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Landeshauptstadt: Kaskaden von Schale zu Schale
Rossebrunnen soll nach seiner Sanierung zur Schlössernacht wieder sprudeln
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Zur Schlössernacht im August soll der Rossebrunnen an der Straße Zur Historischen Mühle unterhalb von Schloss Sanssouci wieder sprudeln. Aus gut sechs Metern Höhe fällt dann das Wasser als dichter „Vorhang“ von Brunnenschale zu Brunnenschale nach unten in einen umlaufenden Graben. Gespeist wird auch der Wasserspeier zur Straße, der Kopf eines bärtigen Jupiter Ammon als „Mischung“ zwischen dem obersten Gott der alten Griechen und dem der alten Ägypter. Er füllt ein Becken, aus dem früher die auf den nördlich gelegenen Koppeln gehaltenen Pferde und Rinder getränkt worden sein sollen.
Zurzeit sind Steinmetze der Naturstein Potsdam GmbH noch dabei, die Schäden an den Brunnenschalen auszubessern. Die Säulen der umlaufenden Balustrade und die Stützmauern haben diese Bearbeitung schon hinter sich. „Schönrestauriert“ werde das Parkbauwerk jedoch nicht, sagt der zuständige Projektkoordinator Niclaas Wiegmann. Die Spuren der Geschichte sollen erhalten bleiben. Auch der aus gelben und roten Backsteinen im Fischgrätenmuster verlegten Fußboden ist nicht aufgenommen worden, denn das hätte zum Verlust vieler originaler Ziegel geführt. Vielmehr erhielt er kleine Bohrungen, durch die ein Gel untergespritzt wurde. Es bildet nun einen zuverlässigen Schutz gegen die Durchfeuchtung der darunter liegenden Kellerräume. Die Maurerarbeiten wurden von der Potsdamer Firma Torsten Fiebig Baugesellschaft ausgeführt.
Die eindringende Nässe stellte die größte Gefahr für das Bauwerk dar. Deshalb ließ der für den Park Sanssouci verantwortliche Bereichsarchitekt Volker Thiele 2003 schon bald nach seiner Arbeitsaufnahme in der Schlösserstiftung eine Überdachung als Regenschutz anbringen. Sie bewährte sich, mit der Einhausung aus grüner Folie stellte der Rossebrunnen in der Sichtachse zwischen Schloss Sanssouci und Ruinenberg aber keine Augenweide dar.
Mehrfach musste die Sanierung wegen dringlicherer Aufgaben zurückgestellt werden, nun aber ist sie in vollem Gange, freut sich Architekt Thiele. Finanzielle Hilfe bekam die Stiftung von der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Schlössernacht, die dafür 185 000 Euro aus den Einnahmen zur Verfügung stellte. Saniert werden mussten auch die vier Meter tief hinabreichenden Keller, in denen sich die technischen Anlagen für den Brunnenbetrieb befinden. Hier haben aber auch streng naturgeschützte Fledermäuse ihr Winterquartier eingerichtet. Deshalb durfte die Trocknung der „Tropfsteinhöhlen ähnelnden“ Gewölbe nicht mit technischen Hilfsmitteln, beispielsweise einem Gebläse, beschleunigt werden. Auch die Sanierungarbeiten wurden so ausgeführt, dass den fliegenden Kleinsäugern der Zufluchtsort erhalten blieb.
Niclaas Wiegmann weist darauf hin, dass man mit dem Naturschutz einen tragfähigen Kompromiss gefunden habe. Das für die Fledermäuse erforderliche Raumklima werde ständig überwacht und gewährleistet.
Nach Abschluss der Sanierung wird der Rossebrunnen in der Saison zum Besuch freigegeben, im Winter erhält die Kaskadensäule ähnlich den Skulpturen im Park einen Winterschutz.
Der Brunnen war 1850/52 nach Skizzen von König Friedrich Wilhelm IV., der dabei auf vergleichbare Anlagen in italienischen Renaissancegärten zurückgriff, durch die Baumeister Ludwig Ferdinand Hesse und Friedrich August Stüler verwirklicht worden.
Die Tränke war keine Spielerei. Als der Landschaftsgärtner Peter Joseph Lenné Mitte des 19. Jahrhunderts das Gebiet zwischen Ruinenberg und Schloss Sanssouci zu einer parkartigen Landschaft gestaltete, legte er auch Koppeln an. Sie wurden als Viehweiden genutzt. Durch ihre Umpflanzung mit Bäumen und Großsträuchern ordneten sie sich in das Bild des großen Landschaftsgartens ein. Lenné setzte damit auch in diesem Bereich sein Prinzip durch, Ästhetik und Ökonomie, also das Schöne mit dem Nützlichen, zu verbinden.
Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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