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Landeshauptstadt: Katalysator für Neuerungen

Wie MoSeS zu mehr Selbstständigkeit verhilft

Stand:

Vor vier Jahren startete im Land Brandenburg ein Modellvorhaben zur „Stärkung der Selbstständigkeit von Schulen“, kurz MoSeS. Es räumt den Schulen personalrechtliche Befugnisse ein und ermöglicht freie Entscheidungen, z.B. über den Einsatz von Sach- und Fortbildungsmitteln. Auch vier Potsdamer Schulen haben sich daran beteiligt. Nun, kurz vor dem Abschluss des Projekts, ziehen sie Bilanz. Heute: Voltaire-Gesamtschule.

„Alles, was zukunftsträchtig ist, machen wir mit.“ Ein Leitspruch, mit dem sich Ortrud Meyhöfer noch an jeden Modellversuch herangewagt hat. Die Innovationsfreudigkeit der Schulleiterin und ihres Kollegiums hat sich herumgesprochen. Die Voltaire-Gesamtschule gehört zu den gefragtesten Bildungseinrichtungen der Stadt. Keine andere weiterführende Schule hatte in diesem Jahr so viele Aufnahmewünsche künftiger Siebtklässler. Ein Ergebnis auch von MoSeS? Wie stark, wie selbstständig hat das Projekt die Schule gemacht?

Für Ortrud Meyhöfer wirkt MoSeS wie ein Katalysator, der alle Erneuerungsprozesse, die die Schule schon begonnen hatte, beschleunigt: die Qualitätssteigerung, die Einführung moderner, effizienter Lehr- und Lernmethoden, ein differenzierter Unterricht, der die Stärken jedes Einzelnen wirksam fördert.

Die gesamte Schule, auch die Eltern, standen von Beginn an hinter dem Modellprojekt. Für die Verteilung eines frei verfügbaren Budgets wurde ein Finanzausschuss gegründet, in dem, wie in anderen Mitwirkungsgremien, Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam entschieden. So zum Beispiel über die Beschäftigung eines Medienwissenschaftlers, der dabei half, das Schulprofil im Bereich Medien und Kommunikation zu schärfen. Kameraleute und Fotografen konnten bezahlt werden, aber auch Theater-, Tanz- und Kunstprojekte.

Der zusätzliche Verwaltungsaufwand wurde von Kerstin Richter gestemmt. Für die Jahrgangsleiterin und Fachlehrerin eine enorme Mehrbelastung, die sich aber gelohnt hat. Kompetenter seien sie geworden, sicherer in wirtschaftlichen Vertragsangelegenheiten. Den größten Erkenntnisgewinn gab es bei den personalrechtlichen Entscheidungen. In Fortbildungen fit gemacht fürs Personalmanagement, konnte die Schulleitung nun selbst Bewerbungen entgegen nehmen und genau die Lehrer einstellen, die zum Profil der Schule passen. Auch Vertretungen ließen sich unbürokratisch und schnell organisieren.

Ängste, dass es wegen der neuen Befugnisse zu internen Machtkämpfen kommen könnte, gab es hier nicht. Im Gegenteil. Im Kollegium herrschte große Offenheit. Die Lehrer haben sich angewöhnt, gegenseitig zu hospitieren und Kritik als Hilfe anzusehen. Künftig sollen auch die Schüler den Unterricht bewerten. Ortrud Meyhöfer hält eine ständige Evaluation für absolut notwendig, um Prozesse voranzubringen. Dank MoSeS konnte die Schule an der SEIS-Befragung der Bertelsmann Stiftung zur Selbstevaluation teilnehmen. Und auch das Modellprojekt selbst wurde wissenschaftlich begleitet. Außerdem hat sich die Schule einen Coach aus der Wirtschaft besorgt, eine Art Unternehmensberater, der mit dem kritischen Blick von außen manche Innensicht neu ausrichtete.

Fragt man die Schüler, was sich durch MoSeS verändert hat, so sehen sie die Entwicklungen als selbstverständlich an, besonders die vielen Projekte, auch die Kooperationen mit Partnern außerhalb der Schule. Wenn MoSeS beendet ist, steht der Schule zwar nicht mehr das zusätzliche Budget zur Verfügung, dafür aber bleiben alle zugestandenen Befugnisse erhalten. Ortrud Meyhöfer und ihr Kollegium werden sie nutzen für neue Vorhaben. „Denn“, so die Leiterin, „Schule ist und bleibt eine Dauerbaustelle“. Antje Horn-Conrad

Antje Horn-Conrad

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