Landeshauptstadt: Kein Krieg der Generationen
Oberbürgermeister Jakobs: Konflikte zwischen Jung und Alt abbauen
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Droht auch Potsdam ein „Krieg der Generationen? Dieses Gespenst malte Wolfgang Puschmann, Vorsitzender des städtischen Seniorenbeirates, am Sonnabend in einer Podiumsdiskussion im “Malteser Treffpunkt an die Wand. Dabei verwies er u.a. auf die anhaltende Kritik an der bevorstehenden Rentenerhöhung um 1,1 Prozent. Die Veranstaltung war Teil der bundesweiten ARD-Aktionstage „Mehr Zeit zum Leben, in denen es um den demografischen Wandel und das Zusammenleben zwischen den Generationen geht.
Puschmann forderte von Oberbürgermeister Jann Jakobs, dieses Problem zur „Chefsache“ zu machen. Von einem „Krieg wollte Jakobs nicht reden, es bestehe aber durchaus Konfliktpotenzial. So habe es gegen die Eröffnung eines Kindergartens in der Ludwig-Richter-Straße Proteste von Anwohnern gegeben, die die Ruhe im Wohnbereich gefährdet sahen. Inzwischen hätten sich beide Seiten aber verständigt, und eine ältere Dame wolle sogar den Kindern Märchen vorlesen. Nur auf dem Wege der Kommunikation könne man zu einem Kompromiss kommen, der sowohl den Respekt vor dem Alter einschließt als auch der Jugend Freiräume sichert.
Die Sozialbeigeordnete Elona Müller wies darauf hin. dass es im zur familienfreundlichsten Stadt Deutschlands gekürten Potsdam zwar eine Fülle von Angeboten für die verschiedensten Altersgruppen gibt, aber nur wenige generationenübergreifende. Flaggschiff ist das Lauffest im Luftschiffhafen, zu dem am 12. September wieder Potsdamer jeden Alters möglichst viele Meilen zurücklegen können, die von Sponsoren gegen Geld aufgewogen werden. Die Erlöse kommen der Stiftung Altenhilfe zugute, die bedürftige Rentner unterstützt. Im Malteser Treffpunkt, der sich als Mehrgenerationenhaus versteht, ist laut Geschäftsführer André Martin das neu eröffnete Café zum Treff Verschiedenaltriger geworden, und der Jugendclub 18 Am Stern lädt seit kurzem auch Senioren ein. Das Begegnungshaus Groß Glienicke veranstaltetet u.a. Gesprächs- und Grillabende für Jung und Alt.
Sonst jedoch zeigte auch das Kulturprogramm während des Aktionstages, dass es an generationenübergreifenden Aktivitäten noch mangelt. Der Chor aus Kindern der Grundschule am Griebnitzsse und bis zu über 90-jährigen Damen des Heims „Abendstern war nur für diese Veranstaltung zusammengestellt worden, ebenso das Mehrgenerationentheater, in dem die Männer des Shantychors den Part der Älteren übernahmen.
Will Potsdam seinen Ruf als familienfreundlichste Stadt verteidigen, bedarf es erheblicher Anstrengungen, fasste Elona Müller zusammen. Dabei gehe es nicht allein um räumliche Möglichkeiten für die Kommunikation zwischen Jung und Alt, sondern ebenso um flexible Betreuungzeiten in Kitas und Horten, die stärkere Förderung der Jugendkultur sowie einen familien- bzw. altersgerechten oder auch für alternative Wohnformen geeigneten Wohnungsbau. E. Hoh
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