Potsdamer Juden begehen Chanukka-Fest Von Kay Grimmer Zwei Kerzen stehen bereits auf dem Chanukka-Leuchter. Rabbiner Nachum Presman entzündet die „Diener“-Kerze, die in der Mitte des massiven achtarmigen Leuchters steht, um damit die zwei Kerzen anzubrennen. Die Potsdamer Jüdische Gemeinde befindet sich mitten im Chanukka-Fest. Chanukka ist Jahrtausende alt und wird über acht Tage lang zelebriert. Gestern wurden die Kinder jüdischer Eltern – fast ausnahmslos russischer Emigranten – in die jüdische Tradition eingeführt. „Die meisten kennen sich in der Religion kaum aus“, bedauerte Presman und setzte alles daran, kurz und kindgerecht die Chanukka-Legende zu erklären. Nach dem Krieg zwischen Griechen und Juden entweihten die Hellenen einen Tempel, mit ihm auch sämtliche Ölfläschchen für die Tempelbeleuchtung. Nur eines war rein geblieben, hatte aber nur ausreichend Öl für einen Tag. Die Herstellung neuen Öls dauerte jedoch acht Tage. Das Wunder trat ein, die Tagesration Öl hielt die Flamme acht Tage lang am Leben, das Chanukka-Fest fand darin seine Begründung. Mit Liedern und Gedichten, Spielen und Rätseln wurde den Kindern die jüdische Tradition nahe gebracht. In den noch folgenden sechs Tagen wird es weitere Feierlichkeiten anlässlich des Chanukka-Festes geben, kündigte Presman an. So wird heute vor dem Stadthaus an einem der größten Chanukka-Leuchter Europas im Beisein von Landtagspräsidenten Herbert Knoblich die dritte Kerze entzündet, am Abend findet im Nikolaisaal ein Konzert statt. Doch die größten Feierlichkeiten werden im privaten Rahmen stattfinden. „Es ist ein Familienfest“, so Nachum Presman, der aber stets betont, dass Chanukka kein Weihnachtsersatz ist. Der Rabbiner tourt in den nächsten Tagen quer durchs Brandenburgische, um jüdische Gemeinden anlässlich des Festes zu besuchen. Sein Amt als Landesrabbiner gibt es zwar derzeit offiziell nicht, die Aufgaben übernehme er trotzdem, „auch ohne Bezahlung“. Das Problem: Noch immer gibt es keine Einigung zwischen der jüdischen Vereinigung Chabad Lubawitsch und dem Land Brandenburg über einen Staatsvertrag, der neben der offiziellen Anerkennung einer Jüdischen Gemeinde in Brandenburg wichtige finanzielle Zuschüsse verspricht. „Skeptisch“ sieht Presman eine baldige Einigung. Man sei in „starken Verhandlungen“, aber die Suche nach einer neuen „Vertrauensbasis“ stehe derzeit im Vordergrund. Zu Spekulationen über einen Synagogen-Neubau wollte sich Presman nicht konkret äußern. „Frühere Planungen sind zu teuer“, neue Ideen gebe es nicht. „Wichtig ist, eine auf einem Staatsvertrag begründete Gemeinde als Basis zu schaffen“, so Presman.
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