zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Kein Platz für den Fußball

Das Karl-Liebknecht-Stadion kann in der kommenden Saison womöglich nicht bespielt werden

Stand:

Stehen der Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam und der Regionalligist SV Babelsberg 03 (SVB) zum Rückrundenstart Ende Februar ohne Spielstätte da? Dieses Szenario droht, wenn sich Stadt und der SVB nicht über die Zahlungsmodalitäten für notwendige Sicherheitsüberprüfungen von Stadionanlagen einigen. Die Potsdamer Bauaufsicht hat dem SVB als Betreiber des Karl-Liebknecht-Stadions mitgeteilt, dass sie die Spielstätte im Jahr 2015 nur dann für den Spielbetrieb freigegeben wird, wenn die Prüfung sicherheitstechnischer Gebäudeausrüstungen nachgewiesen ist.

Zu den betroffenen Gebäudeausrüstungen gehören: die maschinelle Lüftungsanlage, die Brandmelde- und Alarmierungsanlage, die Sicherheitsstromversorgung, die Sicherheitsbeleuchtung, die Blitzschutzanlage und die Gelenkkonstruktion der Flutlichtmasten.

Mit der Umsetzung der Auflagen der Bauaufsicht hat der SVB kein Problem, sein Vorstand selbst hat im September darauf hingewiesen, dass es bislang keine Prüfbücher und ausreichende Dokumentationen gibt, was der Verein zum Teil als selbst verschuldet betrachtet. Das Problem ist die Bezahlung der Unternehmen für das erstmalige Erstellen von Prüfbüchern und Sicherheitsbelegen. Für die nötigen Kosten von rund 90 000 Euro soll der SVB zunächst in vollständiger Höhe in Vorkasse gehen, was für den finanziell auf schmalem Grat wandelnden Verein nicht machbar ist.

Grundsätzlich haben Stadt und Verein auf der Grundlage eines Gutachtens einen städtischen Zuschuss für die Bewirtschaftung des Stadions in Höhe von 305 000 Euro im Jahr vereinbart, der SVB trägt jährlich einen Eigenteil von weiteren 110 000 Euro. Bisherige Praxis sei es laut SVB gewesen, dass der Verein bei nötigen Investitionen und Ausgaben seinen Eigenanteil von 26,5 Prozent trägt und bei vorgenommenen Maßnahmen den jeweiligen Zuschuss der Stadt nach Vorlage eines Rechnungsnachweises oder Auftrages erhält.

Auch die nun anstehenden Arbeiten würden laut Verein im Jahresbudget des vereinbarten Zuschusses liegen, in dem noch 55 000 Euro übrig sind. Doch verlangt die Stadt nunmehr, dass der SVB die Kosten zunächst zu 100 Prozent vorfinanziert und sie erst beim Nachweis der Zahlungsbelege den städtischen Anteil überweist. „Dies stellt den Verein und die handelnden Gremien vor die unlösbare Situation, dass wir trotz zugesagter, aber zurückgehaltener Mittel, Aufträge erteilen sollen, für die wir keine nachhaltige Sicherheit der fristgerechten Bezahlung haben“, erklärt Vereinschef Archibald Horlitz. „Vor dem Hintergrund einer möglichen Nichtbespielbarkeit des Platzes und der gleichzeitigen Weigerung der Stadt, vom Prinzip der Vorkasse abzurücken, sind wir in Bezug auf die Wiederherstellung der Stadionsicherheit handlungsunfähig“, betont Horlitz weiter.

Rathaus-Sprecher Stefan Schulz bestätigte gegenüber den PNN, dass es kurzfristig einen Wechsel bei den Auszahlungsmodalitäten an den SVB gegeben hat und die Stadt nunmehr eine 100-prozentige Vorleistung des Vereins verlangt. „Die Stadt erwartet Nachweise über die erbrachten Leistungen und die Offenlegung der Rechnungen“, sagte Schulz. „Das ist bis dato für das Jahr 2014 in Höhe von 249 500 Euro erfolgt.“ Schulz schränkt aber ein, dass die Stadt die Nachweise wiederholt mit Nachdruck hätte einfordern müssen.

Horlitz betont hingegen, dass der Verein seinen Eigenanteil für sämtliche Bewirtschaftungsmaßnahmen korrekt bezahlt und auch belegt habe. Auch die Skepsis der Stadt daran, ob der SVB seinen Eigenanteil nicht stemmen könne, versteht Horlitz nicht. „Wir können mit unserem Eigenanteil mehrere Hunderttausend Euro bedienen.“ Doch könne der Verein mitten in seiner Konsolidierungsphase bei kurzfristig geänderten Zahlungsmodalitäten der Stadt einigen Verpflichtungen nicht nachkommen.

Angesichts der immer wieder zu erwartenden Auseinandersetzungen um die Kosten der Stadion-Bewirtschaftung regt der Linke-Stadtverordnete Hans-Jürgen Scharfenberg an, den vor gut 15 Jahren geschlossenen Erbbaupachtvertrag zwischen der Stadt und dem SVB aufzuheben. Denn die einst damit verbundene Idee, dass der Verein als Besitzer des Stadions mehr finanziellen Spielraum habe, sei offenkundig nicht aufgegangen. „Die Stadt sollte ernsthaft überlegen, ob sie das Stadion nicht zurück in ihre Verantwortung holt“, sagte Scharfenberg. „Das würde die Stadt befreien, in regelmäßigen Abständen kurzatmig aushelfen zu müssen.“ Der SVB würde sich laut Horlitz im Zweifel nicht dagegen sperren, „doch ich bezweifle, dass es sinnvoll für die Stadt ist“.

Eine womöglich kurzfristige Lösung zeichnete sich am Donnerstagabend ab: In einem Medieninterview stellte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Möglichkeit in Aussicht, einen Teil des Betriebskostenzuschusses für das kommende Jahr bereits vorfristig auszuzahlen. Unklar blieb bei der Aussage, ob der SVB den dafür nötigen Eigenanteil aufbringen muss.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })