Landeshauptstadt: Kein Rasen über dem Fort
Gestern gründete sich Verein zur Rettung der „Prinzenburg“ im Park Sanssouci
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Gestern gründete sich Verein zur Rettung der „Prinzenburg“ im Park Sanssouci Sanssouci - Die „Prinzenburg“ im Park Sanssouci soll nun doch nicht mit Sand verfüllt unter einer Rasendecke verschwinden. Gestern Nachmittag gründeten Berliner und Potsdamer Festungsinteressenten in Spandau einen Förderverein namens „Modell-Fort Sanssouci“ e.V., der sich die Rettung und Wiederherstellung der Anlage zum Ziel setzt. Zum Vorsitzenden wurde der Festungsforscher Dr. Peter Feist gewählt, Stellvertreter ist der Berliner Optikermeister Norbert Schilder. Feist hatte bereits 1995 in der Reihe „Der historische Ort“ (Homilius-Verlag) eine Broschüre über das Fort veröffentlicht. Darin wies er nach, dass es sich bei der Anlage keineswegs um eine „Prinzenspielburg“ handelt, wie sie im Volksmund genannt wird. Sie wurde vielmehr 1893 als Modell für neuartige Festungen errichtet, die mit Beton und Stahl verstärkt dem Beschuss durch Granaten mit hoher Sprengkraft widerstehen sollten. Deshalb handele es sich um ein bedeutsames Denkmal der Militärgeschichte, das unbedingt erhaltenswert sei. Zu diesem Zeitpunkt war das Fort allerdings nur noch in Resten erhalten. Die mit der Hand zu drehenden oder als Panzertürme auszufahrenden Geschützmodelle, von denen bis Anfang der 80er Jahre noch einige zu sehen waren, sind verschwunden, ebenso die gusseisernen Panzerkuppeln. Die gemauerten und in Beton ausgeführten Bauteile wurden größtenteils demoliert. Der Verein steht vor der schwierigen Aufgabe, neben der Wiederherstellung der Bauwerke die fehlenden Geschütze nachzufertigen. Für die Anlage haben sich zwar die 1992 in einem Archiv wiederentdeckten Baupläne erhalten, erklärte Norbert Schilder gegenüber den PNN, ebenso gebe es Konstruktionsunterlagen für den Nachbau der Bewaffnung. Er hoffe jedoch auch darauf, dass Potsdamer dem Verein als Souvenirs geborgene Originale überlassen. Die Finanzierung der Arbeiten soll über Spenden und Sponsoring gesichert werden. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten werde das Vorhaben unterstützen, bestätigte Pressesprecherin Elvira Kühn. Erste Gespräche mit dem Verein hätten bereits stattgefunden. Eine Vereinbarung werde angestrebt. 2002 war man noch davon ausgegangen, das Fort zu dokumentieren und dann zuzuschütten, um die Reste vor weiterer Zerstörung zu bewahren. Diese Variante wurde erwogen, weil eine Wiederherstellung durch die Stiftung nicht finanziert werden konnte. Über die Bedeutung des Forts als Denkmal der Militärgeschichte sei man sich auch damals schon im Klaren gewesen. Der Bau der Anlage war Ende 1892 von Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegeben worden. Sie wurde durch den bei Krupp beschäftigten Julius Diener errichtet, der zuvor Lehrer an der Potsdamer Kriegsschule und Prinzenerzieher gewesen war. Das Modell im Maßstab 1:10 war 40 Meter lang und 15 Meter tief. Es besaß 20 offene oder durch Panzertürme geschützte Feuerstellungen und vorgelagerte Befestigungsanlagen. An der Einweihung Anfang August 1893 nahm der Kaiser persönlich teil.
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