Von Sabine Schicketanz: „Karli“ im Rückstand
Zeitverzug bei Stadion-Sanierung, Bauabnahme vertagt / Verein: Flutlicht-Notlösung bis Mitte März
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Babelsberg - Rückstand bei der Generalsanierung des Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadions: Das Acht-Millionen-Euro-Projekt befindet sich mindestens zwei Monate im Zeitverzug. Das sagte gestern Ralf Hechel, Geschäftsführer des Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03, auf PNN-Anfrage. Bereits Ende November sollten die Bauarbeiten am Tribünenblock K samt Neubau planmäßig beendet sein – jetzt werde er erst Mitte oder Ende Februar fertig gestellt.
Grund für die Verzögerungen sei vor allem das Wetter, sagte Hechel: „Die Witterung hat große Probleme gemacht.“ Es könne beispielsweise kein Wärmeschutz an den Neubau des „Block K“ angebracht werden. Dazu müsse der Baukörper selbst mindestens fünf Grad Celsius „warm“ sein, angesichts der jetzigen Temperaturen unmöglich. „Das nervt uns ab“, so der Geschäftsführer. In dem Neubau zur Karl-Liebknecht-Straße hin sollen künftig Duschen und Umkleidekabinen, ein Fanshop und die Geschäftsstelle des Vereins untergebracht sein.
Am Montag sollte Bauabnahme für den Innenteil des „Block K“ sein – doch diese ist laut Hechel zunächst gescheitert. Dafür allerdings ist nicht der Winter verantwortlich: „Es hätte alles fertig sein sollen“, so Hechel. Doch „Kleinigkeiten“ seien nicht erledigt, beispielsweise seien die Toiletten ohne Spülkästen geblieben. Von Baumängeln sprach Hechel nicht. Er rechnet damit, dass der Bauauftragnehmer kommende Woche noch einmal um einen Abnahmetermin bittet. Es herrsche zwar Zeitdruck, aber „wir wollen, dass alles vernünftig ist“.
Baustart für das „Karli“ war Anfang Juni 2010. Bis Ende Juni dieses Jahres müssen die Bauarbeiten beendet und bis September alle Rechnungen eingereicht sein. Der Hintergrund: Die Stadionsanierung wird mit Geldern aus dem Konjunkturpaket II (KP II) des Bundes bezahlt. 7,2 Millionen Euro fließen aus dem KP-II-Topf ins „Karli“, 800 000 Euro übernimmt die Stadt Potsdam. Politische Debatten über die Generalsanierung blieben nicht aus. Das „Karli“ liegt direkt am Welterbe neben dem Park Babelsberg, nach dem Sanierungsbeschluss im März kündigte das deutsche Nationalkomitee des internationalen Denkmalrates Icomos eine Intervention an. Im Stadtparlament mussten die Chefs der Sportvereine SV Babelsberg 03 als Pächter und 1. FFC Turbine Potsdam als Nutzer die Sanierungspläne verteidigen: Die Gruppe „Die Andere“ hatte eine „Luxussanierung“ vermutet. Ein Antrag, die Kosten zu senken, scheiterte im Stadtparlament. Kritik hatte es auch nach Vergabe der Konjunkturmittel gegeben: Der damalige SPD-Finanzminister, Rainer Speer, ist auch Präsident des SVB 03.
Nunmehr sind die Arbeiten weit fortgeschritten: Sobald der Tribünenblock K fertig ist, soll das Hauptgebäude entkernt und saniert werden. Die Haupttribüne soll ein neues Dach bekommen. Die Sportler ziehen während der Bauarbeiten teilweise in den Neubau um, außerdem seien Container am Hartplatz nebenan aufgestellt worden, so Geschäftsführer Hechel. Der Spielbetrieb werde durch die Baumaßnahmen nicht beeinträchtigt.
Schwierigkeiten macht dagegen seit Monaten der Ausfall des Flutlichts: Die deutschlandweit einmalige Anlage mit abknickbaren Masten – damit die Sichtachsen des Welterbes so wenig wie möglich beeinträchtigt werden – ist seit Oktober 2010 defekt und außer Betrieb. Spiele können nur zur Mittagszeit stattfinden, was vor allem Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam Einnahmeverluste beschert hat: Ein Champions-League-Spiel musste auf 14 Uhr verlegt werden, was für TV-Übertragung und Besucher weniger attraktiv war. SVB-Geschäftsführer Hechel sagte gestern zu, dass es bis zum Champions-League-Viertelfinale am 23. März gegen das französische Team FCF Juvisy Essonne eine „Lösungsvariante“ geben werde. Im Dezember hatte die städtische Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) angekündigt, sich bei den Welterbe-Hütern dafür einzusetzen, dass die Flutlichtmasten ausnahmsweise einige Monate aufgeklappt stehen bleiben dürfen. Die Komplett-Reparatur der Masten ist offenbar eine teure Angelegenheit: Sie erwarte, so Magdowski, dass der SV Babelsberg 03 im Jahr 2011 den städtischen Zuschuss von 150 000 Euro maßgeblich für die Flutlicht-Sanierung einsetzt.
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