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Landeshauptstadt: Julia-S.-Prozess: Zeugen für jede Version

Beschuldigte wollte nach eigenen Angaben eine Prügelei schlichten

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Innenstadt – Im nicht öffentlichen Antifa-Prozess gegen Julia S. und drei weitere Beschuldigte aus der linksalternativen Szene scheint auch nach 14 Verhandlungstagen der Ausgang des Verfahrens offen. So sind laut Verteidigungsseite inzwischen auch Entlastungszeugen vor Gericht vernommen worden, welche die Version von Julia S. über das Geschehen in der Tatnacht am 19. Juni 2005 stützen.

Laut Staatsanwaltschaft sollen die vier Beschuldigten den damals 17-jährigen Benjamin Oe. aus Fahrland vor dem Café Heider in der Innenstadt vermummt überfallen haben, weil sie ihn als ein bekanntes Mitglied der rechtsextremen Szene der Stadt identifizierten. Anders die Version von Julia S., die sich aus einer E-Mail ergibt, in der sie einen Tag nach dem Vorfall ihre Version einem Freund schilderte. Die Mail wurde bereits vor Gericht verlesen. Danach hätten sie und zwei Mitangeklagte sich in der Nacht vom Café „Olga“ in der Charlottenstraße in Richtung Nauener Tor bewegt. In Höhe des Döner-Imbisses an der Mittelstraße hätte sie auf der anderen Straßenseite schwarz gekleidete Personen gesehen, die eine Person in Richtung Nauener Tor verfolgten. Am Café Heider sei die gejagte Person eingeholt und zusammengeschlagen worden. Daraufhin hätten Julia S. und ihre Begleiter versucht, die Prügelei zu schlichten. Dabei hätte sie zwei Kniestöße und einen Faustschlag erhalten. Benjamin Oe. habe sie nicht als Opfer erkannt. Nach dem Gemenge sei sie verhaftet worden.

Gestützt wird diese Aussage von Zeugen, die zwar den Angriff auf Benjamin Oe. sahen, aber die Angreifer nicht identifizieren konnten. Nach dem ein Kellner aus dem Café Heider einen der mutmaßlichen Täter festgehalten habe, seien immer neue Personen dazu gekommen, bis die Polizei eintraf. Ferner hat der Anwalt von Julia S., Steffen Sauer, die Aussagen der Zeugen Hagen T. und Cindy P. in Verbindung gebracht. Hagen T. hatte angegeben, mit Julia S. auf Höhe der Mittelstraße gesprochen zu haben. Cindy P., eine Bekannte des Opfers, sagte aus, sie habe sich von dem Angriff auf Oe. entfernt und kurz darauf Julia S. mit zwei Männern reden gesehen. Sauer schlussfolgert, dass seine Mandantin nicht am Tatort war: „Es gibt für jede Version Zeugen – ich hoffe, dass das Gericht im Zweifel für die Angeklagten entscheidet.“ Belastungszeugen gegen Julia S. sind Kellner des Café Heider und der Bar Seeblick: Diese Zeugen wollen Julia S. in der Gruppe der mutmaßlichen Täter gesehen haben, die sie nach dem Angriff stellten. Henri Kramer

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