Landeshauptstadt: Kampftag und Feiertag

Diese Frau ist ein Erlebnis, schon nach dem ersten Song gibt es begeisterten Applaus. Das kokette „Honeysuckle Rose“ hat Ruth Hohmann da gesungen, aber wie! Unbekümmert wechselt sie die Tonlagen vom gurrenden Vamp zum unschuldigen Kinderstimmchen, in der linken Hand ein zartrosa Tuch, in der rechten das Mikro. 81 Jahre alt ist diese Sängerin – und eine Legende. Ruth Hohmann hat den Jazz in die DDR gebracht, Bewunderer sprechen von der „First Lady of Jazz“. Und seit Donnerstagabend dürfte die Zahl der Fans wieder größer geworden sein: Hohmann war gemeinsam mit dem Jazz Collegium Berlin Gast bei der Feier zum Internationalen Frauentag, zu dem Martina Trauth-Koschnick, Potsdams Gleichstellungsbeauftragte, in den Nikolaisaal eingeladen hatte.

Der Frauentag sei der Beweis dafür, „dass Frauen die Kraft haben, die Welt zu verändern“, sagte Trauth-Koschnick in ihrer Begrüßung vor dem gut gefüllten Saal. Sie erinnerte an die Frauen in arabischen Ländern, die ihre Stimmen gegen Unterdrückung erhoben haben. Auch wenn in Deutschland bereits viel für die Gleichberechtigung von Frauen erreicht worden sei, gebe es noch Verbesserungsbedarf: Dazu zählt Trauth-Koschnick für Potsdam etwa die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die gerechte Bezahlung von Frauen für ihre Arbeit.

Auf welche Hürden Frauen heute auf dem Arbeitsmarkt stoßen, machte Karin Wagner von der Gewerkschaft Verdi deutlich: Sie verwies etwa auf Betriebe, die keine verbindlichen Arbeitszeiten oder unbezahlte Überstunden vorsehen. Frauen müssten die Chance auf eine Arbeit haben, die den Lebensunterhalt finanziert, so Wagner. Solange das nicht gegeben ist, sei der Frauentag für sie nicht nur Feiertag, sondern Kampftag. jaha