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Landeshauptstadt: Kein Trojanisches Pferd

Schlossdemo: Wieder Kritik an Fundament-Abriss

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Innenstadt - Als „Kulturbarbarei“ hat Barbara Kuster den weiteren Abriss von Fundamenten der Fortunaportal-Flügelbauten am ehemaligen Stadtschloss bezeichnet. Bei der „Montagsdemo“ der Stadtschlossbefürworter sagte die Sprecherin der Bürgerinitiative „Mitteschön“ gestern Abend vor etwa 100 Teilnehmern: „Wir Bürger wollen die Flügelbauten mit Spenden wieder aufbauen. Nun müssen wir auch die Fundamente selbst bezahlen.“ Auch Joachim Kuke vom Stadtschloss-Verein zeigte sich „schockiert“ über den Fundamente-Abriss.

In seiner „Kassandra-Rede“ warnte Kuke vor einem Landtagsneubau, der die Qualitäten des Vorgängerbaus, dem Stadtschloss, nicht aufnimmt: „Ich fürchte einen Zwitter, einen Wechselbalg, einen Homunculus, mit dem sich Brandenburg auf Dauer lächerlich macht.“ Von den Fassadenseiten seien bis zu 90 Prozent der Teile erhalten sowie zwei Drittel „der Götterwelt der Attika“. Diese sollte sich am neuen Landtag wieder finden. Kuke kündigte an, der Förderverein, der mit Spendenaktionen wie dem Verkauf von Stadtschloss-„Aktien“ den Wiederaufbau der ursprünglichen Schloss-Fassade und der Flügelbauten finanzieren will, werde nur die wörtliche Umsetzung des Stadtschloss-Beschlusses vom Mai 2005 durch den Landtag unterstützen. In diesem heißt es: „Außenseitig werden Putz und Fassadengliederungsflächen nach historischem Vorbild vorgenommen.“ Dazu Kuke: „Wir pappen keine Originalteile an eine wertlose Hülle.“ Kassandra, so Kuke, habe die Trojaner vor der Hinterlist der Griechen gewarnt. Sie habe das Trojanische Pferd vorausgesehen. „Wir wollen kein Trojanisches Pferd“, fordert Kuke.

Die Fotografin Monika Schulz-Fieguth zeigte den Demonstranten Fotografien von erhaltenen Teilen der Schloss-Fassade, „die danach schreien, wieder dorthin zu kommen, wo sie hingehören“.

Barbara Kuster setzte sich in ihrer Rede mit der Mitteilung des Brandenburgischen Finanzministers Rainer Speer auseinander. Dieser hatte erklärt, das Finanzierungskonzept für den eigentlichen Landtagsneubau sehe keinen Spendenanteil vor. Die „Mitteschön“-Sprecherin erinnerte daran, dass der Landtagsbeschluss Spenden erwähnt. Dort heißt es: „Die aufwendigen Teile, Attika und der vielgestaltige Figurenschmuck, sollen über Spenden realisiert werden.“ Barbara Kuster forderte ferner Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) auf, sich zum Landtagsschloss zu äußern: „Herr Platzeck, sagen Sie etwas, kommen Sie aus der Deckung!“

Neben den Schloss-„Aktien“, die den Rednern zufolge auf bundesweit große Resonanz gestoßen seien, setzen die Schloss-Befürworter auf weitere Einnahmequellen. So stellte Julia Theek für September eine Bilder-Auktion in Aussicht, wo zugunsten des Wiederaufbaus Bilder u.a. von Paul August, Christian Heinze, Olaf Thiede und Alfred Schmidt verkauft werden. Julia Theek: „In der Phase der Globalisierung ist es wichtig, die eigene Geschichte und Kultur zu bewahren.“ gb

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