Landeshauptstadt: Kaiserkronen auf Eselsrücken
Parterre unterhalb der Sanssouci-Terrassen in barocker Buntheit mit 20000 Frühblühern bepflanzt
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Parterre unterhalb der Sanssouci-Terrassen in barocker Buntheit mit 20000 Frühblühern bepflanzt Von Erhart Hohenstein Sanssouci - Auch im Herzstück des Parks Sanssouci, dem Parterre unterhalb der Weinbergterrassen, wurde zum Wochenende die Frühjahrsbepflanzung abgeschlossen. Gestern brachte der Gartenmeister mit dem beziehungsreichen Namen Klaus Blume mit seinen Mitarbeitern die letzten Pflanzen in die so genannten Blumenbänder (plate-bandes). Hier blüht es wieder ganz barock in vielen aufeinander abgestimmten Farben, seit das Parterre um die Jahrtausendwende auf seine ursprüngliche Gestalt zurückgeführt worden war. Auch die Blumenauswahl entspricht der, die in der Zeit Friedrichs des Großen üblich war, erläutert Anne-Grit Reichelt, die Fachbereichsleiterin für den östlichen Lustgarten. Wo möglich werden historische Sorten verwendet, so bei den Stiefmütterchen das Hornveilchen. Sie haben zwar kleinere, dafür aber mehr Blüten als moderne Hybriden und treiben immer wieder neue Knospen. Eine herausragende Rolle kommt im Parterre der Kaiserkrone als der „Prachtblume des Barock“ zu. Neben Goldlack bestimmt sie in Gelb, Pflaumenblau und mit der orange blühenden „Kron op Kron“ die Beetmitte. Diese Sorte, die zwei Blütenkränze ausbildet, gibt es seit dem 17. Jahrhundert. Auf den siebenreihig bepflanzten Beeten werden den Kaiserkronen nach außen niedrigere Blumen wie Hornveilchen, Primeln, Vergissmeinnicht, Tausendschönchen und Silberblatt zugeordnet. Sie werden in der Parkgärtnerei von Sanssouci angezogen. Um die Höhenstaffelung zu betonen, harken die Gärtner die Erde zur Beetmitte hin hoch – sie nennen das Eselsrücken. In 16 Arten und Sorten schmücken 20000 Frühblüher das Parterre. Die Hälfte davon hat Blumes Mannschaft erst in den letzten Tagen in den Boden gebracht, die Zwiebeln der Tulpen, Hyazinthen und Narzissen dagegen schon im Herbst. Sie werden übrigens jährlich erneuert. Außer dem Parterre werden auch Flächen am Eingang Obelisk und an der Neptungrotte bepflanzt. Ist im barocken Lustgarten „Bunt“ Trumpf, so weist der ebenfalls zu Anne-Grit Reichelts Revier zählende Marlygarten an der Friedenskirche auf seinem wie eine Blüte geformten Beet größere Flächen gleichfarbener Blumen auf – in Blau, Weiß und Gelb; die Aurikeln zu Füßen der Flora-Skulptur halten ihre Knospen noch geschlossen. Auch diese Gestaltung folgt dem historischen Vorbild, der von Lenné Mitte des 19.Jahrhunderts konzipierten Bepflanzung. Immerhin 5000 Frühblüher sind für das riesige Beet notwendig. Mit anderthalb Monaten ist die Frühjahrsbepflanzung von relativ geringer Dauer. Ende Mai muss sie den Sommerblumen Platz machen. Dann kommen gar 32 verschiedene Arten blühender Schönheiten auf die Beete.
Erhart Hohenstein
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