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Links und rechts der Langen Brücke: Junge Wilde in Nöten

Sabine Schicketanz wundert sich über den Streit zwischen den Fraktionschefs von SPD und CDU – und fragt nach den Gründen

Stand:

Die jungen Wilden sind einmal tatsächlich wild: Die Fraktionschefs von SPD und CDU – Mike Schubert und Steeven Bretz – sind derzeit nicht besonders gut aufeinander zu sprechen. Streit gibt es um zwei Bildungsthemen: Den von der Verwaltung geplanten Umzug der Eisenhart-Grundschule an den Standort Burgstraße und die Eröffnung eines katholischen Knabengymnasiums im Bornstedter Feld. Während die CDU gegen den Umzug und für das Knabengymnasium ist, nimmt die SPD die genau entgegengesetzte Position ein. Was dazu führt, dass in der Öffentlichkeit nicht nur Argumente, sondern auch Anwürfe ausgetauscht werden. So nannte Bretz das Agieren seines politischen Konkurrenten jüngst populistisch und den Glauben missachtend – der wiederum teilte mit, Bretz wolle wohl „die Sachlage“ einfach nicht wahr haben. Außerdem, so heißt es aus SPD-Kreisen, missbrauche die CDU den Streit um die Eisenhartschule zu parteipolitischen Zwecken. Zu diesem Thema hatte CDU-Mann Bretz allerdings auch etwas zu sagen: Er eigne sich nicht als „Projektionsfläche für profilierungssüchtige Kollegen, die ich ansonsten sehr schätze“. Wer damit gemeint ist? Schubert natürlich. Aber was hat dieses Säbelrasseln zu bedeuten? Ist es der Vor-Wahlkampf zur Kommunalwahl, die im Herbst 2008 stattfindet? Auch, aber nicht nur: Denn die beiden Jung-Politiker haben es derzeit vor allem intern nicht leicht – und müssen sich deshalb nach außen profilieren. Bretz musste jüngst bekannt geben, dass er den Stadtverordneten der Familienpartei doch nicht überzeugen konnte, zur CDU zu wechseln. Außerdem sind seine Fraktionskollegen offenbar bis heute nicht recht zufrieden mit dem Beschluss zum Landtagsneubau, bei dem man sich notgedrungen mit der PDS zusammentun musste – und dabei ein wenig am Rande stand, denn maßgeblich verhandelte die SPD mit den Linken. Doch Friede herrscht bei den „Sozis“ auch nicht. Ganz abgesehen von Dauerbrennern wie Wolfhard Kirsch (Griebnitzsee-Uferweg-Streit) sucht die Fraktion nun offenbar nach einem Weg, sich in der Stadt ein stärkeres Profil zu verschaffen. Welcher das ist, scheint umstritten. Soll man versuchen, sich bei den Themen der PDS einzubringen – oder doch lieber stark auf die „bürgerliche Mitte“ setzen? So befinden sich die jungen Wilden wohl in Nöten – beide gleichermaßen. Das könnte auch einen.

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