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Laute Musik: Beim „Rhythm against Racism“-Festival kamen am Dienstagabend mehr als 3000 Besucher. Unter anderem spielten Samavayo aus Berlin und die Babelsberger Punker von Veto (Bild) – um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Kein Aus für Anti-Rechts-Festival

Nach Eklat um Neonazi-Vorwürfe distanzieren sich selbst Linke von der Antifa

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Innenstadt – Nach dem Antifa-Eklat um das gerade bei jungen Potsdamern beliebte „Rhythm against Racism“-Open Air am Dienstag auf dem Luisenplatz wollen die Veranstalter von der DGB-Jugend nun doch weitermachen. Wie deren Bezirkschef Christian Traeger den PNN sagte, habe man sich wegen des großen Zuspruchs entschieden, im nächsten Jahr die 14. Ausgabe des Festivals zu organisieren.

Wie berichtet hatte die Potsdamer Psychobilly-Band „Thee Flanders“ nach bisher nicht belegten Neonazi-Vorwürfen einer Antifa-Gruppe kurzfristig ihren Auftritt abgesagt. Die Antifa hatte behauptet, Bandmitglieder hätten einschlägige Kontakte zu Teilen der aktiven Neonaziszene. Die „Thee Flanders“ bestreiten das vehement. Angesichts der „Rufmord-Kampagne der Antifa“ könne der Veranstalter nicht die Sicherheit der Bandmitglieder gewährleisten, hatte in einer Erklärung der Band gestanden.

Traeger bestätigte den PNN, angesichts der Debatte habe kurzzeitig auch das Aus des Festivals zur Debatte gestanden. Allerdings seien die Organisatoren bei dem Open Air am Dienstagabend von vielen Leuten angesprochen worden, sich „nicht von ein paar Möchtegern-Antifas ins Bockshorn jagen zu lassen“. Für die nächste Ausgabe müssten allerdings – gerade nach den aktuellen Erfahrungen – die Kommunikationswege zwischen Organisatoren und Unterstützern des Festivals verbessert werden.

Bereits am Montagabend hatte die Ortsgruppe der Linksjugend „Solid“, die wegen der Vorwürfe der Antifa bereits einen Info-Stand beim „Rhythm against Racism“ abgesagt hatte, sich öffentlich für ihr Vorgehen entschuldigt. „Wir haben die Absage aufgrund von sachlich nicht belegbaren Informationen beschlossen, was ein grober Fehler war“, hieß es in der „Solid“-Erklärung. Der Potsdamer Linke-Bundestagskandidat Norbert Müller erklärte, die Antifa-Gruppe habe den Konsens antifaschistischer Kräfte nach 1945 verlassen – „nämlich dass der Feind rechts steht“. Völlig deplaziert sei, „wie der AK Antifa sich zur Sittenpolizei aufspielt, für den der Schutz der Intimsphäre nicht gilt und der sich in sehr unangenehmer Art und Weise über andere Antifaschisten erhebt“. Die verwendete Kraft wäre bei Aktivitäten gegen echte Nazis sinnvoller eingesetzt gewesen, sagten Müller.

Dagegen beharrt der Arbeitskreis Antifa, der die Vorwürfe in die Welt gesetzt hatte, laut einer aktuellen Pressemitteilung auf seiner Meinung. Allerdings blieb er weiterhin konkrete Belege für die Vorwürfe gegen die Flanders schuldig.

Das Festival selbst verlief nach Polizeiangaben störungsfrei. Bei der Berliner Multikulti-Band Rot Front, die so Rock, Hip Hop, Dancehall, Reggae, Ska oder Klezmer miteinander verbindet, tanzten Hunderte Menschen vor der Bühne am Luisenplatz tanzten. Laut Traeger waren in diesem Jahr über 3000 Besucher zu dem kostenlosen Open Air gekommen – etwas weniger als im vergangenen Jahr. Neben dem Eklat habe sich ein parallel stattfindendes Umsonst-Open Air in Berlin bemerkbar gemacht. Henri Kramer

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