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Steinerne Pracht: Schinkels Löwenfontäne ist wieder in Betrieb.

© Nestor Bachmann

Landeshauptstadt: Karls Schleier läuft

Löwenfontäne im Glienicker Schlosspark saniert

Stand:

Prinz Karl hatte dieses Glück zu Lebzeiten nicht. Zum ersten Mal funktioniert die Löwenfontäne im Schlosspark Glienicke so, wie es sich der jüngste Bruder der Preußenkönige Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. vorgestellt hatte.

Zwei Jahre hat die Sanierung der markanten, von zwei goldenen, wasserspeienden Löwen gekrönten Brunnenanlage gedauert – die Initialzündung kam von TV-Moderator Günther Jauch, eigentlich von dessen Kindern. Amüsiert gab Jauch die Anekdote gestern noch einmal zum Besten. „Wenn wir hier vorbeigefahren sind, haben sich meine Kinder immer nach den kotzenden Löwen erkundigt“, sagte Jauch schmunzelnd. „Ich habe sie dann ermahnt, dass man nicht ,kotzen’ sagt. Den Löwen ist nur ein bisschen übel.“ Doch weil den Löwen lange nicht mehr „übel“ war – sie also kein Wasser mehr spien – entschloss sich Jauch zu einer Spende für die Restaurierung. Auch die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. sowie die Kurt-Lange-Stiftung gaben etwas dazu, sodass die 1837 von Karl Friedrich Schinkel nach dem Vorbild der römischen Villa Medici entworfene Anlage wieder sprudeln kann.

Und zwar erstmals so, wie sie sollte. Prinz Karl, der Schloss und Park Glienicke nach seinem Geschmack gestalten ließ, hatte nämlich einen schönen Wasserschleier im Sinn, der elegant über den Rand der Brunnenschale fließen sollte. Die Fontäne sprudelte zwar, auch die goldenen Löwen – ein Geschenk von Karls Schwester, der Zarin Alexandra Feodorowna – spuckten brav ihr Wasser in den marmornen Napf. Doch der gewünschte Schleier stellte sich nicht ein, wohl, weil der Beckenrand zu uneben war. Also ließ Karl zwei Löwenkopfmedaillons in die Beckeneinfassung einbauen, damit es ein bisschen mehr plätscherte. Wäre der Prinz bei der Wiederinbetriebnahme gestern dabei gewesen, er hätte sicher seine Freude gehabt.

Bevor es soweit war, hatte die Schlösserstiftung jedoch mit allerlei bösen Überraschungen zu kämpfen gehabt. Ein Bombentreffer am Kriegsende hatte dem Schinkelschen Brunnen übel zugesetzt. In den 60er Jahren baute man die Fontäne mit Beton wieder auf – allerdings veränderte sich dabei die Position der Anlage. Der Beton musste entfernt werden, wie zu Karls Zeiten wurde die Anlage mit Ziegeln gemauert und mit Sandstein verblendet. Havelwasser speist den Brunnen mit Hilfe einer Pumpe.

Fast eine halbe Million Euro hat die Rekonstruktion des Bauwerks gekostet, doch Kopfzerbrechen bereitet der Stiftung der Betrieb. Auf allein 15 000 Euro beläuft sich die jährliche Stromrechnung. Abermals half Jauch aus – das erste Jahr werde er den Betrieb sponsern, kündigte er an und drohte augenzwinkernd: „Ich fahre hier aber jeden Tag lang ...“ pee

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