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Landeshauptstadt: Kein „Öko“ – aber andere Einstellung im Kopf

Das Freiwillige Ökologische Jahr beim BUND ist mehr als nur Kopfweiden schneiden und Vögel beringen

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Offener, selbständiger und verantwortungsbewusster seien sie in den letzten vier Monaten geworden. Da sind sich die vier Freundinnen einig. Seit September arbeiten Maria, Hanna, Franziska und Cindy im Haus der Natur – im Freiwilligen Ökologischen Jahr.

„Was ist das denn?“ Diese Frage werde den Vieren oft gestellt, erzählt die 19-jährige Cindy. Dabei liegt die Antwort im Namen: Das ökologische Jahr ist ein freiwilliger Dienst, den Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren nach Abschluss der Schulzeit oder einer Ausbildung leisten können. Bei einer Umweltschutz-Organisation, 40 Stunden in der Woche für rund 300 Euro im Monat. Die vier wohnen während dieser Zeit bei ihren Familien in Potsdam und Umgebung.

13 Jugendliche absolvieren derzeit in Potsdam ein ökologisches Jahr, unter anderem im Haus der Natur, in Waldschulen und Kinderläden. In ganz Brandenburg arbeiten jedes Jahr 120 Jugendliche als Öko-Volontäre. Das Freiwillige Jahr im Umweltschutz gibt es hier seit 1991, in den alten Bundesländern startete das Programm 1987. Hanna hat ihre Bewerbung für das ökologische Jahr an den Landesjugendring Brandenburg geschickt. Dieser ist neben dem Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst und dem Förderverein Märkischer Wald ein anerkannter Träger und vermittelt die Stellen.

„Mit Kindern schneide ich Kopfweiden und beringe Vögel“, beschreibt Hanna ihre Arbeit. Sie habe aber auch viel zu organisieren, zum Beispiel Seminare für die Naturschutzjugend und die Ausstellung über Tiere und Pflanzen des Jahres 2006. Über ihre Entscheidung für das ökologische Jahr sagt Hanna, dass sie nach dem Abitur „nicht sofort weiterlernen“ wollte und sie habe „ nicht so recht gewusst“, was sie denn studieren sollte. Ihr solle das ökologische Jahr helfen, die richtige Idee zu finden. Auch wenn sie den zündenden Einfall bisher noch nicht hatte, fest steht für Hanna auf jeden Fall: Mit Umweltschutz soll ihr späterer Beruf zu tun haben.

Cindy hingegen braucht keinen Orientierungshilfe mehr. Sie weiß schon, womit sie später ihr Geld verdienen will: „Ich möchte in die Öffentlichkeitsarbeit.“ Das ökologische Jahr bringe sie ihrem Berufsziel näher, denn sie werde im Haus der Natur in diesem Bereich „voll eingebunden“. Die 19-jährige hat für die Naturfreunde Brandenburg einen Workshop organisiert, schreibt Artikel für deren Vereinszeitschrift und baut gerade einen E-Mail-Verteiler für die Mitglieder auf. So bekäme sie „eine Menge Arbeitsproben“, mit denen sie sich nach dem Öko-Jahr für ein Studium bewerben kann. Und Maria ist nicht von ungefähr zuständig für die Internetseite des Naturschutzbundes Brandenburg, denn sie möchte irgendwann Wirtschaftsinformatik studieren. Zwei Wartesemester werden ihr für das freiwillige Jahr angerechnet. Verloren sei die Zeit also nicht, sagt Maria.

Über ihre Leistungen bekommen die Freiwilligen des ökologischen Jahres ein qualifizierendes Arbeitszeugnis ausgestellt. So können sie schon vor Beginn des Studiums oder der Ausbildung Berufserfahrung vorweisen. Aber nicht nur die berufliche, auch die persönliche Entwicklung werde gefordert, meint die vierte im Bunde, Franziska. Sie habe gelernt selbständig ihre Arbeit zu organisieren. „In der Schule habe ich unliebsame Arbeiten immer aufgeschoben. Das geht hier nicht, Termine müssen eingehalten werden.“

Finanziert wird das Freiwillige Ökologische Jahr von den jeweiligen Umweltschutz-Organisationen, dem Land, dem Bund und durch den Europäischen Sozialfonds. Während des ökologischen Jahres bieten die Träger Seminare zur Umweltbildung an. Durch eigene Vorträge können die Jugendlichen die Seminare mitgestalten. Das Seminar zum Thema Ernährung und Landwirtschaft habe ihre „Einstellung im Kopf“ geändert, sagt Hanna. Sie sei nun zwar kein „Öko“, gehe aber bewusster durch den Supermarkt.

Interessierte können ihre Bewerbungen bis zum 1. März bei den Trägervereinen einreichen. Start ist am 1. September, sechs Stellen sind ab sofort frei. Weitere Informationen unter: www.foej.de

Heidrun Olsen

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