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Landeshauptstadt: Kampf um den Wald im Kirchsteigfeld

Bürger warnen vor Gewerbegürtel. Entwickler Aldinger sieht Entgegenkommen

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Kirchsteigfeld - Die Pläne des Projektentwicklers Henrik Aldinger, zwischen Kirchsteigfeld und Autobahn ein neues Einzelhandelszentrum zu bauen, gehen erneut in eine entscheidende Phase: Möglicherweise schon heute berät der Bauausschuss des Stadtparlaments über das Vorhaben, in zehn Tagen der Umweltausschuss. Die Voten der Ausschüsse gelten als Vorentscheidung für den endgültigen Beschluss des Stadtparlaments.

Vor diesem Hintergrund wachsen die Spannungen zwischen der Unternehmensgruppe Dr. Aldinger & Fischer und der Bürgerinitiative Kirchsteigfeld, die deren Pläne weitgehend ablehnt. Bürgerinitiativen-Sprecher Wilfried Naumann rief bereits am vergangenen Mittwoch im Stadtparlament dazu auf, neuen Einzelhandel und eine Rodung der zwölf Hektar Wald zwischen Wohngebiet und A 115 nicht zuzulassen. Laut Naumann befürchten viele der 7500 Kirchsteigfelder eine drastische Verschlechterung ihrer Lebensqualität, wenn die Pläne Realität werden.

Wie berichtet wollte Aldinger ursprünglich ein Einkaufszentrum namens „Drewitz-Park“ mit 40 000 Quadratmetern Handelsfläche auf der Gewerbeflächen-Brache am Kirchsteigfeld und den angrenzenden zwölf Hektar Wald errichten. Damit scheiterte er im Stadtparlament: Während CDU- und SPD-Fraktion Aldinger unterstützten, lehnte eine Mehrheit von Grünen und Linken das Drewitz-Center ab. Als die Pläne im Oktober 2010 bekannt geworden waren, hatte sich die Bürgerinitiative Kirchsteigfeld gegründet. Nach dem Nein des Stadtparlaments folgten ein Workshop der Stadtverwaltung mit Projektentwickler, Bürgerinitiative und Stadtverordneten sowie diverse öffentliche Veranstaltungen – doch eine Einigung kam nicht zustande. Jetzt hat die Bauverwaltung vier Varianten für die Entwicklung vorgeschlagen, die Grundlage der Entscheidungen im Bau- und Umweltausschuss und letztlich im Stadtparlament sein sollen. Projektentwickler Aldinger erklärte sich mit der Maximal-Variante einverstanden. Danach sollen fünf Hektar Wald für 1,5 Hektar Handel und 3,5 Hektar Gewerbe aufgeteilt werden. Es blieben rund 3,4 Hektar Wald erhalten.

Die Bürgerinitiative lehnt dies ab. Sie will einen kompletten Erhalt des Waldes und eine Ansiedlung ausschließlich von Gewerbe, wie sie bisher im Flächennutzungsplan vorgesehen ist. Einer neuen direkten Anbindung des Wohngebiets an die A 115 stimmt sie zu. Das ist für Projektentwickler Aldinger nicht genug – er betont in einer Stellungnahme, schon der Erhalt von 3,4 Hektar Wald sei „am Rande des wirtschaftlich Vertretbaren“. Er widerspricht zudem der Bürgerinitiative in der Feststellung, der Wald müsse wegen Abstandsregelungen sowieso erhalten bleiben. Eine solche Regelung gebe es nicht, so Aldinger, das Unternehmen wolle mit dem Erhalt den Bürgern entgegenkommen.

Das kann die Bürgerinitiative offensichtlich nicht feststellen. Sprecher Naumann wies die Stadtverordneten darauf hin, dass parallel zur Kirchsteigfeld-Brache auch die Entwicklung des Gewerbegebietes an der südlichen Trebbiner Straße vorangetrieben werde. Ein entsprechender Bebauungsplan ist aufgestellt. Siedeln sich dort Unternehmen an und werden Aldingers Pläne realisiert, „dann ist das Kirchsteigfeld von einem mehr als zwei Kilometer langen Gewerbegürtel umschlossen“, so Naumann. Um so größer die Bedeutung der zwölf Hektar Wald – Aldinger hat 8,7 Hektar davon bereits 2009 vom Land und den Rest von Privateigentümern erworben. Dazu meint die Bürgerinitiative: Der Wald müsse unbedingt als „Puffer“ zwischen den Gewerbegebieten erhalten bleiben. Die Initiative sieht auch keinen Grund dafür, dass Aldinger, wie von der Stadt wegen knapper Kassen gefordert, die neue Autobahnanbindung allein bezahlen müsse. „Die Straße würde per Kreisverkehr ja auch das neue Gewerbegebiet an der Trebbiner Straße erschließen“, so Sprecher Naumann. Die Kosten müssten daher auf alle umgelegt werden. Dies würde, so meinen die Bürger, den Wald retten, da Aldinger dann nicht zur Refinanzierung der Straßenbaukosten von rund 1,8 Millionen Euro auf die Einzelhandelsflächen bestehen könne.

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