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Landeshauptstadt: Kaiserzeit digital

Dokumentations- und Informationszentrum der Stiftung stellt 20 000 historische Fotos ins Netz

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Zunächst wegen Technikproblemen abgeschaltet, ist die Adresse nun verfügbar: Unter www.fotothek.spsg.de kann man bereits die Mehrzahl der aus den Jahren 1894 bis 1945 stammenden rund 20 000 Aufnahmen aufrufen, die als Gelatinetrockenplatten in Schwarz-Weiß, als Autochromplatten in Farbe oder auf Azetatfilm zur historischen Fotosammlung der Schlösserstiftung gehören. Das Betrachten ist kostenlos, für Veröffentlichungen können die Datensätze beim Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) der Stiftung bestellt werden. Für die gewerbliche Nutzung werden Gebühren erhoben, bei wissenschaftlichen Zwecken können sie erlassen werden.

Für Leiter Jürgen Becher ist die Digitalisierung all der Bücher, Fotografien, Pläne, Restaurierungs- und Forschungsdokumentationen, Archivalien und anderen Informationsmaterialien, die zum Sammlungsbestand gehören, „ein wichtiges Instrument für eine effiziente Arbeit der Stiftung“. Zuvor waren die Quellen dezentral gelagert, was Verfügbarkeit und Zugriff sehr erschwerte. Nun aber stehe den rund 500 Stiftungsmitarbeitern und auswärtigen Nutzern ein zentraler Service zur Verfügung. Das DIZ umfasst die Bibliothek, das Archiv, die Dokumentation und die Fotothek der Stiftung. Zu den rund 43 000 Bänden, Monographien und Zeitschriften der Bibliothek vornehmlich über die preußische Historie, Kunstgeschichte und Denkmalpflege zählen die etwa 5000 Bände umfassenden historischen Büchereien Friedrichs des Großen und die Museumsbibliothek mit 38 000 Bänden. Das Archiv bewahrt 500 laufende Meter Akten der Schlösserverwaltungen in Berlin und Potsdam seit 1927 auf. In der Dokumentation werden Daten über die Bau- und Gartendenkmale, rund 25 000 Fotoabzüge und Lichtpausen, aber auch die Ausstellungs- und Veranstaltungsdokumentation sowie der Pressespiegel gesammelt. Von hoher Bedeutung ist die Sicherheitsverfilmung der Bestände der Graphischen Sammlung/Plankammer, die Hunderttausende Grafiken sowie Pläne zur Geschichte der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft vor 1945 im Bestand hat.

In der Fotothek befinden sich neben den 20 000 Altaufnahmen 70 000 Kleinbilddias aus der Zeit von 1945 bis 1990 sowie 30 000 moderne Farbaufnahmen. Seit 2005 gehören dazu auch die Bestände der ehemaligen Berliner Schlösserverwaltung im Schloss Charlottenburg. Die Digitalisierung der Fotos wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Bundesamt für Katastrophenhilfe gefördert, für die ebenso bedeutende Sammlung der Kleinbilddias habe sich bisher leider kein Mäzen gefunden, sagte Becher. Die DIZ-Bestände sind für Kunsthistoriker wie für Denkmalpfleger und Restauratoren von gleichermaßen hoher Bedeutung. So enthalten die Sammlungen Aufnahmen von verschollenen Gemälden und anderen Kunstwerken, die für die Kriegsverlust- und Herkunftsforschung unverzichtbar seien. Gleiches treffe auf die Dokumentation baulicher und gartendenkmalpflegerischer Restaurierungen zu, was neue Vorhaben ungemein erleichtere. So gebe es frühe Fotos vom Gartenparterre des Neuen Palais in der Kaiserzeit bis hin zur Residenz Wilhelms II. auf der Insel Korfu. Die Bestände sollen in einer zunächst internen zentralen Datenbank erschlossen werden. Wesentliche Bestände, so die Fotosammlungen, werden über das Internet dann auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Das DIZ selbst bleibt vorerst dezentral. Während Leitung und Fotothek im Nordtor-Gebäude nahe dem Neuen Palais untergebracht sind, befindet sich das Archiv in der Gregor-Mendel-Straße. Bibliothek und Dokumentation haben in der Villa Liegnitz eine vorübergehende Bleibe gefunden. Laut Becher wird für das DIZ bis 2015 jedoch auf dem vormaligen Theatergelände in der Zimmerstraße ein zentraler Neubau errichtet.

Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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