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Landeshauptstadt: Kein Licht

Die Stadt hat die Flutlichtnutzung im „Karli“ untersagt. Weil die Masten noch immer nicht repariert sind

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Babelsberg - Der nächste Akt in der Posse um die abknickbaren Flutlichtmasten des Karl-Liebknecht-Stadions: Nachdem die Gelenkmasten seit Monaten nicht mehr geknickt werden dürfen, dürfen nun nicht einmal mehr die Lichter daran angeschaltet werden. Der Grund für die nun totale Funktionslosigkeit der Flutlichtanlage: Es gibt keine Betriebsgenehmigung mehr für die gesamte Anlage. Die städtische Bauaufsicht habe entschieden, dass die Flutlichtanlage nicht mehr benutzt werden darf, sagte Stadtsprecherer Jan Brunzlow den PNN auf Anfrage. Grund seien Schäden an den Masten, die trotz einer von der Stadt gesetzten Frist nicht bis Anfang dieser Woche beseitigt worden sind.

Das Flutlicht benötigt vor allem der Fußballdrittligist SV Babelsberg 03 bei Spielen im Herbst und im Winter. Der Verein ist auch für den Betrieb des Stadions verantwortlich und hätte die Masten reparieren lassen müssen. Nun bestätigte Vereinsgeschäftsführer Klaus Brüggemann auf Anfrage, man sei dabei, „intensiv die Herausforderungen mit der Flutlichtsituation zu klären und zu lösen“. Der Verein hoffe auf Hilfe und Verständnis von allen Beteiligten. Ein Gutachten zur Materialprüfung sei beauftragt. „Wir warten auf das Ergebnis“, so Brüggemann.

Eigentlich sollten die Knickmasten im „Karli“ bis zum 30. April saniert worden sein. An diesem Tag lief die Sondergenehmigung zum Betrieb der angeschlagenen Klappmasten aus. Dass dieser von der Stadt gesetzte Termin nicht zu halten sein werde, hatte der SV Babelsberg schon vorher angekündigt.

Eine der Schwierigkeiten: Der Verein kann die Sanierung der Masten nicht allein finanzieren. Die Rede ist von rund 80 000 Euro. Daher laufen Gespräche mit der Stadt und dem Frauenfußball-Bundesligisten Turbine Potsdam, der das „Karli“ auch nutzt. Doch diese Gespräche liefen schleppend, wie es beim SVB heißt. „Aktuell gibt es nun eine Zusage von Turbine, sich mit einem Teilbetrag an der erneuten Sanierung zu beteiligen“, so Brüggemann. Das sei immerhin ein kleiner Lichtblick. Nach PNN-Informationen hat Turbine angeboten, sich mit bis zu 20 000 Euro an der Mastenreparatur zu beteiligen.

Nur die Stadt, die in den vergangenen Jahren regelmäßig dem Verein finanziell geholfen hatte, will nach PNN-Informationen nicht mehr zahlen. Zuletzt war ein neuer Rollrasen im „Karli“ verlegt worden, weil der Europäische Fußballverband den alten Rasen für international nicht tauglich hielt und den Platz für das Champions-League-Spiel von Turbine Potsdam zu sperren drohte. Bezahlt hatte den Notrasen auch die Stadt; Kosten: 120 000 Euro.

Doch die SV-Babelsberger argumentieren, die Masten seien schon fehlerhaft gewesen, als die Stadt dem Verein das Stadion überließ, und drängen daher weiter auf einer Kostenbeteiligung seitens der Stadt. Die Masten hätten Konstruktions- und Statikmängel. Die Auswirkungen dieser Mängel seien aber erst im vergangenen Herbst aufgetreten und erkannt worden, so Vereinschef Brüggemann. Damals war zunächst der Knickmechanismus defekt gewesen. Bei der Behebung dieser Schäden waren Techniker dann auf Haarrisse in den Masten selbst gestoßen. Daraufhin waren die Masten versteift worden – sodass sie bis heute unknickbar sind. Die Mängel sind bis heute nicht behoben. Und so stellt Stadtsprecher Brunzlow klar: „Wer das Flutlicht anknipsen will, der benötigt eine neue Betriebsgenehmigung für die Anlage – die müsste aber erst beantragt werden.“ Schon die erste Reparatur der Masten hatte im vergangenen Jahr insgesamt 385 000 Euro gekostet – ein großer Teil des Geldes kam aus der Potsdamer Stadtkasse.

Eine andere Hoffnung des SV Babelsberg hat sich nebenbei auch noch zerschlagen: Aus einer Schadensersatzforderung gegen die Firma, die die Masten konstruiert und gebaut hat, wird nichts, wie Brüggemann bestätigte: „Die Firma ist pleite – insofern hat sich das erledigt.“

Der SV Babelsberg ist für die Stadtpolitik ein Dauerthema: Im vergangenen Hauptausschuss hatten bereits einzelne Stadtverordnete erwogen, den Betrieb des Stadions wieder der Stadt zu überlassen. Außerdem hatte der SV Babelsberg im vergangenen Jahr eine Nothilfe aus der Stadtkasse erhalten, um eine drohende Insolvenz abzuwenden und den Etat für die Dritte Bundesliga zusammenzubekommen.

Die Flutlichtmasten müssen auf Verlangen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nach jedem Spielen eingeklappt werden, um die Sichtachsen im nahen Welterbe nicht zu beeinträchtigen.

Der Generaldirektor der Stiftung, Hartmuth Dorgerloh, zeigte sich am Freitag wenig erfreut über die weiter steif in den Himmel über Babelsberg ragenden Masten. Den PNN sagte er auf Anfrage: „Es ist misslich, dass das Flutlicht noch immer nicht repariert werden kann. Wir werden dass daher zähneknirschend akzeptieren müssen, erwarten aber, dass die Stadt und der Verein alles dafür tun, dass die Reparatur so schnell wie möglich erfolgt.“ Dorgerloh warnte aber gleichzeitig davor, die versteiften Masten zum Dauerprovisorium werden zu lassen: Es könne nicht sein, „dass kein Geld da ist und das ewig so weitergeht“. Denn: „Im aufgeklappten Zustand stellen die Masten eine erhebliche Beeinträchtigung der Sichtbeziehungen im Babelsberger Park dar.“ (mit pet)

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