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Links und rechts der Langen Brücke: Kälte statt Glaube

Links und rechts der Langen Brücke Klaus Büstrin über die Umstrukturierungen im Babelsberger Oberlinhaus – die mit der Kündigung der Oberin einhergehen Soll es im Oberlinhaus künftig nur kühl-geschäftlich zugehen, fragt ein Bekannter in der Straßenbahn, nach dem er von den neuesten Ereignissen in der medizinisch-diakonischen Einrichtung in Babelsberg erfuhr. Aber behandeln Sie das Haus fair.

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Links und rechts der Langen Brücke Klaus Büstrin über die Umstrukturierungen im Babelsberger Oberlinhaus – die mit der Kündigung der Oberin einhergehen Soll es im Oberlinhaus künftig nur kühl-geschäftlich zugehen, fragt ein Bekannter in der Straßenbahn, nach dem er von den neuesten Ereignissen in der medizinisch-diakonischen Einrichtung in Babelsberg erfuhr. Aber behandeln Sie das Haus fair. Es hat es verdient, gab er mit noch auf dem Weg. Fairness – ein wunderbares Wort – das man aber von allen verlangen sollte, von der Leitung und von den Mitarbeitern. Die fast 131-jährige Einrichtung ist derzeit in einer Umbruchsituation. Man will sie ökonomisch rentabler machen, modernen Erfordernissen anpassen. Bis zum Jahre 2013, so hat man sich vorgenommen, soll das Oberlinhaus „umgekrempelt“ werden. In einem Beitrag in der jüngsten Ausgabe der Oberlinhaus-Zeitung schreibt Vereinsvorsitzender Pastor Friedrich-Wilhelm Pape über Chancen und Risiken in der Unternehmensentwicklung. Zwölf Projekte werden darin aufgezählt, deren Verwirklichung sicherlich – bei aller Kritik im Detail – notwendig ist. Doch kein Wort über christliche Aspekte. Das Oberlinhaus hat schon so manche problematische Zeit überstehen müssen, die nationalsozialistische und den real existierenden Sozialismus. Das Miteinander hat die Mitarbeiter und Bewohner der Einrichtung stets eng zusammen geschmiedet, sie standen füreinander ein. Der christliche Glaube, unter dem sich das Haus seinen vielfältigen Aufgaben stellte – für die Schwachen der Gesellschaft und für die Kranken stets dazu sein – hat sie zu einer inneren Gemeinschaft geführt. Wird es nun im Oberlinhaus kalt, fragt der Straßenbahn-Passant im Hinblick auch auf die Kündigung der Oberin Schwester Gisela Zschockelt von ihrem Amt. Nach dem Willen des Aufsichtsrates und des Vorstandes soll es dies nicht mehr geben. Tradition wird also einfach aufgegeben, eine wunderbare Tradition, die von bedeutenden Frauen im Oberlinhaus ausgeübt wurde. Sie gewährleisteten eine christliche Gemeinschaft in einer nach außen hin fast schon säkularen Einrichtung. Man denke beispielsweise an die vor wenigen Jahren verstorbene Oberin Huberta Müller, die für das Haus unendlich segensreich war. Gisela Zschockelt soll ihren Dienst für die ihr anvertrauten Menschen Ende des Jahres beenden. Man benötigt sie nicht mehr, so der Aufsichtsrat und der Vorstand. Wird es kalt im Oberlinhaus?

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