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Von Henri Kramer: Kaum Fortschritte beim Klimaschutz in Potsdam Neues Konzept soll helfen, angepeilte Ziele für weniger Kohlendioxid zu erreichen

Potsdam läuft seinen Ansprüchen beim Klimaschutz hinterher. Eigentlich sollte die Stadt von 2005 bis 2020 ihren Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid um 20 Prozent senken – tatsächlich ist bisher aber nur ein Prozent geschafft.

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Potsdam läuft seinen Ansprüchen beim Klimaschutz hinterher. Eigentlich sollte die Stadt von 2005 bis 2020 ihren Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid um 20 Prozent senken – tatsächlich ist bisher aber nur ein Prozent geschafft. Das geht aus dem Klimaschutzbericht für das Jahr 2008 hervor, den die Stadtverwaltung gestern vor Journalisten vorgestellte. „Die Werte sind verschwindend gering“, räumte Klaus-Peter Linke ein, Leiter der Koordinierungsstelle Klimaschutz in der Verwaltung. So wurden 2005 von Potsdams Einwohnern und dem Verkehr in der Stadt 861,23 Kilotonnen Kohlendioxid pro Jahr ausgestoßen. 2008 waren es 853,2 Kilotonnen – nur neun weniger.

Das bislang magere Ergebnis will Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nun verbessern. Um das sperrige Thema griffiger zu präsentieren, wählte Jakobs gestern für Potsdams Anlauf zu mehr Klimaschutz die Metapher einer Rudermannschaft auf dem Weg zum Titel. „Potsdam hat schon ein sehr gutes Boot“, sagte Jakobs und meinte das seit 1996 bestehende Heizkraftwerk, das mit Gas betrieben wird. Damit seien bereits erhebliche Emissionen vermieden worden, so Jakobs. Damals fiel laut Klimabericht der Ausstoß von Kohlendioxid schlagartig von 1537,91 auf 888,46 Kilotonnen. „So einen Knick wird es nicht nochmal geben“, sagte Jakobs.

An dieser Stelle kommt der auch für Rudermannschaften nötige „Trainingsaufwand“ ins Spiel, den Jakobs gestern erläuterte – in Potsdams Klima-Engagement fehle es noch an ideellen und finanziellen Anstrengungen, zudem mangele es am Zusammenspiel der relevanten Partner. „Die Konzepte für das Boot sind noch nicht gut.“ So liege die erzeugte Strommenge über die alternativen Energiequellen Solarthermie und Photovoltaik erst bei 0,1 Prozent des gesamten Bedarfs in der Landeshauptstadt.

Auch das eigene Haus hat Jakobs im Blick: Viele kommunale Gebäude wie das Stadthaus würden den Energiespar-Anforderungen nicht gerecht. Auch die Zahl der in Potsdam vorhandenen 5585 Wohnungen mit Ofenheizungen wolle er reduzieren, so Jakobs – etwa mittels finanzieller Anreize. Eine weitere Klima-Maßnahme: Die alten sogenannten Inselheizwerke sollen durch moderne Blocklösungen ersetzt werden, im Sommer soll Wärme in geologischen Schichten gespeichert werden.

Für Details und Kosten solcher Lösungen will die Verwaltung nun bis Mitte 2010 ein „integriertes Klimaschutzkonzept“ erstellen lassen, kündigte Jakobs an. Dessen Erstellung sei bereits ausgeschrieben, der Zuschlag werde noch im Dezember erteilt. „Beim Klimaschutz ist mein Ehrgeiz eine Goldmedaille“, sagte Jakobs.

Ein Thema dabei ist auch der Verkehr. Hier ist der Ausstoß von Kohlendioxid in den vergangenen Jahren stetig gewachsen von 213,3 im Jahr 1998 auf 242,8 Kilotonnen pro Jahr für 2008. Als Gegenmaßnahmen schlägt der Klimaschutzbericht etwa die Steigerung des Radverkehrs vor.

Damit geht der Bericht jedoch nicht soweit wie jenes Paket, das die Stadtverwaltung im Kampf gegen Stickstoffoxid prüfen will. So sagte Baubeigeordneter Matthias Klipp gestern den PNN, für ihn sei es vor allem Ziel, den Individualverkehr zu reduzieren, besonders den Anteil normaler Autos im Berufsverkehr. Auch würde erwogen, Parkflächen in der Innenstadt weiter zu verkleinern. Ebenso werde der Einsatz von „Pförtnerampeln“ geprüft, die nur so viel Verkehr in ein Areal lassen, wie es verkraftet. Klipp weiter: „Daneben müssen wir die Verkehrsalternativen für Berufspendler stärken.“

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