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1500 Studenten warten auf einen Platz beim Hochschulsport / Uni und Land sehen sich nicht in der Pflicht
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Selten „wie Goldstaub“ könnten bald die Plätze in den Kursen des Zentrums für Hochschulsport (ZHS) sein. Das schätzt Petra Bischoff-Krenzien, Leiterin des Potsdamer Zentrums für Hochschulsport (ZHS). Die Kurse sind jetzt schon begehrt: 2000 Buchungen gingen in den ersten beiden Minuten der Internet-Anmeldefrist für die Kurse des laufenden Semesters ein. Damit war die Hälfte des Gesamtangebots von 4000 Semester-Plätzen sofort belegt. Nun stehen bereits 1500 Studierende auf den Wartelisten, sagte Petra Bischoff-Krenzien den PNN. Sie kennt das Szenario bereits aus früheren Semestern: Bis Semesterende werden es ihrer Erfahrung nach bis zu 2500 Sportwillige sein, die sie auf später vertrösten muss.
„Es gibt viel zu wenig Plätze“, meint die Hochschulsport-Chefin. Dabei hatte erst im Oktober ein neuer Fitness-Club im sanierten Wohnheim an der Breiten Straße eröffnet. Mit einer Kapazität von 150 Plätzen pro Woche sei der aber zu klein, so Bischoff-Krenzien. Angesichts der Wartelisten sprach sie von einem „Tropfen auf den heißen Stein“.
Statt mehr wird es perspektivisch sogar weniger Platz für Sport in Potsdam geben: Denn die Turnhalle im Babelsberger Park soll im Rahmen des Rückzugs der Uni von dem Gelände voraussichtlich im Jahr 2010 abgerissen werden, so Hans Göbel, der Leiter der Bauverwaltung der Universität Potsdam.
„Was wir dringend bräuchten, ist die Renovierung der alten Turnhalle in Golm und ein Ersatzneubau in Babelsberg“, fasst Bischoff-Krenzien ihre Forderungen zusammen.
Darüber, dass sie „gar kein Budget“ hat, beschwert sich Bischoff-Krenzien nicht: „Geld ist nicht das Problem“, so die ZHS-Leiterin. Seit 2002 würden die Sportkurse über die Kursgebühren finanziert. Pro Semester zahlen die Studenten eine Teilnahmegebühr von mindestens zehn Euro. Materialaufwändigere Sportarten wie Krafttraining oder Segeln sind teurer. Von dem Geld bezahlt das ZHS die 130 Kursleiter der insgesamt 370 Sportkurse. Der Ansturm auf die Kurse habe nach Einführung der Kursgebühren 2002 sogar zugenommen, berichtete Bischoff-Krenzien. Die Teilnehmerzahl habe sich innerhalb von vier Jahren fast verdreifacht, rechnet sie vor. Das Interesse erklärt sie mit der gestiegenen Qualität der Kurse. Besonders beliebt seien Badminton, Volleyball sowie Aerobic- und Fitness-Kurse. Hier wäre eigentlich „die doppelte Anzahl von Gruppen nötig“, schätzt Bischoff-Krenzien.
Aber wo? Als Reaktion auf den chronischen Platzmangel habe das Zentrum für Hochschulsport bereits die Kurszeiten verlängert und bietet jetzt auch an Wochenenden Kurse an. Trotzdem müssten sich beim Aerobic „60 bis 70“ Leute eine Halle teilen. Die Turnhalle in Golm, die zwischenzeitlich die Mensa beherbergt hatte, sei von den Mitarbeitern des ZHS zwar wieder „herausgeputzt“ worden. Tischtennis oder Volleyball kann man dort trotzdem nicht spielen, so die ZHS-Chefin. Grund ist der Tartan-Belag: eine Gummi-Beschichtung des Hallenfußbodens für die Nutzung als Leichtathletikhalle.
Die von ihr gewünschte Sanierung der Halle sei schon vor 2000 geplant gewesen, erinnert sich Bischoff-Krenzien. Die Pläne wurden jedoch „immer wieder verschoben“. Für beide Vorhaben, die Sanierung der Golmer Halle und einen Ersatzneubau in Babelsberg, liefen Finanzierungsanträge beim Brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, erklärt Uni-Bauverwaltungsleiter Hans Göbel.
Er sieht das Wissenschaftsministerium in der Pflicht: Denn Kunden des ZHS seien nicht nur Uni-Studenten, sondern rund 21 000 Studierenden aller drei Potsdamer Hochschulen. „Dem sollte Rechnung getragen werden“, findet Göbel. Holger Drews, der Pressesprecher des Ministeriums, wies dagegen darauf hin, dass es ein Abkommen zwischen den Potsdamer Hochschulen gebe, in dem die Finanzierung des Hochschulsports geregelt sei. Sanierungs- und Bauvorhaben für die Sportanlagen des ZHS seien von Länderseite „nicht förderfähig“, erklärte Drews. Denn Ausgaben für den „Freizeitsport“ der Studenten seien im Hochschulbauprogramm, das zwischen Bund und Ländern abgeschlossen wurde, „nicht vorgesehen“, so Drews weiter. In Potsdam sei deshalb derzeit „nichts geplant“.
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