Landeshauptstadt: „Kätzchen“ aus der Wetzlarer Straße
Katjes Bonbon-Fabrik nimmt Produktion auf / Pro Jahr 32 Millionen Bonbon-Tüten
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Zwölf leuchtend rote Riesenbonbons markieren den Eingangsbereich der neuen Katjes-Bonbonfabrik an der Wetzlarer Straße, die heute ihre Produktion aufnimmt. Die Riesenbonbons bestehen aus glänzender Plaste. Mitarbeiter einer Dessauer Spezialfirma haben sie Ende der Woche montiert. Sie symbolisieren die „Katjes“, holländisch für „Kleine Kätzchen“, die echten Bonbons, die ab heute hier produziert werden.
Jenseits der neuen Fabrikhalle, am historischen Lokzirkus, sind derzeit Mitarbeiter der Potsdamer Firma „Jordan Reinigung & Service“ damit beschäftigt, die Klinkerfassade der Lok-Halle im wahrsten Sinne des Wortes mit Hochdruck von alten Farbschichten zu befreien. Das Ziel: Der „Hinterhof“ von Katjes soll ein halbwegs ansehnliches Äußeres erhalten. Wie Firmenchef Sven Jordan erläutert, werden seine Leute noch zirka zwei Wochen damit beschäftigt sein, die mehrschichtigen Farbreste mit einem Spezial-Steinreiniger bei 80 Grad Celsius abzulösen.
Den Startschuss für die Bonbonfabrik gaben der Geschäftsführer der Katjes Fassin GmbH Tobias Bachmüller, Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs und Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns vor einem reichlichen Jahr.
58 Mitarbeiter arbeiten für den Anfang hier, später will das Unternehmen auf 120 aufstocken. 56 der neuen Mitarbeiter habe sich das Unternehmen über die Potsdamer Agentur für Arbeit vermitteln lassen, informiert Katjes-Sprecher Heiner Wolters. Zwei Drittel der Arbeitnehmer seien über fünfzig Jahre alt. Etwa die Hälfte der Arbeitsplätze fördert die Agentur für Arbeit dem Vernehmen nach aus dem Programm „Wegebau“ für ältere Arbeitssuchende.
Endlich würden in Babelsberg wieder Arbeitsplätze im „verarbeitenden Gewerbe“ entstehen, äußert sich Oberbürgermeister Jakobs erfreut. Damit nähere sich die Wirtschaftsentwicklung dem strategischen Ziel, am alten Industriestandort zwischen Großbeerenstraße und Wetzlarer Straße die „Babelsberger Mischung“ aus Dienstleistung und Produktion zu verwirklichen. Bekanntlich war die Industrie am Standort des hier existierenden größten Potsdamer Betriebes, des Karl-Marx-Werkes, im Jahre 1990 völlig weggebrochen.
Als Grund für die Ansiedlung nennt Bachmüller vor allem die verkehrsgünstige Lage, einschließlich des Flughafens Tegel. Der Geschäftsführer bedauert zwar, dass Potsdam kein „Hochfördergebiet“ sei, doch ganz leer geht er nicht aus. Immerhin würden 28 Prozent der Investitionssumme durch das Land Brandenburg getragen, bei einer Gesamtinvestition von zwölf Millionen Euro „eine nicht zu unterschätzende Größe.“ Bachmüller: „Wir haben bisher unsere Bonbons in Lohnproduktion vor allem im Ausland herstellen lassen, aber durch die zusätzliche Übernahme der Granini-Bonbons lohnt sich für uns jetzt eine eigene Fertigung. Dabei wollen wir nahe beim Konsumenten sein, hierfür und wegen seines mittelstandsfreundlichen Klimas ist dieser Standort ideal.“ Gegenüber dieser Zeitung betonte der Geschäftsführer, dass es sich um eine „krisenfeste Investition“ handele: „Der Bonbonmarkt läuft unverändert gut, er ist unbeeinflusst von der allgemeinen Konjunkturlage.“
Die Grundsteinlegung fand im März dieses Jahres statt. Im Rekordtempo wurde die Fabrik hochgezogen und mit Aggregaten zur Bonbonherstellung ausgerüstet.
Es handelt es sich um einen sechs Meter hohen und über hundert Meter langen hellen Funktionalbau mit gewellter Fassade sowie 4500 Quadratmetern Grundfläche. Von einem gläsernen Gang aus können die Kunden der hier eingerichteten Direktverkaufsstelle von oben einen Blick in die Bonbonherstellung werfen. Auf dem Firmengelände werden sogar Busparkplätze für Reisegruppen angelegt. Die Produktionsanlagen stellen pro Jahr 56 000 Tonnen in 32 Millionen Bonbon-Tüten her.
Für das Areal von „Gewerbe im Park“ (GiP) dürfte die Katjes-Ansiedlung eine Signal- und vielleicht sogar eine Magnetfunktion haben. Denn es gibt noch entwicklungsfähige Flächen beim GiP, nicht zuletzt die zirkusähnliche Lok-Halle, deren Kuppel den Standort schon von weitem optisch prägt. Günter Schenke
Günter Schenke
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