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Landeshauptstadt: Kaiserliche Bande

San Francisco plant Simon-Schau / Treffen in Potsdam

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Sanssouci/Wildpark - Berlin, Potsdam, San Francisco – für John E. Buchanan ist das eine Achse der Kunst: Der Direktor des Fine Arts Museum in der kalifornischen Großstadt will im Oktober 2008 für rund vier Monate mit einer Retrospektive an das Schaffen von James Simon erinnern. Der Berliner Textilunternehmer jüdischer Herkunft (1851 bis 1932) war eine der bedeutendsten Kunstmäzene der Bundeshauptstadt – er schenkte den Berliner Museen Kostbarkeiten, die ihren Weltruhm begründeten: Dazu gehören die Büste Nofretetes, der Kopf der Königin Teje, das Ischtar-Tor, Farbholzschnitte von Kitawaga Utamaro, das Goldmedaillon mit dem Bildnis Alexanders des Großen und Andrea Mantegnas Maria mit dem schlafenden Kind. Um die Gastausstellung auf den Weg zu bringen, besuchte Museums-Direktor Buchanan gemeinsam mit Tim Simon, dem Ur-ur-Neffen des Mäzenen, am vergangenen Wochenende Berlin und Potsdam.

Bereits am Freitagabend wurden dabei alte Familienbande geknüpft: Im Hotel Bayrisches Haus traf Tim Simon, der in San Francisco lebt, mit Franz-Friedrich Prinz von Preußen, dem in Potsdam lebenden Urenkel des letzten deutschen Kaisers, zusammen. Eine Begegnung mit Bedeutung, wie Simon erklärte: „Mein Ur-ur-Großonkel und sein Urgroßvater hatten schließlich eine besondere Beziehung zueinander.“ Im Jahr 1901 schloss James Simon persönliche Bekanntschaft mit Kaiser Wilhelm II., schnell gehörte er zu dem kleinen Kreis sehr erfolgreicher jüdischer Unternehmer, die mit dem Kaiser in regelmäßiger Verbindung standen. Als Begründer der „Deutschen Orient-Gesellschaft“ finanzierte Simon Wilhelm II. die Grabungen im ägyptischen Tell el-Amarna, bei denen unter anderem die Büste der Nofretete gefunden wurde. In enger Kooperation mit dem langjährigen Direktor der Gemäldegalerie Wilhelm von Bode schuf Simon außerdem eine der bedeutendsten Privatsammlungen.

„Das ist eine Geschichte, die erzählt werden muss“, sagte gestern Museumschef Buchanan. Die Reise der Kunstschätze nach San Francisco stehe definitiv fest, erst am Samstag hätte er das Projekt noch einmal mit Klaus-Peter Schuster, dem Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, und Vertretern des Senats beraten. Allein die Original-Nofretete werde man in Kalifornien nicht zeigen können. Dass Potsdam in der Simon-Retrospektive eine Rolle spielen wird, ist für Buchanan selbstverständlich: Die Hohenzollern hätten sehr großen Einfluss auf die Entwicklung Berlins als Kunstmetropole gehabt, so der Museumschef, und erinnerte daran, dass Kaiser Wilhelm II. den Bau des heutigen Bode-Museums in Auftrag gegeben hatte. Gleichzeitig soll die Ausstellung in San Francisco für Berlin und Potsdam als Kunst- und Welterbestädte werben. „Bisher reisen US-Amerikaner nach London, Paris und Rom – wir möchten, dass sie Berlin-Potsdam wahrnehmen“, sagte Simon, der die Idee der Retrospektive mit seiner Frau entwickelt hatte. An den alten Familienbanden will er festhalten: „Ich habe den Prinzen zur Ausstellungseröffnung eingeladen.“SCH

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