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Turbine in der Champions League: Kein Blick für den Big Ben

Turbine Potsdam kämpft heute in London gegen Olympique Lyon um den Champions-League-Titel

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Das größte Shopping Center Londons liegt nur einen Steinwurf entfernt. Der Big Ben und andere Sehenswürdigkeiten sind nebenan. Doch für Einkäufe oder andere Vergnügen haben Fatmire Bajramaj und ihre Kolleginnen keinen Blick. 371 Tage nach dem Elfmeterkrimi von Getafe wollen die Fußball-Frauen von Turbine Potsdam heute Abend (21 Uhr MEZ/ZDF) zum zweiten Mal hintereinander die Champions League gewinnen. Im Stadion Craven Cottage treten sie erneut gegen Olympique Lyon an.

Das Londoner Hard-Rock-Café ist für die erhoffte Siegesfeier schon gebucht. Allerdings bremst Trainer Bernd Schröder allzu großen Optimismus: „Wir sind auf keinen Fall Favorit.“ Die Vorbereitung war kompliziert, im Teamhotel gab es Ärger um verschimmelte Zimmer. Grund aber ist vor allem das derzeit laufende WM- Training der deutschen Fußball-Damen: Fatmire „Lira“ Bajramaj, Babett Peter, Josephine Henning, Anja Mittag und Bianca Schmidt haben seit dem Ende der Meisterschaft am 13. März kaum mit den Mitspielerinnen geübt. „Unsere Mannschaft ist zurzeit eine Wundertüte“, sagte Schröder (68). „Wir wissen nicht, wie sich unsere Nationalspielerinnen in das Konzept einfügen und in welcher Verfassung sie sind.“

Gern erinnern sich die „Torbienen“ an das Finale im Vorjahres-Endspiel. Damals stieg Torhüterin Anna Felicitas Sarholz im Elfmeterschießen zur „Heldin von Getafe“ auf und sicherte nach torlosen 120 Minuten den Premieren-Pott für Potsdam. „Die Vorfreude ist riesig, aber ich bin sicher, diesmal wird es ein ganz anderes Spiel“, sagt sie. Spielführerin Jennifer Zietz ist zuversichtlich: „Wir sind super heiß auf dieses Spiel.“ Diesmal wolle man gegen Lyon schon vor der Verlängerung alles klarmachen.

Am Mittwoch feilte Schröder im Stadion des FC Brentford noch am Zusammenspiel. Für Bajramaj und Henning wird es der letzte Auftritt im Turbine-Trikot. Bajramaj wechselt zum Erzrivalen 1. FFC Frankfurt, Henning zieht nach Wolfsburg. Alle Augen werden besonders auf die 23 Jahre alte Bajramaj gerichtet sein. „Es ist eine Spielerin, die sich mit dem Abschied nicht beschäftigen wird“, sagte Schröder. Anders als einige ihrer Nationalmannschafts-Kolleginnen muss Bajramaj nicht mehr bangen, wenn Bundestrainerin Silvia Neid am Freitag ihren WM- Kader von 26 auf 21 Spielerinnen reduziert.

Bei einem Spaziergang im „Holland- Park“ will Schröder wenige Stunden vor dem Finale seinen jungen Frauen die Nervosität nehmen, nachdem sich schon der Ärger über das Hotel weitgehend gelegt hat. In der Vier-Sterne-Herberge „Hilton Kensington“ hatten die Spielerinnen Wände ohne Tapeten, Schimmel und Farbtöpfe vorgefunden. Ein Umzug in eine andere Etage glättete die Wogen. Turbine muss für die von der UEFA zugewiesene Unterkunft pro Doppelzimmer und Nacht etwa 400 Euro zahlen. „Da bleiben nach Abzug der Reisekosten von den 200 000 Euro Antrittsprämie kaum 80 000 Euro übrig“, wetterte der Trainer.

Allen Widrigkeiten zum Trotz: Grund zum Feiern sieht das mit drei Meistertiteln nacheinander erfolgreichste deutsche Frauenteam der Gegenwart auch unabhängig vom Ausgang der Mission Titelverteidigung in der Königsklasse. Die Fete im Londoner Hard-Rock-Café soll nur der Auftakt sein. In Potsdam werden sich außerdem Turbine-Fans beim Public Viewing auf dem Open Air-Gelände des Waschhauses in der Schiffbauergasse in Feierlaune bringen. (mit dpa)

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