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Von Erhart Hohenstein: Kein Zugang zum Affengang

Rollstuhl-Test: Brandenburger Vorstadt ist schweres Pflaster für behinderte Menschen

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Brandenburger Vorstadt - Für einen Rollstuhlfahrer oder einen Gehbehinderten mit Rollator ist es fast unmöglich, von der Sellostraße aus den als Affengang bezeichneten Eingang in den Park Sanssouci zu erreichen. Dies haben die Vorsitzende des Bürgervereins Brandenburger Vorstadt, Sabine Albrecht, und Vereinsmitglied Christina Vogel in geliehenen Rollstühlen selbst erprobt.

Der Gehweg aus der Sellostraße hat hohe Kanten, gegenüber gibt es am Marschall-Keith-Haus zwar eine abgeschrägte Auffahrt, doch die wird ständig durch parkende Fahrzeuge blockiert. Das unebene Pflaster dazwischen ist an manchen Stellen für Rollstühle unpassierbar.

Sabine Albrecht stellte in der Gaststätte Am Schillerplatz auf Einladung des CDU-Ortsverbandes Potsdam-West die Ergebnisse ihrer Untersuchung vor. Dabei sind zehn Straßen der Vorstadt Hausnummer für Hausnummer auf ihre Behindertenverträglichkeit geprüft worden.

Die Ergebnisse dieser Fleißarbeit waren ernüchternd: unebene und zu enge Bürgersteige, zusätzlich durch Mülltonnen verstellt, grob mit Feldsteinen gepflasterte Fahrbahnen, in deren Fugen der Rollstuhl stecken bleibt; unbefestigte Sandstrecken; keine Absenkungen für den Wechsel auf die andere Straßenseite und vieles mehr. An der Kreuzung Feuerbach- und Nansenstraße gibt es zwar eine ordentliche Auffahrt, doch wer als „Rolli“ mit dem nötigen Schwung hinauffährt, landet an einem dort aufgestellten Poller. Ob es nun die Zufahrt zum Park Sanssouci, zum St. Josefs-Krankenhaus oder zum Pflegeheim Hasenheyerstift betrifft – die Situation entspricht an kaum einer Stelle dem Protokoll von Barcelona, das auch Potsdam im November 2005 unterzeichnet hat. Es fordert im öffentlichen Verkehrsraum volle Beweglichkeit, und zwar ohne fremde Hilfe, für Menschen mit Behinderung. Wie Sabine Albrecht klarstellte, versteht der Bürgerverein das Untersuchungsergebnis nicht als Kritik an der Stadtverwaltung, sondern als Hilfe für die Umsetzung des Barcelona-Protokolls. Dies ist mit beträchtlichen Kosten verbunden. So wären für den behindertengerechten Ausbau der Kreuzung Lenné- und Sellostraße am Affengang etwa 25 000 Euro erforderlich.

Die Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes und Stadtverordnete Maike Dencker sicherte dem Bürgerverein Unterstützung zu. Ihre Fraktion wolle im Stadtparlament einen Antrag einbringen, um die aus der Untersuchung abgeleiteten Vorschläge zu verwirklichen. Dazu gehören ordnungsgemäße Absenkungen der Bürgersteige und deren farbliche Markierung, aber auch ein für Rollstuhlfahrer günstiger glatter Plattenbelag.

Erhart Hohenstein

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