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Landeshauptstadt: Jugendliches Schweigen

Diskussion im Club 91: Wenn Politiker über Schule, Wahlbeteiligung und fehlende Jugendkultur reden

Stand:

Eigentlich sollten beim „Talk im Club“ im Potsdamer Club 91 Jugendliche unter anderem mit Matthias Platzeck (SPD) als Ministerpräsident des Landes Brandenburg diskutieren – doch viele der jungen Leute schienen am Dienstagabend dann doch eher nur zuhören zu wollen.

Einer der aktiveren Jüngeren war es als Politiker wohl von Berufs wegen. „Wie soll die Jugend stärker beteiligt werden, wenn erst ab 18 Jahren gewählt werden kann?“, fragte Moritz Kirchner, der 24-jährige Kommunalwahlkandidat von den Linken. Landeschef Platzeck antwortete: Die Ergebnisse einer Studie zur Wahlbeteiligung zeigten, dass vor allem junge Leute oft nicht wählen gehen würden. Diese führe dazu, dass er nicht sehe, „dass die Herabsetzung des Wahlalters einen Sinn macht“, sagte Platzeck – das Interesse am Gang zur Wahlurne müsse sich schon „irgendwo abbilden“.

Schnell kamen Einwände aus dem Publikum – auch wieder von Politikern. „Gerade die Jugendorganisation der SPD startet eine Kampagne zum Wahlalter mit 16 Jahren“, kritisierte Hans-Jürgen Scharfenberg, Potsdams Fraktionschef der Linken. Und auch Kirchner genügte Platzecks Antwort nicht: Dieser würde mit so einer Argumentation denjenigen, die sich für Politik interessieren, die Chance nehmen, sich zu einzubringen.

Bei den Jugendlichen, die oft im Club 91 ihre Zeit verbringen, waren die Meinungen geteilt – und spärlich. Der 17-jährige Richard meinte, dass er sich noch nicht über Parteien informiert habe. Anders sein Altersgenosse Patrik: Er weiß, wen er wählen könnte und würde „auch gern seine Stimme abgeben“.

Auf Fragen zur aktuellen Debatte um die unsichere Zukunft soziokultureller Freiräume wie Lindenpark und Waschhaus sowie von Jugendclubs wie dem S13, beteuerte Platzeck, dass es „schade ist, dass es soweit kommen musste.“ Es sei aber auch eine „Frage der Verantwortung, denn die Gelder müssen stimmen“, fügte er hinzu und verwies dezent auf das Problem der unklaren Frage über den Status der Gemeinnützigkeit des Waschhaus e.V. – und lenkte das Thema geschickt um, indem er bedauerte, dass zu viele Beschwerden zu Kinderlärm eingereicht werden. „Ich war ein bisschen unzufrieden, dass er das Problem zur Freiraumdebatte so schnell abgetan hat“, sagte die 27-jährige Barbara Paech, die in Potsdam gerade an ihrer Diplomarbeit schreibt.

Und auch zwei Schülerinnen vom Einstein-Gymnasium hatten Bedenken. Sie müssen im nächsten Jahr ihr Abitur schreiben. „In unserer Schule wechseln ständig die Lehrer, was gerade in den zwei Jahren vor dem Abi unsinnig ist“, beklagten sie. Grund dafür sei ein Lehrerungleichgewicht in den Regionen, dass durch den Austausch der Lehrer behoben werden müsse. „Das ist Beamtenpflicht. Sie werden dahin versetzt, wo sie gebraucht werden“, erklärt Platzeck – und hoffte auf Besserung. Anna-Katharina Grieben

Anna-Katharina Grieben

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