
© Andreas Klaer
Von Jana Haase: Kälteschock für Hundekot
Henri Vogel erfand ein Spray gegen „Fehltritte“ und geht ins Rennen um „Die beste Idee Deutschlands“
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Diese Geschichte stinkt. Allein 100 000 Tüten mit Hundekot entsorgt die Potsdamer Stadtreinigung pro Jahr. Wie viele Haufen der mehr als 6000 in Potsdam gemeldeten Hunde auf den Bürgersteigen und Wiesen der Landeshauptstadt liegen bleiben, kann niemand beziffern. Aber viele leiden darunter. Besonders unangenehm wird es, wenn das Ausweichmanöver nicht gelingt und der Schuh im Haufen landet. „Das passiert meinen Kindern mit schöner Regelmäßigkeit“, erzählt Henri Vogel.
Der 37-jährige Potsdamer hatte die Nase förmlich voll von den „Tretminen“. Deshalb hat der Politikwissenschaftler ein Spray dagegen erfunden. Und damit geht er ab heute Abend in der Sat1-Fernseh-Show „Die beste Idee Deutschlands“ ins Rennen um den Titel.
„Das Spray kommt zum Einsatz, wenn das Malheur bereits passiert ist“, erklärt Vogel den PNN. Mit wenigen Sprühstößen werde die stinkende Masse vereist. Dadurch werde nicht nur der Gestank in Sekundenschnelle abgestellt: „Das Zeug wird sehr schnell hart und spröde und lässt sich dann einfach anklopfen.“ Es ist eine Idee, die sich der Hobbybastler von Vereisungssprays zur Entfernung von Kaugummis abgeguckt hat: Das Gemisch in der Flasche enthalte Propan, ein Gas, das bei einer Temperatur von Minus 42 Grad Celsius kocht, erklärt er.
Aber sein Spray kann mehr als nur Vereisen: Um auch letzte Reste von Hundekot aus dem Profil der Schulsohle zu entfernen, muss Vogel die Spraydose lediglich umdrehen. Dann kommt aus dem zwölf Zentimeter langen Messingsprührohr Druckluft – zum Wegblasen. „Eine sehr angenehme Art, den Kot zu entfernen“, sagt Henri Vogel.
Weniger angenehm war dagegen die Testphase, berichtet der Familienvater: „Ich musste immer wieder gezielt in Hundehaufen treten, um den aktuellen Entwicklungsstand zu prüfen.“ Keine einfache Aufgabe, schließlich wollte Vogel in seinem Wohngebiet im Kirchsteigfeld auch nicht als „Verrückter“ auffallen.
Angefangen hatte alles mit einem „reinen Gag“, erinnert er sich: Zum Weihnachtsfest vor anderthalb Jahren verschenkte er aus Frust über die Hundehaufen-Problematik gewöhnliches Vereisungsspray an Freunde und Bekannte. Neben seinem Job als Projektassistent beim Teltower Bildungsträger „Akademie Zweite Lebenshälfte“ begann er nach und nach, das Spray weiterzuentwickeln. „Ich habe verschiedene Materialien für das Sprührohr getestet“, erzählt Vogel. Den Prototyp, mit dem er sich als einer von mehr als 3000 Hobby-Erfindern bei der Sat1-Show bewarb, sägte er im häuslichen Keller zurecht.
„Zu meiner großen Überraschung wurde ich dann eingeladen“, erzählt Henri Vogel. Um die Fernsehmacher nicht zu verschrecken, habe er sein Spray allerdings mit Kot-Ersatz aus süßem Schokopudding vorgeführt. Erfolgreich: Vogel kam eine Runde weiter und kann seine Idee ab heute der Jury und dem Fernseh-Publikum schmackhaft machen. Schlecht stehen die Chancen nicht, schließlich ist das Problem nahezu deutschlandweit bekannt. Kein Wunder also, dass auch die Bild-Zeitung schon bei Vogel angeklopft hat.
Sollte sich der Potsdamer beim Finale am 12. Juni durchsetzen, gewinnt er nicht nur 50 000 Euro, sondern auch die Möglichkeit, seine Idee zum Patent anzumelden und zur Marktreife zu entwickeln. Erste Schritte dafür hat er bereits gemacht: Er fragte bei den Diakonie-Werkstätten auf Hermannswerder an, ob sie die Dosen in Serie fertigen könnten – und bekam positive Antwort. Vogel rechnet mit einem Ladenpreis von sechs bis acht Euro für die 400-Milliliter-Dose. Dass er mit seiner Erfindung irgendwann die sprichwörtliche „Scheiße zu Gold machen“ kann, hält er trotzdem für unwahrscheinlich: „Davon allein kann man nicht leben.“
„Die beste Idee Deutschlands“ läuft heute Abend 20.15 Uhr auf Sat1.
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