Von Hella Dittfeld: Kanalisierter Verkehr
Potsdam im Dialog und ganz ohne Streit: Durch den Stadtkanal soll wieder Wasser fließen
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Viele Fragen, aber kein streitbarer Widerpart. Am ersten Abend der Reihe „Potsdam im Dialog“ am Dienstag waren sich alle einig: Durch den Stadtkanal muss wieder Wasser fließen. „Im Engagement für die Potsdamer Mitte hat es einen Qualitätssprung gegeben“, erklärte denn auch der Potsdamer Historiker und Landtagsabgeordnete Wieland Niekisch (CDU) und erntete Zustimmung. Es gab im vollbesetzten Saal nicht eine Ansage, dass dieses Innenstadtbauwerk überflüssig sei. Kein Verweis darauf, dass man städtische Gelder lieber anderweitig ausgeben solle. Dass der Kanal unter mangelnder Fließgeschwindigkeit gelitten habe, wurde zwar nicht in Abrede gestellt, Albrecht Gülzow vom Sanierungsträger verwies jedoch auf eine Belüftungsvariante, die den Mangel an Gefälle ausgleichen könne. „Wir haben vielleicht später einmal im Kanal eine bessere Wasserqualität als in der Havel“, verkündete er.
Eduard Gödecke, der die alte Kanalanlage noch kennt, forderte, „das Begonnene jetzt mit aller Kraft“ fortzusetzen. Der Architekt Christian Wendland fand es angemessen, dass sich neue Verkehrsanordnungen nach den alten innerstädtischen Gegebenheiten richten. Es wurde angeregt, die Straßenbahn beim Umbau der City aus der Straße am Kanal herauszunehmen und sie durch die Charlottenstraße am Krankenhaus vorbei fahren zu lassen. Diese Variante hält Gülzow für möglich.
Auch bei der Einengung des Verkehrs in der Breiten Straße über eine wieder zu errichtende Breite Brücke regte sich kein Widerspruch. Noch einmal Gülzow: „Es würde funktionieren, vier Fahrspuren über eine der historischen angenäherten Breite Brücke zu legen. Für Fußgänger und Radfahrer könnte es daneben angebrachte Stege geben.“ Von der Brücke seien noch historische Elemente wie die Lampenträger und das Geländer vorhanden, merkte der Vorsitzende des Stadtkanalvereins, Siegfried Benn an. Die könnten wiederverwendet werden.
Das erschien dem Fachbereichsleiter Stadterneuerung und Denkmalpflege Oliver Graumann jedoch ein zu heftiger Gedankensprung. Er erklärte, das Stadtkanalprojekt sei kein 100-Meter-Sprint, sondern ein Marathonlauf. Erst einmal sollte das gemacht werden, was geht. Die anderen Teile müsse man langfristig vorausplanen. Grundsätzlich sicherte er aber dem Verein die Unterstützung der Stadt zu. Es sei jetzt wichtig, Fördermittel zu akquirieren und einen langen Atem zu beweisen.
Benn übte sich nach dieser Aussage in Diplomatie. Er merkte zwar an, dass mit sechs Jahren Stillstand – laut Benn sollen Ämter versucht haben, das Projekt bewusst zu sabotieren – viel zu viel Zeit unnötig verstrichen sei. Er sei aber froh, dass es weitergehe, sagte der Vereinsvorsitzende. Auch in der Straße Am Kanal werden beim Ausbau des Kanalstücks wieder Azubis des Bildungsvereins Bautechnik eingesetzt, das spare Baukosten.
Man hätte den Kanalausbau auch zum Projekt des Potsdamer Bauwesens machen können, meinte er. Das sei leider wegen der Ausschreibungspraktik nicht gelungen. Andere Städte hätten so etwas geschafft und damit auch lokales Engagement ausgelöst. Die Grüne-Stadtverordnete Saskia Hüneke betonte, dass es in der Vergangenheit schwer gewesen sei, bei den bestehenden Mehrheiten in der Stadtverordnetenversammlung positive Voten für den Stadtkanal zu bekommen. Auch das hat sich im neugewählten Stadt-Parlament offenbar verändert, denn es gibt einen Beschluss, städtische Anteile für Fördermittel in den Haushalt einzustellen.
Die Reihe „Potsdam im Dialog“ wird fortgesetzt. Geplant sind insgesamt sieben Veranstaltungen, moderiert von Natalie Gommert. Es sollen von Vereinen angeschobene und getragene Projekte in der Innenstadt diskutiert werden.
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