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Landeshauptstadt: Karriere statt Wehrdienst

Bundeswehr wird wettbewerbsfähig: In Potsdam eröffnet sie ein Karrierecenter

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Innenstadt - Die Bundeswehr kämpft in Potsdam – um Jugendliche und Nachwuchs. Dafür soll am heutigen Donnerstag ein sogenanntes Karrierecenter in der Behlertstraße eröffnet werden. Das Rekrutierungszentrum mit 20 Mitarbeitern in Potsdam ist ein kleiner Teil der größten Reformen der Bundeswehrgeschichte: Durch den Wegfall der Wehrpflicht seit 2011 stellte sich für den Bund die Frage, wie neuer Nachwuchs für militärische und zivile Aufgaben gefunden werden sollte. Für diese Aufgabe sind ab sofort die bundesweit 16 Karrierecenter – eines pro Bundesland – sowie insgesamt 110 Karriereberatungsbüros und bis zu 200 mobile Büros zuständig. Damit werde eine „wettbewerbsfähige Organisation geschaffen“, so Rüdiger Lorenz, Leiter des Karrierecenters Potsdam. Gemeint ist der Wettbewerb um Nachwuchs, denn die Bundeswehr ist nur ein Arbeitgeber unter vielen.

„Früher kamen viele Jugendliche als Wehrdienstleistende zur Bundeswehr und haben dann vielleicht gesehen, dass das was für sie ist“, sagt Lorenz. „Heute müssen Streitkräfte und Wehrverwaltung um diese Aufmerksamkeit kämpfen.“ Der Jurist hatte von 1996 bis 1999 das Kreiswehrersatzamt Potsdam geleitet, das Ende November 2012 geschlossen wurde. Aus den meisten der zuletzt bundesweit 52 Kreiswehrersatzämter wurden Karrierecenter und Beratungsbüros. Das Personal in Potsdam kommt zum größten Teil allerdings aus dem Bundeswehrdienstleistungszentrum, in dessen Räumlichkeiten das Karrierecenter ziehen wird.

Gab es früher sowohl eine Anlaufstelle für militärische und für zivile Personalgewinnung – Nachwuchswerbung und Wehrbereichsverwaltung – so sollen die Karrierecenter künftig für alle, die an einer Arbeit bei der Armee interessiert sind, der zentrale Ansprechpartner sein. Laut Lorenz hat die Bundeswehr einen jährlichen Rekrutierungsbedarf von rund 13 000 neuen Soldaten – wozu rund 40 000 Bewerber für die geeigneten Kandidaten gebraucht werden – zudem werden 20 000 Jugendliche für den freiwilligen Wehrdienst benötigt. Auch wegen des demographischen Wandels sei die Zahl derer, die für einen Dienst beim Bund überhaupt infrage kämen, deutlich geringer als noch vor einigen Jahren, so Lorenz. Das Karrierecenter wird sich allerdings auch darum kümmern, Soldaten nach dem Abschluss ihrer militärischen Ausbildung zu helfen, eine Arbeit im zivilen Bereich zu finden. Auch das Personalmanagement der Reservisten – etwa bei der Zusammenstellung von Katastrophenschutz-Helfern – wird zu den Hauptaufgaben der neuen Organisation gehören. Erik Wenk

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