Landeshauptstadt: „Kein Berufspolitiker“
Marek Thutewohl ist bundesweit der erste Oberbürgermeisterkandidat der Piratenpartei
Stand:
Für die Piratenpartei ist die Nominierung von Marek Thutewohl für das Amt des Potsdamer Stadtoberhaupts eine Premiere der besonderen Art: Bundesweit ist der 45-jährige Potsdamer der erste Kandidat, den die Piraten offiziell zu einer Oberbürgermeisterwahl aufstellen. Doch anders als die Bundespartei, die sich vornehmlich zu Themen der Massenkommunikation per Internet profiliert hat, will Thutewohl in seinem Wahlkampf typische Potsdamer Befindlichkeiten aufgreifen. Besonders mit den Themen Bürgerbeteiligung, Verkehrspolitik, Stadtverwaltung und Bildung wolle er Akzente setzen, sagte Thutewohl jetzt auf PNN-Anfrage.
„Ich weiß, dass ich die Rolle des Außenseiters besitze“, so Thutewohl, der auf dem Stimmzettel für die Oberbürgermeisterwahl am 19. September unten an letzter Stelle stehen wird. Jedoch wolle das knapp 50-köpfige Potsdamer Piraten-Team einen Wahlkampf mit „Überraschungseffekten“ führen, sagte Thutewohl. Sein Ziel: ein besseres Ergebnis als die FDP zu erreichen. 300 Plakate, „mit denen wir uns von den anderen Kandidaten absetzen“, sollen dafür im Stadtgebiet aufgehängt werden, so Thutewohl. Dazu plane die Partei vor der Wahl mehrere öffentlichkeitswirksame Aktionen.
Sein Wissen über die Themen, die Potsdams Bürger bei der Abstimmung in die Waagschale werfen, nimmt Thutewohl aus seinem alltäglichen Berufsleben. „Als Fahrschullehrer höre ich, was die Leute ärgert.“ Thema Verkehrspolitik: Thutewohl sieht dabei eine Diskrepanz zwischen einem „Rückbau“ von Straßen, der in der Innenstadt betrieben werde, um damit laut Stadtverwaltung den öffentlichen Nahverkehr zu fördern. Zugleich seien die Randgebiete von Potsdam mit Bus und Bahn immer noch nur schwer zu erreichen. Generell sei er für einen dritten Havelübergang, um die Probleme der vielen Staus in Potsdam zu lösen, sagte Thutewohl.
Ebenso einsetzen wolle er sich für eine bessere Unterbringung von Studenten in der Stadt. Auch der bauliche Zustand der Sporthallen müsse sich bessern, ebenso, wie die Schulsanierung schneller angeschoben werden müsse. „Jeder Euro, der in die Jugend investiert wird, kommt dreifach wieder.“ Auch der Verwaltung will sich Kandidat Thutewohl widmen: Bürgerfreundlicher müsse sie werden, beginnend bei der Meldestelle. Ebenso müsste es für „wichtige Entscheidungen“ in der Stadt direkte Volksentscheide geben. So etwas hätte er sich auch zum Landtagsneubau in der Potsdamer Mitte gewünscht, die Art der umstrittenen Umfrage zu dessen Standort habe „viel Frust“ bei den Menschen ausgelöst, so Thutewohl.
Mit solchen Argumenten will er etwa bei den Talkrunden zur Wahl punkten. „Ein bisschen mulmig ist mir da aber schon, schließlich bin ich kein Berufspolitiker.“ Die doppelte Belastung in den kommenden Wochen mit Arbeit und Kandidatur macht Thutewohl da weniger Sorgen. Dafür hat er einen Spruch parat: „Der Tag hat nur 24 Stunden. Wenn das nicht reicht, nehmen wir die Nacht dazu.“HK
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: