nicht mehr wegzudenken sind“, unterstrich Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller in ihrer Begrüßungsrede vor den Teilnehmern. Ursprünglich sei damals erwartet worden, dass ambulante Hilfen, die direkt im Lebensraum der Betroffen vorbeugend und begleitend wirken, die stationäre Unterbringung von Kindern in Heimen reduzieren werde. „Das hat sich so nicht bestätigt“, sagte Müller. Der zweiter Gastredner des Tages, Landrat des Landkreises Lothar Koch wies dagegen auf die gewachsenen Belastungen der Familien hin und drehte die Fragestellung um: „Was wäre denn heute im stationären Bereich los, wenn wir keine ambulanten Hilfen aufgebaut hätten?“ Ebenso wie die beiden Jugendamtsleiter erklärte Koch wie wichtig es sei, ehrenamtliche Mitarbeiter für die Jugendhilfe zu gewinnen. „Ich denke da an die freiwillige Feuerwehr. Im Landkreis decken sie diese verantwortungsvolle Arbeit komplett ab“. Sicher seien auch im Jugendhilfebereich kompetente Potentiale zu finden. „Wir sollten uns immer wieder fragen: Haben wir die Ziele und Wünsche der Familie erreicht oder nur die des Sozialarbeiters“, gab Schweers schließlich zu bedenken. Noch gebe es zwar keine standardisierten Verfahren, um die Qualität der Ergebnisse der Träger zu vergleichen, „aber wenn wir die Eltern oder die Kinder fragen, erfahren wir auch ob wir das erreicht haben, was die Betroffenen sich erhofft haben“. Das sei wichtig um den fachlichen Wettbewerb unter den Trägern voranzutreiben und so den Familien effektiver helfen zu können. „Es muss dabei immer unser erstes Ziel sein, präventiv die Familien zu unterstützen. Das beginnt schon in der Kitas. Je eher wir eingreifen, desto höher ist die Chance, dass eine Heimunterbringung nicht nötig wird“, sagte Jugendamtsleiter Schweers. Michael Kaczmarek

Michael Kaczmarek

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