Landeshauptstadt: Jugendhotel auf der Kippe
Projekt der Waisenhaus-Stiftung muss modifiziert werden / Entscheidung Ende Februar
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Innenstadt - Der Ausbau des Gebäudes Lindenstraße 28/29 zum Jugendhotel hat bisher nicht begonnen. Das Projekt war Ende 2006 vom Hauseigentümer, der Stiftung Großes Waisenhaus, und der Stadtverwaltung gemeinsam der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Vorgesehen war ein in der Innenstadt bisher fehlendes preiswertes Hotel „Bed and Breakfast“ (Übernachtung und Frühstück) für junge Leute, Behinderte und Radwanderer. Die Arbeiten sollten im Frühjahr 2007 mit der Dachsanierung starten und innerhalb von drei Jahren abgeschlossen werden.
Für die Verwirklichung des Projekts wollte die Waisenhaus-Tochter Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung Brandenburger Kinder und Jugendlicher mbH (GFB) in Zusammenarbeit mit der Stiftung und der Paga (Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitsuchende) eine Jugendfirma gründen. Dies ist jedoch gescheitert. Wie die PNN von Waisenhaus-Geschäftsführer Jürgen Pankonin erfuhren, habe es bei der „in allen Vorgesprächen mit der Stadt und der Paga avisierten“ Jugendfirma Finanzierungsprobleme gegeben. Der Ausbau des Hauses stelle „unerwartet hohe baufachliche Anforderungen an die Handwerksleistungen“. So müsse der mit Insektiziden kontaminierte Dachstuhl von einer Spezialfirma saniert werden. Damit könnten GFB-Auszubildende der Baugewerke nicht im geplanten Umfang eingesetzt werden.
Die GFB betreibt im Auftrag der Stiftung im Land Brandenburg acht Einrichtungen der Jugendhilfe zur Heimbetreuung und Berufsausbildung sozial benachteiligter Jugendlicher. Der Ausbau des Gebäudes in der Lindenstraße hätte so wesentlich von angehenden Bauarbeitern der GFB-Lehrwerkstätten ausgeführt werden können. Ihr Einsatz sollte einen großen Teil der auf 1,9 Millionen Euro geschätzten Kosten auffangen. Mit dem Wegfall der Jugendfirma muss auch eine neue Lösung für den späteren Betrieb des Hotels gefunden werden. Hier sollten ebenfalls Jugendliche aus den von der GFB betriebenen Heimen Arbeit als Koch oder Kellner finden oder dazu ausgebildet werden. Vorgesehen ist nun ein gewerbliches Hotel Garni. Dazu müsste eine GmbH gebildet werden.
Die Waisenhaus-Stiftung sah sich laut Pankonin gezwungen, „Modifikationen an der Projektidee vorzunehmen, um die Sanierungskosten im Rahmen der Realisierbarkeit zu halten. Überdies wurde eine zweite Machbarkeitsstudie erstellt.“ Sie müsse nun durch die Stiftungsaufsicht, die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), bei der Fördermittel beantragt wurden, und die Stadtverwaltung, bei der Bauantrag eingereicht wurde, geprüft werden. Dazu bestehe noch Gesprächsbedarf, erklärte der Waisenhaus-Geschäftsführer, den Ergebnissen könne und dürfe er nicht vorgreifen. Die „Grundsatzentscheidung hinsichtlich der Realisierbarkeit des Hotelprojekts“ erwarte er Ende Februar.
Das unter Denkmalschutz stehende, 1753 von Jan Boumann errichtete zweistöckige Barockhaus war ursprünglich als Kaserne für die königliche Garde genutzt worden. Ab 1822 diente es dem Militärwaisenhaus als Lazarett. Von 1979 bis 1997 befand sich hier die Redaktion der PNN, danach wurde das Gebäude von der Volkssolidarität für ihre Suppenküche genutzt, die aber mit Verkünden des Hotelprojekts auf das Gelände der Stadtverwaltung umziehen musste.
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