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ATLAS: Kein Prinz

Die alten Preußenkönige mögen im Grabe rotieren und ihr Potsdam kaum noch verstehen: Die Stadt vergibt künftig alle zwei Jahre einen Preis für Demokratie. Und nicht nur das.

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Die alten Preußenkönige mögen im Grabe rotieren und ihr Potsdam kaum noch verstehen: Die Stadt vergibt künftig alle zwei Jahre einen Preis für Demokratie. Und nicht nur das. Der Preis wird den Namen eines erklärten Gegners der preußischen Obrigkeit erhalten. Max Dortu, Sohn der Stadt, und 1849 im Alter von nur 23 Jahren als Teilnehmer der bürgerlichen Revolution vom preußischen Militär hingerichtet, hatte dem Preußenprinzen und späteren Kaiser Wilhelm I. abfällig den Namen Kartätschenprinz verpasst. Mit seiner Ehrung hatte sich die Stadt lange schwergetan. Nun stimmten die Stadtverordneten geschlossen für den Preis. Dabei war Dortu das, was man heute wohl linksextrem nennen würde. Durch seine Ansprachen brachte er nicht nur Arbeiter dazu, 1848 den Gleiskörper der Eisenbahn nach Berlin zu beschädigen, damit die Potsdamer Truppen dort nicht gegen Demonstranten eingesetzt werden konnten. Gut zu wissen, dass auch für ihn heute in Potsdams Erinnerung ein Platz ist. Zwischen den Relikten des Preußentums tun ein paar Farbtupfer sicherlich gut. Die Stadt setzt damit eine Tradition der jüngeren Vergangenheit fort, die beispielsweise in der Ehrung der Deserteure mit dem Gedenkstein am Platz der Einheit Ausdruck findet.

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