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Landeshauptstadt: Kein Spazierengehen

Jamie Greiner steht in der Endrunde für den Titel als Happy-Size-Model 2008

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Am Sonntag geht der Flug nach Marrakesch. So richtig kann Jamie Greiner das noch nicht glauben. Denn die Reise nach Nordafrika ist für die 24-jährige Potsdamerin nicht einfach nur Urlaub. Sie fliegt zu einem viertägigen „Modeltrainingscamp“: Jamie wurde zusammen mit neun Mädchen in die Endrunde für das Happy-Size-Model 2008 gewählt. Mehr als 2000 Frauen hatten sich bundesweit auf den Titel beworben. Die Voraussetzung: Mindestens Kleidergröße 40.

Als der Brief mit der Einladung zum Camp in Marrakesch kam, sei sie schon „überrascht“ gewesen, erzählt Jamie. Obwohl: „Wenn ich mir keine Chancen ausgerechnet hätte, hätte ich mich nicht beworben“, wie die Mediengestalterin im gleichen Atemzug selbstbewusst erklärt.

„Happy Size“, das heißt bei ihr: Konfektionsgröße 52 für Hosen und Röcke und Größe 46 für Blusen und T-Shirts. Bei einer Körpergröße von 1,82 Meter wirkt das weniger gewaltig als man denken könnte. Auch, weil die strahlend grünen Augen und der akkurat geschnittene Bob das Gesicht zum Blickfang machen.

Und das ist wandelbar: Jamie beherrscht ihre Mimik wie ein Einmaleins. Vor der Kamera lacht sie mal frech, in der nächsten Sekunde verführerisch, dann schaut sie wieder ernst oder nachdenklich. Vielleicht hat sie sich das Spiel mit verschiedenen Rollen von ihrem Vorbild abgeschaut – der Sängerin Madonna.

Ganz unbekannt ist Jamies Gesicht in Potsdam übrigens nicht: Denn sie war bereits Wetterfee beim Potsdamer Stadtfernsehen. Im vergangenen Jahr schloss Jamie ihre Ausbildung zur Mediengestalterin ab und arbeitet momentan in einem Call-Center. „Eine Übergangslösung“, wie sie erzählt. Ihr Herz gehört eigentlich der Fotografie: „Meine Bücherregale sind voll mit Bildbänden“, erzählt Jamie.

Eine Karriere als professionelles Model kann sie sich „definitiv“ vorstellen. „Ich könnte das verkörpern, was mich interessiert“, schwärmt sie: „Styling, Klamotten, Frisuren.“ Mit dem Modelcontest könnte der berufliche Einstieg in die Mode-Welt zumindest näher rücken: Denn der Hauptpreis für Germany“s Next Happy-Size-Model ist ein Vertrag mit der internationalen Agentur „Louisa Models“. Am 18. Mai wird die Siegerin in Berlin prämiert.

Bis dahin will Jamie noch viel trainieren. Besonders das Laufen auf dem Laufsteg sei „schwierig“, gibt sie zu. „Rücken gerade, die Körperspannung halten“ – das trainiert sie jetzt wo es nur geht: „Das ist ja kein Spazierengehen.“

Aber auch wenn Jamie das gesunde Selbstbewusstsein anzusehen ist – mit ihrem Gewicht ist sie nicht immer „happy“. Im Gegenteil. „Ich arbeite immer daran, dass es weniger wird“, verrät die 24-Jährige. „Erfolg, Anerkennung, Spaß – das ändert alles nichts“, sagt sie: „Der Blick auf einen selbst bleibt gleich.“ Jeden Morgen stellt sie sich auf die Waage – ab und zu hält sie auch Diät. „Dann verzichte ich zum Beispiel auf Kohlenhydrate“, erzählt Jamie.

Dabei könnte es so einfach sein: „Wenn ich nicht darüber nachdenke, dass ich dick bin, dann bin ich es auch nicht“, sagt sie. Aber auch wenn die Zeiten, in denen ihr die Jungs dumme Sprüche hinterhergerufen haben, vorbei sind – immer wieder wird Jamie im Alltag daran erinnert, dass sie mit ihrer Konfektionsgröße nicht „normal“ ist. So findet sie zum Beispiel in Läden, in denen ihre schlankeren Freundinnen Klamotten kaufen, nichts Passendes. Es sei denn, es gibt eine Extra-Abteilung für Mollige. „Ich verstehe das nicht“, kritisiert Jamie.

Die Ausschreibung für den Wettbewerb hat sie in einem Katalog für große Größen gefunden. „Ich fand die Mädchen in diesem Katalog immer zu dünn“, sagt Jamie. Wenn sie gewinnt, könnte das ja bald anders werden.

Ihr könnt Jamie unterstützen! Wählt im Internet Eure Favoritin für das Happy-Size-Model 2008. Abstimmung auf: www.happy-size.de.

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