Sport: Kein frohes Fest
Vor der Mannschafts-Weihnachtsfeier unterlag Turbine Potsdam gestern daheim Bayern München 1:2
Stand:
Jennifer Zietz stand immer noch gedankenverloren mitten auf dem Rasen, als die Münchnerinnen schon an ihrer Seitenlinie ausgelassen tanzten und die Potsdamerinnen mit langen Gesichtern an der Mannschaftsbank ihre Sachen zusammensuchten. Dann begab auch sie sich kopfschüttelnd auf den Weg Richtung Kabine. „Wir machen wieder alles kaputt, was wir uns aufgebaut hatten“, sagte Turbines Mannschaftskapitän gestern Nachmittag nach der 1:2 (1:2)-Heimniederlage gegen den FC Bayern, mit der Potsdams Generalprobe für das DFB-Pokal-Viertelfinalspiel am kommenden Sonntag daheim gegen den FFC Frankfurt gründlich misslang. „Wir hätten nach unserer Führung viel ruhiger spielen müssen, aber das gelingt uns viel zu selten.“ Die abendliche Mannschafts-Weihnachtsfeier im eine Autostunde entfernten Lindow hatte sich ihr Team gründlich selbst verdorben.
Dabei schien Turbine gestern im letzten Bundesligaspiel dieses Jahres vor 811 Zuschauern schnell auf dem besten Weg, den letzten Achtungserfolgen – 1:1 gegen Frankfurt, 6:4 nach Verlängerung im DFB-Pokal in Bad Neuenahr, 1:0 in Duisburg – einen weiteren folgen zu lassen. Jessica Wich flankte von rechts in den Strafraum, Anja Mittag ließ das Leder passieren und Isabel Kerschowski wuchtete den Ball von links mit Schmackes zur 1:0-Führung in die lange rechte Ecke (4.). Diese Flamme erwies sich jedoch als Strohfeuer, denn Münchens Bemühungen um den Ausgleich wurden bald belohnt. Nicole Baneckis Schuss von links wehrte Torfrau Desiree Schumann ab, doch von Julia Simic kam der Ball erneut vors Turbine-Gehäuse, wo Nina Aigner goldrichtig zum 1:1 stand (14.). Und es kam noch dicker: Sylvia Banecki tanzte links Pia Marxkord aus, und in der Mitte ließ Aferdita Kameraj Bayerns Stürmerin Julia Simic genügend Platz zum 1:2 (26.). Später verhinderte Schumann gedankenschnell gegen S. Banecki und Simic Schlimmeres (42.), während auf der Gegenseite nur Mittag (21., 28., 43.) und Wich (38.) für so etwas wie Torgefahr sorgten.
Ein Bild, dass sich nach dem Seitenwechsel nicht änderte. Hüben schlug Kameraj einen Schuss Vanessa Bürkis gerade noch von der Torlinie (57.) und glänzte Schumann gegen Christina Eckmann (84.), drüben blieben Ausgleichs-Chancen Mittags (60., 65.) und Wichs (89.) ungenutzt. „Unser großes Ziel war es heute, hier ein Unentschieden herauszuholen. Um so schöner ist dieser Sieg“, meinte nach dem Abpfiff Sylvia Banecki, die mit ihrer Zwillingsschwester Nicole – beide waren 2006 von Tennis Borussia Berlin zum FC Bayern gewechselt – und den beiden Torschützinnen immer wieder Turbines Hintermannschaft in Unruhe versetzte. Und ihre Trainerin Sissy Raith erklärte: „Wir haben uns die Punkte dank unserer kämpferischen Leistung geholt.“
Turbine-Trainer Bernd Schröder war dagegen sichtlich sauer. „Wir hätten heute noch drei Stunden spielen können und nicht getroffen“, grollte er. „Für diese Leistung entschuldige ich mich bei den Fans.“ Einzig seine Torhüterin habe ohne Fehler gespielt, erklärte er. Desiree Schumann stand erneut im Kasten für Nationaltorhüterin Nadine Angerer, die nach ihrer beidseitigen Lungenentzündung und Medikamentenallergie in der vergangenen Woche wieder mit dem Lauftraining begann.
Dass Angerer vor ihrem Wechsel zum 1. Januar nach Djurgarden Stockholm am nächsten Sonntag im Pokalspiel gegen Frankfurt ihre Abschieds-Vorstellung zwischen Potsdams Pfosten geben wird, ist eher unwahrscheinlich. „Auch wenn sie fit ist, wird sie nicht spielen“, legte sich Schröder gestern nach der zweiten Saisonniederlage schon fest.
Turbine Potsdam: Schumann; Schiewe (46. Sainio), Peter, Kameraj, Draws; Marxkord; Schmidt, Zietz, I. Kerschowski; Wich, Mittag.
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