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Ausgezeichnet. „Digitale Apokalypse“ nannte Daniel Falk seinen Text mit Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 2033, mit dem er den ersten Platz in seiner Kategorie belegte. Lehrerin Kartin Leubner gratuliert dem Lenné-Schüler in Wists Lesestübchen.

© Stefan Gloede

Landeshauptstadt: Kaderschmiede für Autorennachwuchs

Preisverleihung des ersten Schreibwettbewerbs der Lenné-Gesamtschule im Wist-Literaturladen

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Noch hält sie, die Decke im Literaturladen Wist. Zu gern drängelt sich im engen Lesestübchen über dem Laden eine beängstigende Anzahl Besucher, besetzen auch den letzten Klappstuhl und die Treppenstufen. Ungewöhnlich viele Gäste waren es Montagabend bei der Preisverleihung des ersten Schreibwettbewerbs der Lenné-Gesamtschule. Schüler, Freunde, Eltern und Lehrer begleiteten die aufgeregten Teilnehmer, als die Gewinner-Texte vorgestellt und vorgelesen wurden.

Carsten Wist, Literaturhändler und Mitglied der Jury, freute sich über den Andrang. Er habe manchmal amerikanische Studenten hier zu Gast, von denen die meisten noch nie einen Buchladen von innen gesehen hätten. Aber vielleicht werde die Literatur ja doch nicht zu einer aussterbenden Gattung, hoffte er, in die große Runde schauend – und zeigte auf die weit über 100 Fotos an den Wänden, meist namhafte Autoren, die hier schon ihre Bücher vorstellten. „Die haben auch mal so angefangen wie ihr“, richtete sich Wist an die Nachwuchsautoren in seiner Kaderschmiede.

Das von den Jugendlichen selbst gewählte Thema des Wettbewerbs, „Virtuelle Welten – Was wäre wenn...“, ließ allerdings darauf schließen, dass die Beschäftigung mit dem Genre Literatur häufig eine bewusste Entscheidung ist. Oft steht Lesen im Wettbewerb mit Computerspielen und stundenlangem Netzwerken auf den üblichen virtuellen Plattformen.

Diese eigenen Erfahrungen und auch Ängste wurden von den Autoren in Geschichten verarbeitet. Realität und virtuelle Welten verschmelzen miteinander, Protagonisten bewegen sich im Rollenspiel durch ein Mittelalterszenario oder wachen nach einem jahrhundertelangem „Dornröschenschlaf“ in „Schutzgebieten“ auf, einer düsteren Zukunft. Kämpfe werden ausgetragen, Kräfte getankt, Erinnerungen verloren. Es geht um eine Zeit, in der man sich an Facebook und Myspace kaum noch erinnert, ein einziges Netzwerk alles umspannt und offenbart. Eine Zeit, in der die Natur nur noch eine Erinnerung ist, und die Menschen in Furcht vor Cyber-Attacken leben.

„Natürlich sind die Rechner aus unserem Leben nicht mehr weg zu denken“, sagt Katrin Leubner, Deutschlehrerin und Leiterin der Deutsch-Fachkonferenz an der Lenné-Schule. Sie hat aber auch die Erfahrung gemacht, dass trotzdem genug gelesen wird, insbesondere dann, wenn Schüler sich die Bücher selbst aussuchen können. Jungs würden, sagt die Lehrerin, oft mehr lesen, die Mädchen hingegen waren die produktiveren Schreiber.

Montagabend ging Schreiben und Lesen Hand in Hand, wurden die preisgekrönten Beiträge nicht von den Autoren selbst, sondern von verschiedenenVorlesern präsentiert. Am Ende gab es Beifall und kleine Preise für Daniel Falk und Sophia Zariouto der Jahrgangsstufe acht und neun sowie Sandra Heinrich und Vivien Reinhardt aus den Jahrgangsstufen zehn bis zwölf. Für Lisa Kalkuhl gab es den „Sympathiepreis“ der Jury, Darius Hartung erhielt den Lyrik-Preis.

Der Schreibwettbewerb soll künftig zu einer festen Institution der Schule werden, das Interesse auf Schülerseite sei groß, sagte Leubner, gleichwohl bei diesem ersten Mal nur zwölf Beiträge eingereicht wurden.

Sämtliche Autoren sollen von der Jury demnächst eine detaillierte Rückmeldung zu ihren Texten bekommen. „Die Schüler suchen unseren Rat“, sagte Leubner. Der nächste Wettbewerb 2013 ist schon geplant, erste Anmeldungen gab es unmittelbar nach der Lesung. Dass im nächsten Jahr noch alle in Wists Lesestube passen werden, mag man sich da eigentlich nicht wünschen.

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