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Etwas HELLA: Katastrophen mit Lagerfeuer

Obwohl schon wieder über die unnatürlichen Hitzewallungen des Mai gemeckert wird – ich bin glücklich. Ich habe freiwillig meine Heizung abgestellt, das Zahnputzwasser wärmt die Sonne, nur das Kalt-Duschen übe ich noch.

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Obwohl schon wieder über die unnatürlichen Hitzewallungen des Mai gemeckert wird – ich bin glücklich. Ich habe freiwillig meine Heizung abgestellt, das Zahnputzwasser wärmt die Sonne, nur das Kalt-Duschen übe ich noch. Auch das gehört aber zum Notfall-Training. Dabei bin ich gar kein Mieter der Allgemeinen Wohn-Anlagen und Grundbesitz GmbH & Co. KG, kurz: Awag, sondern Mitglied einer Wohnungsgenossenschaft, die natürlich immer ganz brav ihre von uns Genossen eingezogenen Betriebskosten an den Versorger weiterleitet. Aber man kann ja nie wissen! Vielleicht bebt auch bei uns plötzlich die Erde und die Leitungen reißen oder Bauarbeiten an einem Haus in der Nachbarschaft haben einen ähnlichen Effekt. In der Hans-Sachs-Straße 3 gibt es zwar bisher nur Risse im Mauerwerk, aber wenn die nicht gesichert werden – wer weiß, wer weiß. Vielleicht stehen die Mieter plötzlich doch unbedacht draußen in der kalten Winternacht.

Und da sind wir schon bei allen möglichen und unvorhersehbaren Katastrophen. Wenn nun der Schnee wieder dicht und dichter fällt und die noch immer nicht sanierten Freileitungen in Marquardt abschmieren? Oder ein Orkan wütet – es gibt ja kaum noch linde Lüftchen oder mal einen kräftigen Wind, neuerdings wird es immer gleich ein Orkan oder eine Windhose oder eine orkanartige Windhose. Halt mich fest. Ohne Strom oder den von der Awag nicht bezahlten Versorger Techem geht nämlich gar nichts. Bei Techem hat wenigstens noch der Einspruch des Oberbürgermeisters und eine erste Abschlagszahlung geholfen. Was aber machen wir mit Katastrophe und ohne Strom? Nicht einmal die Gasheizung glüht, denn auch sie braucht den stro(e)menden Zündfunken.

Bei all diesen fürchterlichen Aussichten beginne ich bitter zu bereuen, dass ich nach Einbau einer Zentralheizung den Ofen habe abreißen lassen. Wenn es den noch gäbe, könnte ich ihn mit Bruchholz anschmeißen und vielleicht finden sich in einer Kellerecke sogar noch ein paar Briketts. Ich könnte natürlich auch das Lagern am Lagerfeuer üben, doch – ofenlos wie ich bin – habe ich erst einmal ernsthaft darüber nachgedacht, wer denn unter Bekannten und Verwandten noch einen Heizkörper mit Handbetrieb hat. Und dann fiel mir ein: Meine Nachbarn sind glückliche Besitzer eines solchen. Uns verbindet zwar nicht gerade innige Freundschaft, wir praktizieren eher eine freundliche Duldung. Doch Not lässt zusammenrücken. Der ehemalige DDR-Bürger hat damit langjährige Erfahrungen gesammelt und die würde ich gnadenlos nutzen. Im Katastrophenfall. Zusammenrücken wärmt, weiß doch jeder.

Pleitemacher, deren Mietern kalte Duschen drohen, sollte man allerdings vor der Katastrophe disziplinieren. Wie wäre es mit einem Sperrkonto für Betriebskosten? Das kann dann höchstens noch eine Pleitebank verschwinden lassen. Bei der würde ich mich dann allerdings vor die Tür stellen, im wärmenden Clownskostüm, und fragen: Haste mal ’nen Stückchen Holz und einen Ofen dazu? Es darf natürlich auch ein Kamin sein.

An dieser Stelle schreibt alle zwei Wochen Hella Dittfeld über Dinge, die sie erfreuten oder ärgerten und hofft, dass dadurch Potsdam etwas heller wird.

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