Landeshauptstadt: Kein Uferweg nach Hermannswerder
Umweltministerium gegen Streckenverlauf über Gelände des Wasserwerks / Stadt muss umplanen
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Templiner Vorstadt - Rückschlag für die Uferweg-Planungen der Stadt Potsdam: Ein durchgehender Uferweg von der Langen Brücke bis Hermannswerder kann nicht gebaut werden. Dafür gebe es „keine realistische Chance“, heißt es in einer Vorlage der Bauverwaltung für die nächste Stadtverordnetenversammlung am 22. August, die den PNN vorliegt.
Ausschlaggebend für das Scheitern des Uferwegplans ist eine Entscheidung des Landesumweltministeriums, das von Anita Tack (Linke) geführt wird. Es geht um das Gelände des Wasserwerks in der Leipziger Straße 12 – ein ausgewiesenes Trinkwasserschutzgebiet, über das auf rund 350 Metern auch der Uferweg führen sollte. Von dieser Lösung aber hält das Ministerium nichts. Diese Auffassung hätten zwei in Auftrag gegebene Gutachten gestützt, sagte Kurt Augustin, Leiter der Wasser-Abteilung im Ministerium, auf Anfrage. Das Kernproblem bei einem Uferweg an dieser Stelle bestehe darin, dass wegen der zahlreichen Fußgänger nicht ausgeschlossen werden könne, dass krankheitserregende Keime ins Wasser gelangen könnten – etwa durch Hundekot. Zugleich würden 50 000 Potsdamer von der Leipziger Straße aus mit Trinkwasser beliefert. So sei entschieden worden, das Schutzgut Wasser höher als das Schutzgut Uferweg zu bewerten und den Uferweg abzulehnen, erklärte Augustin.
Die Stadtverwaltung sieht das völlig anders. Es habe zwischen den Fachbehörden „deutlich unterschiedliche Auffassungen“ über die Risiken gegeben, die durch den Weg entstehen könnten, heißt es in der Vorlage an die Stadtverordneten.
Dabei sei die Stadt dem Ministerium entgegen gekommen, hieß es aus der Bauverwaltung gegenüber den PNN. So habe man den Uferweg ohne Eingriffe in den Boden bauen wollen. Irritierend sei auch der Alternativvorschlag des Ministeriums gewesen, hieß es aus der Bauverwaltung: Demnach hätte die Stadt vor dem Ufer einen Steg bauen können – und das, obwohl das Trinkwasser in dem Werk auch aus gefiltertem Havelwasser gewonnen werde. In der Vorlage für die Stadtverordneten heißt es weiter, die Steg-Lösung sei wegen ihrer „erheblich höheren Kosten“ nicht förderfähig, zudem könne der Winterdienst sie nicht befahren.
Der Uferweg nach Hermannswerder war während der Debatte über die Entwicklung der Speicherstadt vor rund vier Jahren geplant worden und sollte laut einem Beschluss der Stadtverordneten 2015 fertig gebaut sein. Damit sollten unter anderem Schüler auf dem Weg ans evangelische Gymnasium einen sicheren Schulweg erhalten, die viel befahrene Leipziger Straße hätten sie meiden können. Der Weg hätte rund 2,7 Millionen Euro gekostet, zwei Millionen sollten aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kommen. Diese Mittel aber genehmigt ein Landesausschuss, der einvernehmlich entscheiden muss. Anders als das Tack-Ministerium unterstützte etwa das Ministerium für Infrastruktur von Jörg Vogelsänger (SPD) die Uferpläne in Potsdam. „Wir hätten gefördert“, sagte Ministeriumssprecher Lothar Wiegand. In der Bauverwaltung nennt man es „pikant“, dass nun ausgerechnet ein Ministerium der Linken einen Uferweg verhindert – während die Linke in Potsdam stets lautstark freie Uferwege fordere.
Die Stadt sieht nun keinen anderen Weg, als das gesamte Vorhaben abzublasen. Denn ohne das Wegestück durch das Wasserwerk sei der gesamte Speicherstadt-Weg nicht mehr förderfähig, da diese Maßnahme auf einen „großräumigen Uferweg-Zusammenhang“ abzielen sollte, so die Verwaltung. Als Alternative sollten nun Lücken bei anderen innenstadtnahen Uferwegen an der Havel geschlossen werden. So sollen Fördermittel dafür beantragt werden, an der Alten Fahrt eine Uferverbindung zwischen Schiffbauergasse und Speicherstadt zu schaffen und daran auch den an der Neuen Fahrt gelegenen Uferweg in Richtung Zentrum-Ost anzubinden und auszubauen. Die Verbindung nach Hermannswerder müsse nun ab dem Wasserwerk weiterhin über die Leipziger Straße erfolgen. Am geplanten Fuß- und Radweg durch die Speicherstadt will die Bauverwaltung festhalten. Die Wegeführung dort ist umstritten, weil der Weg zum Teil hinter Gebäuden und nicht direkt am Ufer liegt. Besonders die Linke hatte diesen Verlauf des Weges kritisiert (PNN berichteten).
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