
© Kitty Kleist-Heinrich
Krönung für das Stadtschloss: Kein Recht auf Attikafiguren
Die Schlösserstiftung kann den Leihvertrag für acht Skulpturen mit der Humboldt-Universität nicht kündigen.
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Potsdam - Im Streit um die Attikafiguren sieht Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) keine rechtliche Möglichkeit, die Rückkehr der Figuren nach Potsdam durchzusetzen. Das teilte der Oberbürgermeister am Mittwochabend den Stadtverordneten mit. Stattdessen setze er auf Gespräche mit dem neuen Berliner Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD), der Ende April seine Arbeit aufnehmen soll. Eine Deeskalation sei ratsam, so Jakobs.
In dem Konflikt geht es um acht Figuren antiker Helden und Sagengestalten, die ursprünglich zusammen mit 68 weiteren Figuren auf dem Dachrand des einstigen Stadtschlosses standen. Fast alle wurden bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg beziehungsweise bei der Sprengung des Schlosses 1959/60 zerstört. Wenige gerettete Exemplare gingen sechs Jahre nach der Sprengung als Leihgabe nach Berlin. Dort schmücken sie seitdem das Hauptgebäude der Humboldt-Universität Unter den Linden.
Auf juristischem Wege sei in der Sache nichts zu erreichen, so Jakobs’ Fazit eines Gesprächs mit der Landesregierung und der Schlösserstiftung. Demnach könne die Stiftung den in den 1960er-Jahren mit der Humboldt-Universität geschlossenen Dauerleihvertrag nur dann kündigen, wenn die acht Figuren unsachgemäß behandelt würden. Das sei nicht der Fall. Im Mai will Jakobs nun die Stadtverordneten über den Stand der Verhandlungen informieren.
Beim Berliner Senat zeigte man sich am Donnerstag indes gesprächsbereit. Mit Potsdam, der Schlösserstiftung und der Brandenburger Landesregierung wolle man eine vernünftige Lösung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes suchen, so ein Senatssprecher. Bisher lehnt die Berliner Denkmalschutzbehörde jedoch eine Entfernung der Figuren von der Humboldt-Universität ab. Das gesamte Ensemble steht seit 1975 unter Schutz.
Voraussetzung für eine Rückkehr der Figuren nach Potsdam sei ein Konzept zum Aufbau des Figurenschmucks auf dem neuen Landtag, sagte Jakobs am Mittwoch weiter. Das soll nun gemeinsam mit den Vereinen und Bürgerinitiativen, die sich für die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte engagieren, erarbeitet werden. An den Kosten werde sich weder die Stadt noch das Land beteiligen. „Das ist Aufgabe der Bürgerschaft“, sagte Jakobs.
Ein Konzept für die Aufstellung der Figuren auf der Attika des Landtagsneubaus sei bereits vorhanden, hieß es am Donnerstag bei der Schlösserstiftung. Außerdem könnte der Figurenschmuck auch ohne die Berliner Skulpturen vorangetrieben werden, so Stiftungssprecher Frank Kallensee. In den Beständen der Stiftung befinden sich demnach 17 Figuren in unterschiedlichen Zuständen. „Die können jederzeit bei uns abgeholt werden“, so Kallensee. Derzeit werde an einem Überblick über die nötigen Restaurierungsschritte gearbeitet. Die Kosten sollen pro Figur mindestens im mittleren fünfstelligen Bereich liegen.
Der Potsdamer Stadtschlossverein verlangt weiterhin die Rückgabe der Figuren aus Berlin. Es sei vernünftig, dass Jakobs das Gespräch mit Berlin suche, sagte Hans-Joachim Kuke vom Stadtschlossverein am Donnerstag den PNN. Allerdings teile er nicht die Einschätzung, dass die Figuren auf der Humboldt-Universität gut aufgehoben seien. „Die Figuren haben teilweise schwerste Schäden und brauchen dringend eine Restaurierung“, so Kuke. Die Kosten dafür könne der Verein übernehmen, falls die Figuren nach Potsdam kämen.
Unterdessen gibt es noch keinen Termin dafür, wann die ersten bereits restaurierten Figuren auf dem Landtag aufgestellt werden. Die Prüfung der Statik sei noch nicht abgeschlossen, so Kuke. Bei den insgesamt fünf Figuren handelt es sich um ergänzte Skulpturen aus erhaltenen Fragmenten.
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