Landeshauptstadt: Kassiert Pfötchenhotel „Abwehrpreise“?
Tierschutzverein erhebt Vorwürfe gegen Tierhotel in Beelitz / Abschied von Heim-Domizil am Wildpark
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Wildpark - Verbunden mit heftiger Kritik an der Versorgung von Tieren in der Landeshauptstadt hat der Tierschutzverein Potsdam und Umgebung e.V. (TSV) am Samstagabend das einstige Tierheim-Domizil am Wildpark geräumt. Die Vorsitzenden des Vereins, Niklas Wanke und Anja Schlichting, kritisierten vor allem die Stadtverwaltung, die durch die Vergabe der Betreuung an das „Pfötchenhotel“ Beelitz die Situation von Haus- und Wildtieren verschlechtert habe.
Besonders die Lage der so genannten „Abgabetiere“ sei nicht hinnehmbar, sagte Schlichting. Darunter fallen Tiere, die von den Haltern wegen bestimmter Notsituationen wie einem Umzug in eine kleinere Wohnung oder einer Allergie weggegeben werden müssten. „Wir haben von mehreren Seiten gehört, dass das ,Pfötchenhotel“ äußerst hohe Preise für die Aufnahme dieser Tiere verlangt“, sagte Wanke. So seien für eine Rassehund-Mutter mit zwei Welpen 1260 Euro verlangt worden, die Aufnahme anderer Hunde sollte 450 Euro, die von Katzen um die 400 Euro kosten, erklärten die beiden Vorsitzenden. „Das sind Abwehrpreise“, empörte sich Schlichting. Damit versuche der kommerzielle Anbieter in Beelitz, solche Tiere fern zu halten. Im einstigen Potsdamer Heim habe der TSV für die Aufnahme von Abgabetieren um die 60 Euro verlangt – „den deutschlandweit üblichen Preis“, sagte Wanke. Da die Unterbringung von Abgabetieren nicht zu den Pflichtaufgaben einer Stadt gehöre, fehle diese Versorgung in Potsdam gänzlich.
Ebenfalls ungeklärt sei die Versorgung von aufgefundenen Wildtieren, die bis Ende vergangenen Jahres auch vom Tierheim übernommen worden sei. Der Stadt fehle eine vernünftige Regelung für diese Fälle, so der Vorsitzende Wanke. Nur durch das Einspringen der Tierklinik Düppel, die aus eigenem Antrieb alle in Potsdam verletzten Wildtiere kostenlos behandeln wolle, könne die Situation einigermaßen aufgefangen werden. Doch die Hilfe anderer Heime und Kliniken scheint erschöpft. „Die Schließung des Potsdamer Standorts ist für die anderen Tierheime ein riesiges Problem“, meinte Wanke, denn die würden die Potsdamer Aufgaben, die nicht zur Pflichtversorgung gehörten, zum Teil auffangen müssen. Doch hätten einige nicht die Kapazität, andere nicht die logistischen Möglichkeiten.
Auseinandersetzungen gibt es zudem um Spendengelder, die der TSV für einen Tierheimneubau bekommen haben soll. Diese Gelder – laut Verwaltung eine sechsstellige Summe – fordert die Stadt nun zurück. „Woher die Stadt diese Zahl hat, weiß ich nicht“, so Wanke. Im übrigen ändere sich nichts an der Situation, dass der TSV nach wie vor einen Tierheimneubau plane und dafür auch schon Gespräche führe, erklärte Wanke. Wo ein TSV-geführtes Tierheim sich befinden könnte, wollte der Vorsitzende nicht sagen: „Die Entfernung zu Potsdam bleibt entscheidendes Kriterium. Erst dann kommen Dinge wie die Größe des Grundstücks, der Abstand zu Wohnbauten oder Erschließungen.“ Wunschstandort bleibe das Sago-Gelände an der Michendorfer Chaussee.
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