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Landeshauptstadt: Kein Kuchen zum Dessert

Die Bäcker- und Konditoren-Innung Potsdam feierte 450-jähriges Bestehen

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Babelsberg - Kuchen gab es keinen. Nicht einmal als Dessert. Verständlich, wenn rund 100 Bäcker und Konditoren zusammenkommen, um zu feiern. Auf 450 Jahre Bäcker- und Konditoren-Innung Potsdam kann zurückgeblickt werden, „kaum eine andere Handwerkerinnung in der Region kann eine ähnlich lange und vor allem verbriefte Geschichte vorweisen“, sagte der Präsident der Potsdamer Handwerkskammer, Bernd Ebert bei der Festveranstaltung am Samstagabend im Prinz Eisenherz.

Am 8. Dezember 1559 bestätigten Potsdams damaliger Bürgermeister und die „Rathmannen“ der Stadt den Innungsbrief. In der Hochzeit, Mitte des 18. Jahrhunderts, gab es 86 Backbetriebe in der Stadt. Von diesen Zahlen ist die heutige Potsdamer Bäckerinnung weit entfernt. Bis Ende 2009 wurden vier echte Bäcker und Konditoren in der brandenburgischen Landeshauptstadt gezählt. Mit dem Rückzug der Bäckerei Mehrländer im Holländischen Viertel zum Jahreswechsel halten lediglich die Bäckerei Schmidtke, die Bäckerei & Konditorei Erich Schröter & Sohn und Bäcker Braune mit Inhaber Werner Gniosdorsz die backende Zunft am Leben. Mit insgesamt 17 Innungsmitgliedern – auch Bäcker und Konditoren aus dem Umland gehören dazu, ist die Zunft eine der kleinsten in der Handwerkskammer Potsdam.

„Es ist schwer geworden zu existieren, wenn das Geschäft nicht im eigenen Haus ist“, gestand Rolf-Michael Schmidtke, Obermeister der Bäcker- und Konditoren-Innung Potsdam. Durch die Konkurrenz der Backindustrie seien die Gewinnspannen äußerst gering. „So ist es auch schwierig, Nachfolger zu finden“, so Schmidtke. Als angestellter Bäcker oder Konditor verdiene man meist mehr und trage nicht die Last der Selbstständigkeit. Doch trotz allem gab es in den vergangenen Jahren „ausreichend“ Lehrlinge. „In diesem Jahr hat uns der Geburtenknick aber spürbar getroffen, die Ausbildungszahlen sind stark zurück gegangen.

Bürgermeister Burkhard Exner versuchte, Mut zum Durchhalten zu machen. „Bäcker und Konditoren stehen für ein Stück Lebensqualität.“ Exner hoffte, dass die Verbraucher gesunde Ernährung, Qualität und Frische wieder stärker zu schätzen wissen „und erkennen, dass das auch bezahlt werden muss“.

Allerdings ist das mit den Verbrauchern so eine Sache. Gerade die Potsdamer seien sehr konservativ beim Einkauf, wusste Schmidtke zu berichten. „Es ist schwer, neue Produkte auf dem Markt zu etablieren. Der Potsdamer entscheidet sich im Zweifel für das Bewährte, die Streuselschnecke, den Pfannkuchen, den Streuselkuchen.“

Da mussten die Gäste zum Innungsjubiläum mutiger sein. Keine Pfannkuchen und keine Streuselschnecken waren auf dem Buffet zu finden. Die Event-Leiterin im Prinz Eisenherz, Susanne Spatz, verriet: „Die Bäcker wollten ’Mousse au chocolat’ zum Nachtisch.“ Kay Grimmer

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