Aus dem Wirtschaftsleben Aus dem GERICHTSSAAL: Kartoffelpuffer mit Vergangenheit Leere Parklücke
Die Imbiss-Ecke im Stern-Center ist komplett Ein Blitzerfoto überführte den Autodieb / 1200 Euro, zu zahlen in 120 Tagessätzen, als Strafe
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Die neue Schlemmermeile ist fertig. Seit gestern gibt es in der Imbiss-Ecke im Stern-Center nun auch Kartoffeln. Und zwar in allen Varianten: Als Rösti, Pommes oder Pellkartoffel mit Kräuterquark oder als Luxusversion mit Räucherlachs. Nur ausgerechnet sein Markenzeichen, den Kartoffelpuffer, konnte Heiko Pflugmacher seinen Kunden bislang noch nicht braten. Der Elektro-Pfanne im Kartoffelbistro „Pommes de Terre“ funktionierte am ersten Tag noch nicht so wie Chef Pflugmacher es gern wollte.
Die Kunden bestellten trotzdem bei ihm und seinen elf Mitarbeitern. Und so war Pflugmacher zufrieden mit seinem Einstieg in der Shoppingmall an der Nuthestraße. Auch wenn längst nicht alle der 50 Sitzplätze besetzt waren. Zumindest ist „das Publikum in Potsdam nett und nicht so hektisch wie in Berlin“, sagt er. In der Bundeshauptstadt eröffnete der 43-jährige Berliner 1998 seinen ersten Erdapfel- Imbiss im Einkaufszentrum „Potsdamer Platz Arkaden“. Aber Puffer haben für ihn eine viel längere Tradition: Vor rund 40 Jahren verkaufte sein Vater bereits in der Wilmersdorfer Straße welche – laut Pflugmacher betrieb er die erste Kartoffelpufferbräterei Berlins.
Damals existierte die weltweite Café-Kette Starbucks noch gar nicht. Die erste Filiale eröffnete erst 1971 in Seattle, mittlerweile gibt es 12 400 weltweit. Seit 2002 verkauft Starbucks seinen Coffee auch in Deutschlands. Dort ist die neue Filale im Stern-Center mit 20 Tischen auf 180 Quadratmetern die 81. und die zweite in Potsdam. Neu im Stern-Center sind auch das Fastfood-Restaurant „McDonald’s“, der Curry-Wurstbräterei „Curry Carl“, die Nürnberger Bäckerei Feihl, die nun 22 Filialen in Berlin und Brandenburg hat. Und vor Fleischer Haase, der seit Anfang 2007 am Platz der früheren „Thüringer Fleischerei“ Wurst und Schinken anbietet, steht eine kleine Menschenschlange an. Für den Kreuzberger Metzger ist es neben sechs Berliner Geschäften das erste in Brandenburg.
Aber auch die Gastronomen, die bereits vor der Stern-Center-Umstrukturierung dieses Jahr (PNN berichteten) einen Laden dort hatten, haben sich verwandelt. Denn in den Mietverträgen mit dem Centermanagement ist meist verankert, dass sie ihre Läden regelmäßig modernisieren. So sind im Asia-Bistro die roten Lampions verschwunden. Stattdessen wirkt das Schnellrestaurant als würde es in einem In-Viertel in Tokio stehen – fast futuristisch, mit dem neuen lemonengrünen Schriftzug „Asia Gourmet“ und den Designstühlen in der gleichen Farbe. Modern ist auch das Ambiente von Pflugmachers „Pomme de Terre“. Während er in Berlin noch auf rustikale Messingverzierungen setzte, hat seine neueste Filiale Lounge-Charakter mit hinterleuchteten Kartoffelfotos und creme-farbenen Wänden. Alt bewährt sind dagegen die meisten von Pflugmachers Rezepten, die er alle persönlich entwickelt hat.just
Wäre Marcel M.* (22) am 25. Mai vorigen Jahres um 19.34 Uhr nicht von der Polizei geblitzt worden, weil er in einem VW Sirocco zu schnell unterwegs war, hätte man ihm den Diebstahl desselben wohl kaum nachweisen können. Doch der Arbeitslose ist behördenbekannt, das Porträtfoto gestochen scharf.
Da machte es keinen Sinn, lange um den heißen Brei herumzureden. Jetzt wurde Marcel M. vom Amtsgericht wegen besonders schweren Diebstahls und Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je zehn Euro verurteilt. Es sei nicht schwer gewesen, das Lenkradschloss des in der Nansenstraße abgestellten Autos zu knacken, erzählt der einschlägig vorbestrafte Langfinger freimütig. Nachdem er den Wagen kurzgeschlossen habe, sei er so lange in der Gegend herumgekutscht, bis der Tank leer war. Dann habe er ihn stehen lassen.
„Ich wollte am 26. Mai zur Uni fahren und stand vor einer leeren Parklücke“, berichtet Jana J.* (24) im Zeugenstand. „Da ich das Auto drei Tage nicht gebraucht habe, dachte ich zuerst, ich hätte es vielleicht woanders abgestellt. Ich bin dann um den ganzen Block gelaufen, aber es war nicht da.“ Obwohl der Sirocco nur noch 300 Euro wert sei, habe er eine ganz besondere Bedeutung für sie, betont die Studentin. Das 20 Jahre alte Gefährt habe einst ihrer Großmutter gehört, später der Mutter. Die habe es der Tochter zur Verlobung geschenkt.
„Es war purer Zufall, dass ich das Auto wiederbekommen habe“, so Jana J. „Der Arbeitgeber meiner Mutter rief an und sagte, der Sirocco steht auf einem Grünstreifen in Werder. Ich konnte es kaum glauben. Aber es war wirklich mein Fahrzeug mit meinem Kennzeichen.“ Über 380 Euro habe sie für die Reparatur des guten Stücks bezahlen müssen, listet die junge Frau auf.
Ginge es nach dem Willen des Staatsanwalts, würde Marcel M. eine Freiheitsstrafe von fünf Monaten erhalten, ausgesetzt zu dreijähriger Bewährung. Damit der Hartz-IV-Empfänger einmal etwas Sinnvolles tut, solle er zudem 100 Stunden gemeinnützig arbeiten. Sein Verteidiger plädiert auf die Mindestfreiheitsstrafe von drei Monaten, die der Gesetzgeber für Diebstahl im besonders schweren Fall vorsieht – natürlich auf Bewährung.
Da Freiheitsstrafen unter sechs Monaten nicht ohne zwingende Gründe ausgesprochen werden sollen, wandelt Amtsrichterin Waltraud die aus ihrer Sicht nötigen vier Monate in besagte Geldstrafe von 120 Tagessätzen um. „Der Angeklagte war geständig. Das muss zu seinen Gunsten gewertet werden“, meint sie. Allerdings wäre er auch überführt worden, wenn er geleugnet hätte. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga
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